Trockenreinigung nach dem Carpet-Cleaner-Verfahren

In 4 Schritten zum sauberen Teppichboden

Teppichböden gelten als besonders pflegeintensiv. Zu Unrecht: Schließlich reicht zur Unterhaltspflege meist einfaches Bürstsaugen und auch für die Grundreinigung gibt es mittlerweile Alternativen zur bewährten Sprühextraktion mit den typischen Problemen Feuchteeintrag und Wartezeit. Ein Beispiel bildet die Carpet Cleaner Methode - ein ebenso rationelles wie effektives Trockenreinigungsverfahren, das zudem ohne "chemische Keule" auskommt. Dietmar Neisius vom gleichnamigen Fachbetrieb aus Altenholz stellt es vor.

Bei der Grundreinigung von Teppichboden im Objektbereich ist die Sprühextraktion immer noch weit verbreitet. Nachteile: Die eingebrachte Feuchtigkeit und die damit verbundenen Trocknungszeiten, während der man den Boden eigentlich nicht betreten darf - was zu unliebsamen Betriebsunterbrechungen führt. Hintergrund: Wenn man die Trocknungszeit nicht abwartet, wird der Teppichboden schnell dreckiger, als er vor dem Reinigen war. Denn, wenn feuchte Tenside im Teppich verbleiben, entfalten diese bei der Berührung mit nassen Schuhen erneut ihre Wirkung und lösen den anhaftenden Schmutz, der dann im Teppich bleibt.

Bei der Trockenreinigung besteht diese Problematik nicht: Der Boden ist sofort nach dem Reinigen wieder nutzbar - die Wiederanschmutzungsneigung wird deutlich reduziert. Eine objektgeeignete Lösung für die trockene Grundreinigung bietet beispielsweise das Carpet Cleaner Verfahren. Hier gelangt man in nur vier Schritten zu einem sauberen Teppichboden - und das ohne "chemische Keule". Auch das benötigte Equipment ist überschaubar: Es besteht aus einem bewährten Columbus-Bürstsauger, einer speziellen Bürstmaschine zum Eintrag des Reinigungsgranulates - dem sogenannten "Renovator" - dem Granulat selber sowie einer Reinigungslösung in der Sprühflasche.

1. Schritt: Schmutzanlösung durch Annebeln

Vor der eigentlichen Reinigung wird der Zustand der Teppichbodenfläche untersucht: Wie gestaltet sich der Pflegezustand? Sind Flecken vorhanden, die eine besondere Behandlung erfordern? Ist der Flor gegebenenfalls vereinzelt niedergedrückt? Bei einer ordnungsgemäß unterhaltsgepflegten Bahnenware erfolgt zunächst eine Vorbehandlung mit dem Schmutz- und Fettlöser "Crystal Clean". Dieser Schritt dient einer ersten Schmutzanlösung.

Die aufgesprühte Substanz enthält Alkohole und Acrylate - letztere sorgen dafür, dass der Schmutz später auskristallisiert. Gleichzeitig wird die Oberflächenspannung von der Faser genommen. Beim Auftrag nebelt man den Belag allerdings nur kurz mit der Sprühflasche ein - ohne ihn zu durchnässen. Eine Einwirkzeit ist nicht erforderlich.

2. Schritt: Naturzellulose bindet Schmutz

Stattdessen geht es gleich weiter mit dem zweiten Reinigungsschritt: Nun wird das leicht feuchte Reinigungsgranulat ausgestreut. Es basiert auf Naturzellulose, die als Trägermaterial wie ein saugfähiger Schwamm wirkt und dabei den Staub und den Schmutz aufnimmt sowie bindet. Hergestellt wird das Granulat aus vermischten Holzspänen von vier verschiedenen Bäumen und einem geringen Anteil an Maisgranulat.

Bei den Bäume handelt es sich überwiegend um Weichhölzer. Das Holz wird fein geschreddert und gemahlen, wobei es seine rundliche Form erhält. Anschließend wird es getrocknet, durch eine Entstaubungsanlage gewirbelt und schließlich auf 260C aufgeheizt, damit sämtliche Sporenpilze (Schimmelpilze) absterben. Hinzu kommt Alkohol. Das Ergebnis ist ein in jeder Hinsicht ökologisches Reinigungsmittel ohne bedenkliche Inhaltsstoffe.

3. Schritt: Einbürsten des Granulats in den Flor

Anschließend wird das Granulat mit einer kontrarotierenden Bürstmaschine - dem "Renovator" - in den Teppichflor eingebürstet. So lassen sich die kompletten Teppichfasern bis zum Trägermaterial erreichen und reinigen. Je nach Fläche hält Carpet Cleaner Bürstmaschinen in einer Breite von 30, 40 oder 50 Zentimetern bereit, die sich bei besonders großen Räumen sogar zusammenschalten lassen. Schon mit der kleinsten Bürstmaschine schafft ein Mann eine Flächenleistung von rund 40 qm in der Stunde. Tipp: Ist der Verschmutzungsgrad des Teppichbodens besonders hoch, kann zusätzlich ein Granulat aus der Schale der Kokosnuss aufgestreut und eingebürstet werden. Dadurch verstärkt sich zum einen die Wirksamkeit der Bürstmechanik, zum anderen wird herunter getretener Flor wieder aufgerichtet - beispielsweise im Stuhlrollenbereich.

Bei hartnäckigen Flecken empfiehlt sich zusätzlich der tensidfreie Spezialfleckenentferner "F1", der auf den Fleck aufgesprüht und dann ebenfalls mit der Bürstmaschine eingearbeitet wird.

4. Schritt: Absaugen mit Bürstsauger

Die schmutzbeladene Naturzellulose wird anschließend sorgfältig mit dem bewährten Columbus-Bürstsauger aufgesaugt. Auch sie benötigt keine Einwirkzeit - der gesamte Reinigungsprozess vollzieht sich bereits während des Einbürstens. Ist das gesamte Granulat aufgesaugt, kann die Fläche sofort wieder uneingeschränkt genutzt werden. Dieser Vorteil ermöglich auch Reinigungen bei laufendem Geschäftsbetrieb. Stören könnten höchstens die Sauggeräusche - wobei der "Renovator" vergleichsweise leise arbeitet.

Das Verfahren eignet sich prinzipiell für alle textilen Bodenbeläge - von Tufting-Teppichböden über edle Webware bis zu Nadelvlies. Ausnahme: extrem langflorige Beläge. Hier konnte das Ergebnis bislang noch nicht vollständig überzeugen. Eine Lösung ist allerdings schon in Planung: Mit weicheren Bürsten und einer Umschaltmöglichkeit für eine geringe Geschwindigkeit beim "Renovator" will man künftig auch diesen Belägen gerecht werden.
aus FussbodenTechnik 03/03 (Sortiment)