Badtextilien auf der Heimtextil 2005

Wellness-Trend bringt Leben ins Badezimmer

Auch bei Badtextilien fehlten wie bei manchem anderem Segment der Heimtextilil große Namen im Ausstellerkreis wie Kleine Wolke, Meusch und Spirella, alle aus der Leifheit-Gruppe, die dieses Jahr auf eine Messeteilnahme verzichteten. Vor allem türkische Hersteller nutzten das Vakuum, dass die Abwesenden hinterließen, um sich dem internationalen Publikum zu präsentieren. Das unterstreicht, dass die Türken immer mehr ihre Stärken im heim- und haustextilien Bereich ausspielen.

Die Frequenzbringer fehlten" - so das trockene Fazit der Aussteller in den "Bad-Etagen" 5.0 und 6.0 auf der Heimtextil. Nicht, dass unbedingt Bedauern mitschwang, dass Kleine Wolke, Meusch und Spirella, die drei Badtextilien-Töchter der Leifheit-Gruppe, der diesjährigen Messe fernblieb, aber natürlich interessiert man sich schon für Situation und Entwicklung der großen Mitbewerber. Das Trio wolle sich künftig im Zwei-Jahres-Rhythmus an der Messe beteiligen, heißt es nach unbestätigten Informationen.

Tatsache ist, dass Glanz fehlte und Fläche ungenutzt blieb, wenn auch geschickt getarnt und aufgefangen von einer ganzen Reihe unbekannter, meist türkischer Aussteller von Badtextilien, speziell Badteppichen.

In der Kombination mit Bett- oder Küchenwäsche fanden sich Badtextilien außerdem in Halle 9.1 und 9.2 zum Thema "Fresh & Splash". Die Angebotsvielfalt war entsprechend groß. Nicht unwichtig zu erwähnen erscheint uns hier die Umgebung: Die italienische Star-Designerin Paola Navone trug mit ihrer Gestaltung sicher nicht unerheblich zu der guten Stimmung in diesem Areal bei. Interessant ist auch, dass Bettwäsche- und Frottierwarenhersteller den Badteppich nicht nebenbei mitlaufen lassen, sondern ihn zunehmend ins optisch ausgeklügelte Kombinationsspiel mit einbeziehen, wenn auch anpassungfähig und dezent dessiniert, oft auf Mehrfachfunktion bedacht. Das alles mit Blick auf internationales Interesse einerseits und der Öffnung für neue Vertriebswege im Inland andererseits.

Neue Wettbewerbs-Herausforderungen also für die "klassischen" Badteppich-Hersteller. Die sind aber gewohnt, mit Flexibilität und Einfallsreichtum zu reagieren und stellen das auch dieses Jahr unter Beweis: Sie kämpfen mit hohem Qualitätsanspruch und zeitgemäßen, doch verkäuflichen Entwürfen um ihre Marktposition, was insgesamt ein Trading-up des Badteppichs bewirkt. Ihre hochwertigen Warenoptiken sind von Billigartikeln nicht nachzustellen, was der Konsument jedoch manchmal bedauerlicherweise erst durch eigene schlechte Erfahrungen erkennt.

Trotz der gelichteten Reihen äußerten sich viele Aussteller positiv über den Messeverlauf. Mag sein, dass das Segment vom großen Wellness- und Wohlbefinden-Trend profitiert - und alles, was mit Wasser und Bad verbunden ist, hängt sich an diesen Trend an. Das sind in erster Linie die Sanitärbranche, bei der zunehmend Produkte aus Designerhand gefragt sind, der gestalterische Ehrgeiz umfasst aber auch Fliesen und Boden. Und genau aus diesen Bereichen wollen sich die Badtextilien-Anbieter neue Kunden holen: Architekten, Innenarchitekten, Sanitärhandel und Lifestyle-Möbelhäuser. Vossen macht es sogar ganz geschickt und hat eine kleine, feine Hotelkollektion aufgelegt. Auch andere setzen sich ideenreich vom Wettbewerb ab: Rhomtuft kommt mit edlen Joop-Badteppichen - drei Acryl-, einer Baumwoll- und einer Antron-Qualität, jeweils farblich abgestimmt auf Joop-Frottierwaren von Cawö. Egeria gelang mit dem Designteam H+B Scheufele ein interessanter Mix aus frischer Wellness und liebenswerter Tradition, Hans Kleinmann kombiniert Bad- und Betttextilien in attraktivem Preis-Leistungs-Verhältnis, das fachhandelstreue Unternehmen vertreibt jetzt die originelle Aquanova-Kollektion in Deutschland und Österreich, Möve interpretiert aktuelle Tendenzen und Konsumentenwünsche in animierenden Präsentationen.

Überhaupt das Thema Präsentation: Das wird immer wichtiger, zumal Design im Badezimmer eine große Rolle spielt. Wie man aus der Reaktion der Anbieter sieht, sind Themenbilder ausschlaggebend für den Erfolg. Kombiniermöglichkeiten und praktische Anwendung sollen sofort erkennbar sein, Qualität muss sich fühlen lassen, Animationsfaktor Nr. 1 ist aber die Farbe.

Und was stand auf Produktseite im Mittelpunkt der Heimtextil 2005? Baumwolle macht das Rennen, vor allem schwere, zweiseitig verwendbare Modelle. Auch verzichtete keiner auf Baumwoll-Badematten mit Strukturmusterungen, wie sie in Südeuropa als Bettvorleger bekannt sind und sich in internationalen Badezimmern unentbehrlich zu machen scheinen.

Bademäntel gehören inzwischen ebenfalls zum Standard-Repertoire, ebenso Strandtücher und dekorative Duschtücher. Etwas zu kurz kamen auf den ersten Blick Duschvorhänge, allerdings fehlten hier auch starke Anbieter wie Spirella oder Sealskin. Neu dabei dafür das spanische Unternehmen Atenas, außerdem gab es Duschvorhänge zu sehen bei Grund aus Tschechien und Sorema aus Portugal.

Auffallend bei den Themenbildern waren die farbliche Harmonie und eher ruhige Dessinierungen. Ganz wichtig: Blockstreifen. Frottierwaren greifen auf alte Webbilder und -techniken zurück, aktualisiert durch neue Materialien und Bordüren, die in der Gestaltung Anlehnung an Inspirationen aus der Türkei oder Afrika zeigen oder die verspielte Lust an Stickerei und Quasten ausleben. Neben den allgegenwärtigen Pastells gibt es viel Grün von Jade und Reseda über Kiwi und Moos bis zu Flaschengrün, Rot demonstriert Power, vor allem ins Dunkle tendierend oder warmes Ziegelrot, minimalistisch kraftvoll geben sich Schwarz-Weiß, Silbergrau und Anthrazit.
aus BTH Heimtex 02/05 (Wirtschaft)