Modalfasern

Falsch gekennzeichnete Ware auf dem Markt


Frankfurt - Wie allgemein bekannt ist, erteilt die Industrievereinigung Chemiefaser e.V. (IVC) als Interessenvertreter der deutschen und österreichischen Chemiefaserproduzenten in vielen Fällen Auskünfte bei Fragen rund um Chemiefasern. Dieses gilt auch, wenn Klärungsbedarf hinsichtlich der Kennzeichnung von Textilien besteht.

Cellulosische Chemiefasern, die durch die Umwandlung von natürlicher Cellulose in eine spinnfähige Flüssigkeit nach unterschiedlichen Verfahren hergestellt werden, lassen sich in verschiedene Fasertypen differenzieren, deren unterschiedliches Eigenschaftsprofil auch in Bezug auf die Textilkennzeichnung zu berücksichtigen ist. Vielfach bekannt ist sicherlich die Viskosefaser, die bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts industriell hergestellt wird und bis heute in Blusen sowie leichten Sommerkleidern für einen weichen Fall und eine glänzende Optik sorgt. Aber auch andere Faserarten wie Acetatfasern, Cupro, Lyocell oder Modal gehören der Gruppe der cellulosischen Chemiefasern an. Modalfasern werden zwar nach dem gleichen Prinzip wie Viskosefasern hergestellt, jedoch unter veränderten Reaktionsbedingungen, so dass sich die resultierenden Fasern hinsichtlich ihrer Festigkeit und Quellfähigkeit deutlich von den Viskosefasern unterscheiden.

Die hohe Festigkeit und gute Saugfähigkeit der Modalfasern ist mit den Eigenschaften von Baumwollfasern vergleichbar, jedoch entfallen Negativeffekte, wie z. B. Ablagerungen von Kalk und Vergrauungen, die sich beim Waschen von 100-prozentigen Baumwolltextilien ergeben würden. Die hohe Qualität von Modalfasern zeichnet sich auch durch ihre Weichheit und Farbbrillanz aus. Modalfasern werden daher häufig in körpernahen Textilien wie Tag- und Nachtwäsche, Socken und Strümpfe sowie Oberbekleidung, aber auch in Frottierwaren eingesetzt.

Qualitätskriterien spielen bei der Definition der Modalfaser eine überaus wichtige Rolle. Deshalb wurde der generische Fasername "Modal" durch BISFA (The International Bureau for the Standardization of Man-Made-Fibers) und in der ISO 2076 genau definiert, um ihn von der Bezeichnung "Viskose" eindeutig abzugrenzen. In dieser Definition besonders bedeutsam sind Mindestwerte über Nassmodul und Faserreißfestigkeit im konditionierten Zustand, damit eine genaue Unterscheidung zu anderen cellulosischen Faserarten erfolgen kann.

In jüngster Zeit konnte beobachtet werden, dass das Wissen über die Eigenständigkeit und das besondere Eigenschaftsprofil von Modalfasern nicht mehr präsent ist oder einfach ignoriert wird. So finden sich im Handel zunehmend Textilien mit Fasern, die in der Textilkennzeichnung mit "Modal" ausgezeichnet werden, jedoch das besondere für Modalfasern spezifische Eigenschaftsspektrum nicht aufweisen und somit per Definition keine Modal-, sondern Viskosefasern sind. Wie schon in anderen ähnlich gelagerten Fällen liegt hier ein Verstoß gegen das Textilkennzeichnungsgesetz vor, dessen sich die meisten Textilhersteller und Händler nicht bewusst sind. Die Partner entlang der textilen Wertschöpfungskette werden sich darauf einstellen müssen, dass die Handelspartner eines globalen Marktes nicht mit der gleichen Sorgfalt Produktbescheinigungen ausstellen, wie dieses in Deutschland üblich ist. Die Textil- und Bekleidungsindustrie Deutschlands, aber auch der Handel, werden bei der Auswahl und Beschaffung ihrer Fasern künftig sensibler vorgehen müssen. Produktbescheinigungen von Lieferanten außerhalb der Europäischen Union werden kritisch hinterfragt werden müssen und dürfen nicht ohne Prüfung übernommen werden.

Die mit einer fehlerhaften Textilkennzeichnung erfolgte Täuschung des Käufers wird nicht nur dem Ruf bestimmter Textilien, sondern der gesamten Branche schaden. Das Langzeitgedächtnis des Verbrauchers ist nicht zu unterschätzen, wenn ihm suggeriert wird, ein hochwertiges Textil gekauft zu haben, das im Gebrauch aber nicht die erwartete Qualität zeigt.
aus Haustex 06/07 (Fasern, Garne)