Praktiker AG

Praktiker zum zweiten Mal an der Börse


Praktiker ist am 22. November nach drei Jahren an die Börse zurückgekehrt. Die zweitgrößte Baumarktkette in Deutschland will mit diesem Schritt die Eigenkapitalbasis stärken und die Expansion in Osteuropa weiter ausbauen.

Zunächst sah alles nach einem Desaster aus. Wie schon bei einigen Kandidaten früher in diesem Jahr, stand der Börsengang von Praktiker zunächst auf der Kippe. Auf Grund mangelnder Nachfrage musste die Preisspanne von ursprünglich 16 bis 19 auf 14 bis 15 EUR je Aktie gesenkt und der Börsenstart um vier Tage verschoben werden. Danach lief das Geschäft, die zur Zeichnung angebotenen Aktien der Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG konnten zu einem Ausgabepreis von 14,50 EUR platziert werden. In den Handel startete das Papier mit 14,90 EUR. Insgesamt wurden 34,5 Mio. Aktien platziert, das Platzierungsvolumen betrug rund 500 Mio. EUR. Aus der darin enthaltenen Kapitalerhöhung flossen Praktiker Bruttoemissionserlöse in Höhe von etwa 116 Mio. EUR zu.

Auf Basis des Emissionspreises von 14,50 EUR ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 841 Mio. EUR. Das Grundkapital der Gesellschaft beträgt nach der Kapitalerhöhung 58 Mio. EUR. Von den platzierten 34,5 Mio. Aktien stammen 8 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung und 26,5 Mio. von der Muttergesellschaft Metro. Der größte deutsche Handelskonzern hält nach dem Börsengang noch etwa 40,5% an Praktiker. 99% der zur Zeichnung angebotenen Aktien wurden an institutionelle Anleger platziert. Die Emission war nach Angaben der Konsortialbank J.P. Morgan mehr als dreifach überzeichnet. Zwischen 40 und 50 Prozent der Aktien seien an britische Investoren gegangen. Danach folgten US-Investoren, erst dann deutsche Anleger. Die Praktiker-Aktie wird im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt, auf Basis des Streubesitzes und der Größe des Unternehmens sieht Praktiker gute Chancen, in den MDAX aufgenommen zu werden.

Praktiker ist nach Umsatz der zweitgrößte Betreiber von DIY-Bau- und Heimwerkermärkten in Deutschland und Marktführer in einigen Wachstumsmärkten Osteuropas. Der Auslandsanteil am Gesamtumsatz der Praktiker-Gruppe liegt mittlerweile bei rund 23 Prozent. Insgesamt betreibt das Unternehmen derzeit 335 Märkte in acht Ländern Europas und erzielte im Geschäftsjahr 2004 einen Umsatz von rund 3 Mrd. EUR. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2005 belief sich der Umsatz auf 2,3 Mrd. EUR. Zurzeit beschäftigt Praktiker rund 17.000 Mitarbeiter.

Praktiker war von 1995 bis 2002 schon einmal an der Börse notiert gewesen. Die Baumarktkette hatte vorher mehrheitlich der Asko-Gruppe gehört. Bei der Fusion von Asko, Kaufhof und Deutsche SB-Kauf zur Metro-Gruppe im Herbst 1995 hatten Deutsche Bank, Allianz und Bankgesellschaft Berlin ihre 15-prozentige Minderheitsbeteiligung an die Börse gebracht. Schließlich hatte Metro sämtliche Aktien übernommen und die Notierung streichen lassen. Seitdem hatte der Handelskonzern seine Heimwerkertochter durch Filialschließungen, Personalabbau, ein verkleinertes Sortiment und erfolgreiche Rabattaktionen ("20% auf alles - außer Tiernahrung") aus den roten Zahlen geführt.

Mit der Kapitalspritze aus dem Börsengang will Praktiker vor allem im Osten Europas wachsen. In Bulgarien, Griechenland, Rumänien, der Türkei und Ungarn läuft das Geschäft. Schon im nächsten Jahr will der Baumarkt-Betreiber die ersten Filialen in der Ukraine eröffnen, möglicherweise wird es bald auch Märkte in Russland geben. Im Börsenprospekt weist Praktiker aber selbst darauf hin, dass das boomende Geschäft in Osteuropa besonders dem "begrenzten Wettbewerb" auf diesen Märkten zu verdanken sei. Das könnte sich rasch ändern, wenn Mitbewerber dort verstärkt auftreten. Der deutsche Markt gilt seit langem als übersättigt. Experten zufolge gibt es hier etwa ein Drittel zu viel Verkaufsfläche. Hier steht Praktiker in einem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb mit Obi, Hornbach und anderen Ketten.
aus BTH Heimtex 11/05 (Wirtschaft)