Die heißen Themen der Farbenbranche

Sto, Akzo und Mega sorgten für viel Gesprächsstoff


Die Themen auf der "Farbe - Ausbau & Fassade" kreisten nicht nur um Produktneuheiten, Vermarktungskonzepte oder Verbandspolitik. Einige Branchenteilnehmer sorgten mit außergewöhnlichen Aktivitäten für jede Menge Gesprächsstoff. Zum Beispiel Sto: Eine "konzertierte Aktion" mit Tchibo hatte vor allem das Malerhandwerk auf die Zinne getrieben. "Alles drin: Anfahrt, Farbe, Abdecken, Verrücken, Anstreichen. Für nur 16.99 / qm Wohnfläche", wird via Internet verkündet. Ausgeführt werden die Arbeiten von der QHP Haus Profis GmbH, hinter der eine bundesweit agierende Firmengruppe aus Hamburg steht.

Warum machen die das? Direktvermarkter Sto hat zwar unbestritten Fassaden-Kompetenz, gilt bei Innenfarben jedoch als "Leichtgewicht". Mit der Tchibo-Aktion verspricht man sich offensichtlich eine Belebung des unterentwickelten Geschäftsfeldes. Für den Kaffeeröster Tchibo könnte es ein Versuchsballon sein, um sich ein weiteres Betätigungsfeld zu erschließen, nachdem es im Non-Food-Bereich kräftig kriselt.

Viele Malerbetriebe fühlen sich durch die Kampagne brüskiert, da qualitativ hochwertiger Handwerksarbeit der Stempel einer Discount-Leistung aufgedrückt wird. Vor diesem Hintergrund ist wohl zu erwarten, dass bei den Malern künftig nicht nur "Beste Bohne" von der Einkaufsliste gestrichen wird.

Kofa und Häfa - das ist wie Feuer und Wasser, glaubten wir bislang. Für alle, die nicht so nah am Thema sind: Kofa ist ein Farbenhersteller, der den Maler direkt beliefert, während die Häfa ihre Produkte über den Großhandel vermarktet. Und wie die meisten wissen, gibt es inzwischen auch "Häkofas". Die beliefern ebenfalls Großhändler, allerdings mit dem Unterschied, dass sich diese in ihrem Besitz befinden. Und jetzt der Kracher: Seit einigen Wochen bezieht die Mega Malereinkaufsgenossenschaft ein Häfa bei Sto einen Kofa ein Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS). Im Klartext bedeutet das: Ein Großhändler mit der Gesellschaftsform einer Genossenschaft kauft bei einem Direktvermarkter!

Der Hintergrund: Im Bereich WDVS hatte die Mega bislang einen einzigen Lieferanten. Warum nun ein weiterer dazugekommen ist, verdeutlichte mir Ex-Vorstandsvorsitzender Walter Stüven, der an dieser Kooperation noch maßgeblich mitgewirkt hatte: "Um das Risiko der Abhängigkeit zu verkleinern." Dass es sich bei dem Lieferanten um eine Kofa handelt, ficht ihn nicht an: "Wenn Sie wüssten, wer mit wem Geschäfte macht..." Das Feindbild hat sich offenbar grundlegend gewandelt. Die WDVS-Eigenmarke heißt übrigens Megatherm und wurde zunächst für kleinere Objekte konzipiert.

Da beißt die Maus keinen Faden ab: Wenn Akzo Nobel der "Farbe - Ausbau & Fassade" fernbleibt, ist das eine Entscheidung von erheblicher Tragweite. Immerhin handelt es sich hier um den weltweit größten Farbenhersteller. Genau genommen geht es hier aber um Sikkens. Die Profi-Marke des Konzerns feiert ein großes Jubiläum: Vor genau 50 Jahren wurde das Label am deutschen Markt eingeführt. Aus diesem Anlass hat das Unternehmen viel Geld in die Hand genommen.

Zum Jubiläum startet Sikkens viele neue Initiativen und Marketing-Konzepte für Maler. Auf einer breit angelegten Promotion-Tour durch ganz Deutschland informiert man darüber. Insgesamt 120 Orte bereist das Geburtstags-Team. Informativ wie eine kleine Messe finden diese "Geburtstagsfeiern" direkt beim Großhandel statt.

Letzte Meldung: Jürgen Hinz hat sein Amt als Präsident des Hauptverbandes Farbe - Gestaltung - Bautenschutz niedergelegt. Nachdem er erneut zum Präsidenten der internationalen Malerorganisation UNIEP gewählt worden ist und sich in seinem Betrieb personelle Veränderungen ergaben, sah sich Hinz veranlasst, neue Prioritäten zu setzen. Die Stabübergabe an einen Nachvolger soll Ende Juni auf einer Mitgliederversammlung erfolgen.

von Ulrich Baumert
aus BTH Heimtex 05/07 (Farben, Lacke)