"Schaden für die City"

Einzelhandel in Fulda kritisiert Teppich-Domäne-Ansiedlung


Im Fuldaer Einzelhandel formiert sich Widerstand gegen den Bau eines Heimtextil-Supermarktes der Kette Teppich-Domäne Harste. Er soll nach Firmenangaben im Dezember auf einem Teilgelände der Filzfabrik Fulda in der Frankfurter Straße/Ecke Karl-Storch Straße entstehen.

Das Geschäft mit einer Verkaufsfläche von 3000 Quadratmetern war Thema eines Treffens der Vorstände von Citymarketing, des Einzelhandelsverbands und des Einzelhandelsausschusses der Industrie- und Handelskammer. "Wir werden unseren Unmut äußern", kündigte Citymarketing- Vorsitzender Jürgen Lenders im Gespräch mit der Fuldaer Zeitung an. Sein Hauptkritikpunkt: Der neue Markt werde der Innenstadt schaden. Dies gelte etwa für den Bereich Heimtextilien. "Wenn dies kein innenstadtrelevantes Sortiment ist, was ist dann noch innenstadtrelevant?", fragt er. Ein weiterer Kritikpunkt des Citymarketing-Chefs: Die Zahl der Einzelhandelsflächen in der Stadt steigt weiter an - und das bei sinkenden Umsätzen in der Branche.

Teppich-Domäne-Verkaufsleiter Thomas Hürter widerspricht Lenders Darstellung, die Innenstadt werde geschädigt. "Ich kann diese Argumente nicht nachvollziehen. Wir werden eher zusätzliche Kaufkraft nach Fulda holen." Das Geschäft entstehe verkehrsgünstig dort, wo der künftige Westring auf die Frankfurter Straße trifft. Lenders hingegen sieht genau deshalb in der Südstadt ein Zentrum entstehen, das der City schaden könnte. Die Kette Teppich- Domäne, die ihren Hauptsitz in Harste bei Göttingen hat, verkauft nach Hürters Worten neben Teppichen auch Tapeten, Farben, Gardinen sowie "in gewissem Maße" Heimtextilien und Haushaltswaren.

Quelle: Fuldaer Zeitung, 2. August 2005


Kommentar

Einzelhandelsfilialketten sind stets auf der Suche nach geeigneten Standorten für neu zu errichtende Verkaufsstätten. Die Teppich-Domäne Harste wurde jüngst in Fulda fündig, an einem Platz etwas außerhalb der City gelegen. Der ortsansässige Einzelhandelsverband sieht dem Engagement mit gemischten Gefühlen entgegen und protestiert erst einmal. Man fürchtet um die Kundenfrequenz der sortimentsgleichen Citygeschäfte und überhaupt um eine weitere Ausdünnung der innerstädtischen Einzelhandelslandschaft. Kein Einzelfall, sondern bundesweit seit Jahr und Tag ähnlich zu beobachten.

Was die Sache in diesem Fall so pikant macht: Der geplante Heimtextilien-Supermarkt wird nicht etwa auf der Grünen Wiese, sondern nach einem Bericht der Fuldaer Zeitung vom 2. August ausgerechnet auf dem Gelände der Filzfabrik Fulda errichtet. Filzfabrik und Dura sind hier seit ihrer Gründung durch Christian Wirth nahtlos ineinander übergehend auf einem großen Areal ansässig.

Der neue Markt wird eine Verkaufsfläche von 3.000 Quadratmetern haben. Flächen für Lager und Logistik sowie Parkplätze hinzu gerechnet, stellt die Filzfabrik Fulda damit eine ansehnliche Fläche unmittelbar auf ihrem Werksgelände für einen Discounter zur Verfügung. Ob an die Domäne Harste verkauft oder vermietet, bleibt dahin gestellt. Jedenfalls wird dieses Teilgelände für die Produktion nicht mehr benötigt, wie es heißt.

Die junge Geschäftsleitung der Filzfabrik scheint diesen Deal aus rein ökonomischen Erwägungen eingegangen zu sein. Frei werdende und nicht mehr selbst zu nutzende Flächen sind tote Flächen, die betriebswirtschaftlich gesehen nur Kosten verursachen. Ein möglicher Imageverlust scheint nicht zu stören. Immerhin holt man sich einen Branchen bekannten Billiganbieter ins Haus (oder auf den Hof), der in seinen Anfangsjahren die Ware aus dem Kuhstall heraus verkaufte. Das hat sich zwar geändert. Doch die Verantwortlichen der Filzfabrik sind zu fragen, warum sie einen Discounter der Branche nahmen? Sie hätten doch gleich an Aldi oder Lidl vermieten können. Mit der Domäne Harste verprellen sie zumindest ihre Einzelhandelskunden in der Region.

Jürgen Bruhn
aus BTH Heimtex 07/05 (Wirtschaft)