VDHI Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie e.V.

Schwaches Bild

Ein Kommentar von Claudia Steinert

Die diesjährige Tagung des Verbandes der Deutschen Heimtextilien-Industrie in Fulda war ein Armutszeugnis für unsere Branche. So wenig Teilnehmer hat es noch nie gegeben. Geschäftsführer Hans-Joachim Schilgen äußerte sich gegenüber BTH tief enttäuscht über das Desinteresse.

Wo waren die Verbandsmitglieder? Statt die wenigen Gelegenheiten zum nützlichen Gedankenaustausch mit Kollegen zu nutzen, statt gemeinsam Wege aus der Krise zu suchen, verkrochen sie sich in ihren Unternehmen. Verbandsarbeit heißt auch, Verantwortung für die Branche zu übernehmen. Davor kann man sich nicht einfach drücken.

Knapp 90 Gäste hatten sich ursprünglich zu der Tagung angemeldet. Etliche davon blieben der Veranstaltung ohne Absage gleich ganz fern - das ist besonders peinlich, wenn sie vom Verbandsvorsitzendem in seiner Eröffnungsrede namentlich begrüßt werden wie GHF-Präsident Martin Geiger. Andere verabschiedeten sich eiligst nach den Regularien, so dass sich zum öffentlichen Teil der Tagung mit Branchengespräch und Vorträgen gerade noch gut 50 Getreue einfanden - inclusive einer Handvoll Großhändler, Fachpresse und Vertretern nahestehender Verbände.

Das hat der Verband nicht verdient, der sich nach unserer Kritik der Tagung vor zwei Jahren in diesem Jahr sichtlich angestrengt hatte, ein interessantes Programm auf die Beine zu stellen. So stellte Referent Franz-Peter Falke Erfolgskonzepte in der Textilbranche vor und löste damit eine lebhafte Diskussion aus.

IKB-Chefsvolkswirt Dr. Kurt Demmer zeigte anschließend die Auswirkungen von Basel II auf die Heimtextilien-Branche auf. Wir haben seinen Vortrag zwar schon auf der GHF-Tagung gehört, fanden ihn aber auch beim zweiten Mal aufschlussreich, da er sich nicht in Allgemeinplätzen ergeht, sondern konkrete Zahlen nennt.

Einen unterhaltsamen Schlusspunkt setzte Prof. Dr. Claus D. Kernig, der nur auf den ersten Blick wie ein verknöcherter Theoretiker wirkte, dann aber ebenso kurzweilig wie tiefgründig über die Verbindung von Politik und Technologie philosophierte.

Bleibt noch zu nachzutragen, dass der gesellschaftliche Teil der Tagung, das festliche Abendessen, in kleinem Kreis in sehr angenehmer Atmosphäre verlief. Das führt selbst Wettbewerber zusammen. So konnte man beispielsweise am nächsten Morgen Dr. Wolfgang Wechsler von Saum + Viebahn und Jörg Jordan vom gleichnamigen Grossisten gemeinsam frühstücken sehen.

Wir berichten in der nächsten Ausgabe ausführlich über die Jahrestagung des Verbandes der Deutschen Heimtextilien-Industrie.
aus BTH Heimtex 05/02 (Wirtschaft)