Henkel Bautechnik: Hintergründe und erste Auswirkungen der Neuausrichtung

Enge Markenverzahnung zeigt Wirkung

Die bautechnischen Marken des Henkel-Konzerns, zu denen unter anderem Verlegewerkstoffspezialist Thomsit gehört, starteten mit einem zweistelligen Umsatzplus ins laufende Geschäftsjahr. Beflügelnd auf das positive Quartalsergebnis wirkte sich die erst vor wenigen Monaten eingeleitete engere strategische Verzahnung zwischen den Marken aus sowie die milde Witterung zu Jahresbeginn. Sie führte zu einer äußerst regen Bautätigkeit in den zentralen Absatzmärkten.

Das positive Wachstumstempo der einzelnen Markengeschäfte der Henkel Bautechnik werde man voraussichtlich nicht über die kommenden Quartale konservieren können, vermutet Steffen Rüdiger, Leiter des Vertriebs der deutschen Handwerkergeschäfte im Henkel-Konzern. Dennoch stünden die Anzeichen für eine attraktive Konjunkturentwicklung sehr gut: "Die rezessive Phase haben wir definitiv hinter uns gelassen. Diese Einschätzung teilen auch viele Hersteller, mit denen wir uns auf der BAU in München oder zuletzt auch auf der Farbe in Köln ausgetauscht haben."

Mit der Strategie, die bautechnischen Marken wie Thomsit Fußbodentechnik, Ceresit (Fliese und Bauwerksabdichtung), Teroson (Abdichtungen für Fenster und Fassade) und Wolfin (Dach- und Dichtungssysteme) mit den klassischen Henkel-Handwerkergeschäften Metylan, Sista oder Pattex gewerkübergreifend stärker zu verzahnen, ohne die hohe Spezialisierung der Marken aufzubrechen, hatte die Henkel Bautechnik auf aktuelle Tendenzen im Markt reagiert. Demnach favorisieren die einzelnen Branchen nicht mehr ausschließlich Spezialisten, sondern schätzen insbesondere im Objektgeschäft übergreifende Gesamtangebote.

Ansprüche haben sich gewandelt

Diese Entwicklung ist einerseits eine Folge des Falls der Meisterpflicht für viele Gewerke. Andererseits geht sie mit einem Wandel der ästhetischen Vorstellungen, Ansprüche und dem Geschmack der Verbraucher und Auftraggeber einher. Während Bäder beispielsweise noch vor wenigen Jahren eine absolute Domäne der Fliese waren, haben heute längst auch Parkettböden Einzug in die Nassbereiche gehalten. "Daher kommen plötzlich bei einem klassischen Ceresit-Händler neben einem breiten Parkettprogramm auch Verlegewerkstoffe von Thomsit ins Spiel", erläutert Rüdiger Reinfelder, Marketing-Direktor für Konsumenten- und Handwerkerklebstoffe. "Und dieses Beispiel steht exemplarisch für eine Vielzahl an Variationen in allen anderen Gewerken."

Auch das Bedürfnis von Großhändlern, ihre Komplexität und den Lageraufwand zu reduzieren, spielt eine bedeutende Rolle. "Aus diesem Grund sind wir gut beraten, uns als Gesamtanbieter von Lösungen für nahezu alle bautechnischen Fragen vom Fundament bis zum Dach zu präsentieren", so Rüdiger. Gerade für den Handel, aber auch für Generalunternehmer und große Auftraggeber seien gewerkübergreifende Angebote überaus interessant, weil man stets nur einen Ansprechpartner habe. Rüdiger weiter: "Das gilt für die Beratung, die Bestellung und im schlimmsten Fall eben auch für die Reklamation. Damit verkürzen sich Wege und unsere Partner sparen Zeit."

Kompakte Sortimentsangebote fürs Handwerk

Nicht zuletzt dem Verarbeiter bietet das engere Zusammenwirken der bautechnischen Henkel-Marken Vorteile und Zusatzgeschäfte. Ein Beispiel: Viele Metylan-Kunden, die im Zuge ihrer Maler- und Tapeziertätigkeit auch auf die Sanierung kleinerer Fußbodenflächen angesprochen wurden, hatten häufig abgewiegelt, weil ihnen die Produktvielfalt in diesem Segment die Übersicht geraubt hatte. Thomsit wendet sich daher mit einem kompakten 6-Produkte-Programm an alle Handwerker wie Maler, Schreiner, Raumausstatter und Tischler, die nur am Rande den Fußboden berücksichtigen. Mit diesen so genannten "Sechs Richtigen" lassen sich über 80 Prozent aller Verlegesituationen meistern.

Reinfelder führt aus: "Viele unserer Metylan-Kunden, aber auch Neukunden, nehmen dieses Angebot inzwischen dankend an und generieren so für sich zusätzlichen Umsatz. Nach diesem Vorbild planen wir ähnlich kompakte Sortimentsangebote auch für die übrigen Marken."

Eine der treibenden Kräfte im Renovierungs- und Sanierungsmarkt ist zweifelsfrei die Generation der Über-50-Jährigen. Sie hat indirekt maßgeblichen Anteil an der strategischen Neuausrichtung. Reinfelder: "Gerade diese Generation beauftragt häufig Firmen, die Sanierungs- und Renovierungsaufgaben koordinieren und delegieren, also Bauleiter- oder Hausmeisterfunktionen übernehmen. So wird der Hausherr selbst nicht mehr belastet." Auf den Bedarf solcher Komplettlösungen haben sich inzwischen zahlreiche Unternehmen spezialisiert. Sie bündeln Kompetenzen und Know-how mehrerer Gewerke und sind ihrerseits dankbar, wenn sie lieferantenseitig ebenfalls aus einer Hand bedient werden.

Innovationsschub ist bereits erkennbar

Sichtbaren Einfluss nimmt die strategische Neu-Ausrichtung von Henkel auch auf Forschung und die Entwicklung neuer Technologien. Obwohl sich der zu erwartende Innovationsschub vermutlich erst mittelfristig vollends auswirken wird, lassen sich erste Tendenzen bereits bemerken. Basierend auf der Kompetenz in punkto Schalldämmtechnologie in mehreren Markengeschäften, entwickelte Henkel beispielsweise unter der Marke Ceresit ein völlig neuartiges Akustiksystem namens "PhoneStop". Zentrales Element des Systems sind als nicht brennbar zertifizierte Dämmplatten, die auf Innenwände öffentlicher Gebäude oder privater Wohnräume geklebt, Lärm und Krach in beträchtlichem Maß absorbieren. Damit empfiehlt sich "PhoneStop" überall dort, wo Menschen effektiv vor Lärmstress geschützt werden müssen.

Wegweisende Produktentwicklungen, so Reinfelder, böten aktuell aber auch die übrigen Markengeschäfte. Im Bereich der Fußbodentechnik habe man zum Beispiel erst kürzlich mit dem Thomsit DS 40 Dickschichtausgleich eine Ausgleichsmasse kreiert, die sich variabel in Schichtdicken von bis zu 40 mm in einem Arbeitsgang aufbauen lässt. Der besondere Clou: Die Masse ist direkt und ohne weiteres Nachspachteln sogar für sensible elastische Beläge belegreif.

Neue Positionierung von Elch stößt auf große Marktakzeptanz

Wie eng vernetzt die bautechnischen und die Handwerkermarken des Henkel-Konzerns inzwischen arbeiten, veranschaulicht auch die Integration der Marke Elch. Vor rund zwei Jahren hatte Henkel den Abdichtungsspezialisten akquiriert. Mittlerweile unterzog der Konzern das Erscheinungsbild der Marke einem klassischen Facelifting und positioniert sie mit großer Akzeptanz aktuell quer über alle Gewerke in allen Vertriebskanälen neu. Vor allem die jüngste Produktgeneration "FT Flextec 101" erfreut sich seit ihrer Markteinführung großer Nachfrage.

Das Produkt kommt gut an, so Reinfelder, "weil es abdichtet, klebt und verfüllt." Außerdem sei FT Flextec 101 geeignet für Anwendungen in allen Gewerken. Das Produkt lässt sich auf den meisten Baumaterialien einsetzen und bei jedem Wetter verarbeiten.

Unternehmensbereiche zusammengelegt

Henkel führte zum 1. April die beiden Unternehmensbereiche Klebstoffe für Konsumenten und Handwerker, zu dem auch die bautechnischen Marken gehörten, sowie das Industriegeschäft von Henkel Technologies zum neuen Unternehmensbereich Henkel Adhesives Technologies zusammen. Rüdiger fasst zusammen: "Mit einem Umsatz von 5,5 Mrd. EUR weltweit sind wir heute die unangefochtene Nummer eins im Weltmarkt. Von dieser geballten Stärke und Kompetenz werden alle unsere Kunden in Handel, Objekt und Handwerk spürbar profitieren. Daher blicken wir sehr optimistisch nach vorne."
aus FussbodenTechnik 03/07 (Marketing)