Loba GmbH & Co. KG

Thema NMP: Stimmen der Hersteller von Parkettsiegeln

N-Methylpyrrolidon, ein Lösemittel, das als Filmbildehilfsmittel mit hervorragenden mechanischen Eigenschaften auch in wasserbasierten Fußbodenlacken enthalten ist, steht seit zwei Jahren in der fachlichen Diskussion. Ihm werden schädigende Einflüsse auf werdendes Leben unterstellt. Im kommenden Jahr ist zu erwarten, dass die Europäische Union eine Kennzeichnungspflicht für alle Produkte erlässt, die über 5% NMP enthalten. NMP-freie Produkte sind bei vielen Herstellern erst in der Testphase. Die Hersteller von Fußbodenlacken haben die Gefahr erkannt, denn die als umweltfreundlich vermarkteten Wassersiegel könnten in Verruf geraten. NMP muss ersetzt werden. Das aber ist nicht einfach. Wohl kaum ein Stoff, der bisher als Substitut entwickelt wurde, hat alle Eigenschaften von NMP. Das ParkettMagazin hat sich in der Branche umgehört.

Dr. Wolfgang Ehmann, Loba
"Seitdem in einer amerikanischen Studie NMP als reproduktionstoxisch beschrieben wurde, beschäftigen wir uns mit diesem Thema. NMP wurde bisher nahezu von allen Rohstoffherstellern als Lösemittel bei der Polymerisation von Polyurethandispersionen eingesetzt. Da diese Bindemittelklasse aufgrund ihrer hervorragenden mechanischen Eigenschaften für Fußbodenlacke gut geeignet ist, sind weitgehend alle hochwertigen Parkettlacke von dieser Problematik betroffen. Mittlerweile werden von der Rohstoffindustrie alle von uns eingesetzten Polyurethandispersionen auch in einer NMP-freien Formulierung angeboten und wir arbeiten intensiv daran, die NMP-haltigen Produkte zu ersetzen. Wir gehen davon aus, dass im Laufe des Jahres 2006 alle Loba-Produkte ohne NMP angeboten werden können."


Tassilo Hochstein, Heidelberger Lackfabrik
"Unsere Produkte enthalten kein bzw. maximal 2% NMP. Das HPS-UV-Beschichtungssystem der Heidelberger Lackfabrik ist Eco-zertifiziert und schadstoffarm. Die Emissionsuntersuchungen des Eco-Umweltinstituts erfolgten im Dezember 2004 und bezogen sich auf flüchtige organische Verbindungen (VOC, SVOC), Formaldehyd und Geruchsprüfung. Die Laborprüfung bezüglich gesundheitlich bedenklicher Gehaltsstoffe beachtete adsorbierbare organische Halogenverbindungen."


Lilo Sallinger, Irsa Lackfabrik
"Irsa produziert von über 25 Wasserlack-Produkten nur drei Wasserlacke, die knapp über 5% NMP beinhalten. Wir werden die Rezepturen so ändern, dass eine entsprechend geforderte Kennzeichnung nicht notwendig ist. Da es sich um eine nur sehr knappe Überschreitung der Grenzwerte handelt, ist die Umstellung kurzfristig bewerkstelligt. Ziel für 2007 wird allerdings sein, NMP-freie Produkte zu liefern. Natürlich arbeiten wir schon daran."


Thomas Adam, Berger-Seidle
"NMP ist ein organisches Lösemittel, das in einigen wasserbasierten Siegelprodukten als Filmbildehilfsmittel in Konzentrationen von 0,6% bis ca. 6% eingesetzt wird. Dieser Stoff ist bereits in uns angelieferten Bindemitteln enthalten, wird also durch uns nicht direkt zugefügt. NMP wurde seitens der TRGS 617 Ausgabe 1993 Punkt (6) damals hinsichtlich seiner "toxikologischen beziehungsweise ökologischen Eigenschaften als Lösemittel in Wassersiegeln empfohlen " und deshalb nach dem seitherigen Stand der Technik mit guten Gründen durch die Rohstoffindustrie und Siegelhersteller verwendet. Die tatsächliche Schadwirkung des Stoffes in der Parkettsiegel-Exposition ist umstritten und keineswegs einfach zu bestimmen. Der Stoff wurde jedoch von den zuständigen Behörden nunmehr als schädlich erkannt und eingestuft. Diese Einstufung betrachten wir bei Berger-Seidle als Faktum, auf das wir zu reagieren haben. Bei einem Mengenanteil in der Rezeptur von über 5% ist somit eine entsprechende Kennzeichnung des Produktes demnächst vorgesehen. Die Entscheidung der Behörden hierüber scheint noch nicht endgültig gefallen. Von 17 Produkten aus der wasserbasierten Berger-Seidle-Produktpalette wären dann lediglich fünf Produkte von dieser Kennzeichnung betroffen. Sieben Produkte sind bereits heute NMP-frei. An der Umstellung aller NMP-haltigen Produkte wird derzeit intensiv gearbeitet. Dies betrifft vorsorglich auch Produkte, die unter 5% und damit kennzeichnungsfrei geringe Anteile an NMP enthalten. Unser kompromissloses Entwicklungsziel heißt: "Komplettaustausch" und Ersatz durch unschädliche und kennzeichnungsfreie Ersatzstoffe. Das Berger-Seidle-Entwicklungslabor wird die Umstellungsarbeiten in Kürze abschließen. Unseren Kunden bieten wir heute schon ausreichend Produkt-Alternativen und eine offene Informationspolitik an."


Dr. Umberto Tuan, Carver
"Seit mehreren Monaten sind wir und unsere Lieferanten darum bemüht, neue Materialien abzuwägen, um die künftigen gesetzlichen Bestimmungen zu erfüllen. Am Anfang hat uns diese Situation nicht unbeträchtliche Probleme bereitet, indem sie uns gezwungen hat, sämtliche "historische", NMP-enthaltende Materialien zu beseitigen. Zurzeit aber nutzen wir diese Situation als Gelegenheit, um über unsere ganze Produktion nachzudenken - mit dem Ziel, den Risiko-Faktor für unsere Mitarbeiter sowie für die Anwender unserer Produkte noch weiter zu reduzieren.

Anfang 2006 werden wir einen neuen Wasserlack, ohne NMP und mit nur 47g/l VOC auf den Markt bringen. Bis zur gesetzlich festgesetzten Frist rechnen wir damit, unsere ganze Anstrichsmittelproduktion völlig zu erneuern."


Hans Hättich, Eukula
"NMP ist ein Thema, das uns in der CTA und in der eigenen Entwicklungsarbeit seit langem beschäftigt. Das organische Lösemittel NMP ist Bestandteil von einigen von uns bezogenen Rohstoffen, d.h. es wird von uns nicht direkt eingearbeitet. Daraus folgt, dass wir hier in hohem Maße auf die Zusammenarbeit mit unserem Rohstofflieferanten angewiesen sind. NMP-freie Rohstoffe standen aber in der Vergangenheit nur in begrenztem Maße zur Verfügung. Das gilt insbesondere für die qualitativ hochwertigen Siegellacke. Bereits heute liegen alle unsere Wasserlacke unter der Grenze von 5% NMP-Inhalt, die zukünftig als toxisch deklariert werden muss.

Dennoch ist es unser Ziel, schnellstmöglich auf NMP-freie Rohstoffe umzustellen. Es wäre im Sinne der Industrie und der Parkettleger, das Thema nicht hochzuspielen, denn gerade bei Produkten wie Siegellacken, die einer starken Strapazierung und unterschiedlichsten klimatischen Verhältnissen unterworfen sind, können Langzeiterfahrungen im Labor nicht nachgestellt werden. Deshalb hat auch die Rohstoffindustrie eine gewisse Zeit für die Entwicklung neuer Rohstoffe benötigt."


Andreas Wolf, Almarit Lacke
"Zu dem Thema NMP ist von unserer Seite aus folgendes anzumerken: Teilweise ist der Stoff tatsächlich bei wasserbasierten Systemen vorhanden. In unserer Forschung und Entwicklung haben wir intensiv gearbeitet und nun auch schon Lösungen parat, die das Lösemittel nicht mehr beinhalten."


Götz Schubert, Oli Lacke
"N-Methylpyrrolidon (kurz: NMP) ist ein organisches Co-Solvent, das häufig in wässrigen Polyurethandis-persionen genutzt wurde, um speziell die Verlaufs- und Filmeigenschaften des Lacks zu verbessern oder die "Mindestfilmtemperatur" zu senken. Seit vielen Jahren gilt der Einsatz von NMP aber zunehmend als kritisch und derzeit diskutiert die EU-Kommission, NMP als toxikologisch bedenklich zu klassifizieren. Für uns ein Grund, den Einsatz von N-Methylpyrrolidon schon seit Jahren konsequent zu reduzieren. Heute setzen wir selbst kein NMP ein und gehen hier sogar noch einen Schritt weiter, dass wir auch bei unseren Rohstoffzukäufen darauf achten, dass die Vorlieferanten möglichst kein NMP als Co-Solvent einsetzen. Unsere Parkettsiegellacke Oli-Aqua Top, Oli-Aqua Standard und Oli-Aqua Economy und selbstverständlich auch die wässrigen Grundierungen sind nahezu NMP frei. Sie weisen nur noch Spuren in einer Größenordnung von unter 0,18% auf. Lediglich beim Oli-Aqua Flex ist der Anteil noch etwas höher, liegt aber deutlich unter dem von der EU-Kommission diskutierten Grenzwert von 5%. Unabhängig von der Diskussion um den Einsatz von NMP als Co-Solvent, ist erklärtes Ziel unseres Unternehmens, den Lösemittelanteil generell in unseren Parkettsiegellacken auf unter 5% zu reduzieren. Auf der Domotex 2006 werden wir eine neue Generation der W2-Lacke vorstellen."


Werner Hirschvogel, Neopur
"NMP wird als Lösemittel bei der Herstellung von PU-Dispersionen verwendet. Die Menge des zugesetzten NMP hängt in direktem Verhältnis von der Viskosität des Präpolymers ab, welches wiederum im direkten Verhältnis zur Härte der PU-Dispersion steht.

Da das NMP vom Chemischen Komitee der EU-Kommission als schädlich eingestuft wurde, haben die meisten Bindemittelhersteller nach Alternativen für NMP gesucht. So wird zum Beispiel als Lösemittel Methyl-Ethyl-Keton (MEK) eingesetzt, dass nach Herstellung der PU-Dispersion entfernt wird. Die so hergestellte PU-Dispersion ist lösemittelfrei.

Die NMP- und lösemittelfreien PU-Dispersionen sind nach Herstellerangaben nur geringfügig weniger beständig als die NMP-haltigen, was wir in Versuchen nicht bei allen NMP-freien Bindemitteln bestätigen können. Als größere Nachteile haben sich aber ihre schlechte Verträglichkeit mit anderen Bindemitteln erwiesen sowie die Tatsache, dass durch die erhöhte Mindestfilmbildungstemperatur (MFT) beträchtlich mehr Colöser (z.B. Glykole) zugesetzt werden muss, der wiederum auch gesundheitsbedenklich sein kann.

Mit unserer hohen technischen Kompetenz in der Produkt-Entwicklung und gemäß den Erwartungen unserer Neopur- und Private-Label-Kunden werden die Möglichkeiten, die der Rohstoff-/Bindemittel-Markt bietet, sorgfältig geprüft und der sinnvolle Einsatz von NMP-freien Bindemitteln bereits praktiziert und weiter vorangetrieben, wobei die Funktionalität des Produkts an oberster Stelle steht und der letztlich notwendige Gesamtlösemittelgehalt mit in die Überlegungen einbezogen wird."


Stefan Neuberger, Pallmann
"Für uns ist die Entscheidung des Chemical Committees der EU zur Neueinstufung von NMP ein weiterer Schritt in die richtige Richtung eines langen Weges zur Verbesserung der Produkt- und auch der Lebensqualität in Europa. Im Zusammenspiel mit der Verringerung der Lösungsmittelemissionen werden sich in Zukunft weit reichende Änderungen im Produktsortiment der Versiegelungshersteller ergeben.

Unser Ziel ist es, den Gehalt an Lösungsmittel in unseren Systemen stetig abzusenken, jedoch darf dies nicht zu Lasten der Qualität geschehen. Wir haben schon längere Zeit NMP-freie Systeme im Einsatz, die stetig weiterentwickelt werden. Bevor diese Systeme von uns freigegeben werden, müssen sie erst über einen längeren Zeitraum intensiv unter den unterschiedlichsten Bedingungen getestet werden. Im Vordergrund steht dabei für uns neben der Qualität die problemlose Anwendbarkeit der Systeme. In enger Zusammenarbeit mit den Rohstofflieferanten werden die Versiegelungssysteme so optimiert, dass es in Zukunft keine Unterschiede zu den jetzt bestehenden Systemen gibt. Vielmehr werden die heutigen Systeme in ihrer Qualität übertroffen."
aus Parkett Magazin 06/05 (Sortiment)