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Karstadt: Schwierige Sanierung drückt auf Gewinn und lässt Köpfe rollen


Die Sanierung des Karstadt-Quelle-Konzerns erweist sich als schwieriger und langwieriger als gedacht, nachdem die Probleme bei den Versender-Töchtern Neckermann und Quelle offenbar größer sind als bisher angenommen. Mitte Juli wurde eine Umsatz- und Ergebniswarnung veröffentlicht: Danach wird befürchtet, dass der Konzernerlös im laufenden Jahr im mittleren einstelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr zurückgeht.

Zugleich kündigte Vorstandsvorsitzender Thomas Middelhoff an, dass das bereinigte EBITDA statt der prognostizierten 500 nur 350 Mio. EUR betragen werde. Das ließ den Aktienkurs noch am selben Tag um 4% nachgeben. Auch wird es personelle Konsequenzen geben: Nach Zeitungsmeldungen ist sicher, das drei Vorstände aus der Versandhandelssparte ihren Posten verlieren werden: Marketingchef Gebhard Stammler, die für das Ausland zuständige Nathalie Balla und Textilvorstand Peter Wahle. Bereits kurz nach Middelhoffs Amtsantritt im Mai hatten Versender-Chef Arwed Fischer und Finanzvorstand Georg M. Zupancic ihre Sessel räumen müssen. Wie viele Mitarbeiter sonst noch gehen müssen, ist laut Middelhoff zur Zeit noch offen. Er kritisiert, dass "über Jahre hinweg dringend notwendige Anpassungsmaßnahmen" unterlassen worden seien, die jetzt "schnell und konsequent" umgesetzt werden müssten.

"Die Kosten sind zu hoch, die Prozesse dauern zu lange und das Sortiment stimmt auch nicht mehr". Ergo sollen 10% der angebotenen Versandprodukte gestrichen werden. Um die Entscheidungswege abzukürzen, wird der neunköpfige Vorstand der Sparte aufgelöst und Quelle und Neckermann zu eigenständigen GmbHs formiert, die getrennt geführt werden. Geschäftsführer von Quelle werden Michael Badke und Konzern-Finanzvorstand Harald Pinger, Neckermann wird von Bernd Oppenrieder geleitet. Auch im Konzernvorstand soll es wieder einen Versandhandelschef geben, der richtige Mann sei schon gefunden, sagte Pinger, ohne einen Namen zu nennen.

Die Neuordnung des Versandhandels zieht Spekulationen um einen möglichen Verkauf nach sich - obgleich der Konzern solche Absichten zurückweist. Allerdings ließ Middelhoff verlauten, dass weitere Unternehmensbereiche veräußert werden sollen, unter anderem die Hypothekenbank des Konzerns. Auch Forderungen an Dritte will er versilbern. Die Fitness-Center und die Modekette Wehmeyer sind bereits verkauft, die Verhandlungen über Sinn-Leffers und die kleineren Warenhäuser kämen voran.

Insgesamt sollen die Verkäufe über 2 Mrd. EUR in die Kassen spülen. Das Geld braucht der angeschlagene Konzern, um seine Verbindlichkeiten abzutragen: Auf 4,4 Mrd. EUR beliefen sich die Schulden per 31. März.
aus BTH Heimtex 10/05 (Wirtschaft)