Thomsit kündigt Akquisitionen in Deutschland an

"Wir wollen die Nummer eins in Europa werden"

Thomsit konnte 2002 seine führende Marktposition in Deutschland behaupten und will sie in diesem Jahr noch weiter ausbauen. Dazu sollen neben neuen Produktgruppen und Synergieeffekten im neuen Verbund mit den übrigen Sparten der Henkel Bautechnik auch Akquisitionen beitragen. "Wir sind nicht zu verkaufen, sondern wir werden kaufen", trat Geschäftsführer Wolfgang F. Heck auf der Domtex-Pressekonferenz selbstbewusst allen Übernahmegerüchten entgegen. Außerdem will man die Bodenliga reaktivieren.

Während der Großteil der deutschen Verlegewerkstoff-Anbieter angesichts der parallelen Baufachmesse in München in diesem Jahr auf einen Domotex-Auftritt verzichtet hatte, sorgte die Henkel Bautechnik in Hannover nicht nur mit ihrem spektakulären Stand unter dem Motto "Arena Zukunft" für Aufsehen. Auch die auf der traditionellen Messe-Pressekonferenz vorgelegten Zahlen und Zukunftspläne ließen aufhorchen. Der deutsche Marktführer schwimmt auch hier gegen den Branchentrend.

Das Unternehmen setzte im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt rund 390 Mio. EUR um, von denen 140 Mio. EUR auf den deutschen Markt entfielen. Das entspricht im Inland einer Steigerung um 8,5 % - trotz anhaltender Konjunkturflaute in der heimischen Bauwirtschaft. Dabei konnten vier der fünf Geschäftsbereiche Ceresit, Thomsit, Wolfin/Alkor, Kertscher und Teroson, die im Rahmen einer groß angelegten Strukturreform 2002 unter dem Dach der Henkel Bautechnik zusammengeführt worden waren, ein Wachstum nach Umsatz und Marktanteil verbuchen. In 2003 strebt man einen Gesamtumsatz von 420 Mio. EUR an.

Marktführerschaft trotz Umsatzrückgang behauptet

Lediglich die Verlegewerkstoff-Sparte Thomsit musste mit einem Umsatz von 97 Mio. EUR, von denen 60 Mio. EUR in Deutschland erwirtschaftet wurden, ein Minus von 4 % verzeichnen. Der frühere Thomsit-Leiter Wolfgang F. Heck, der in der Unternehmensleitung jetzt für das deutsche Gesamtgeschäft der Henkel Bautechnik verantwortlich ist, bewertet diese Entwicklung angesichts der allgemeinen Branchenlage dennoch positiv: "Wir sind damit als Marktführer trotz einer stark rezessiven deutschen Bauwirtschaft von großen Einbrüchen verschont geblieben und haben uns einmal mehr als Fels in der konjunkturellen Brandung erwiesen."

Vertriebsleiter Norbert Blach unterstrich in Hannover diese Einschätzung, indem er auf einige der Widrigkeiten verwies, mit denen die Verlegewerkstoff-Branche im vergangenen Jahr in Deutschland zu kämpfen hatte: "Die Branche hat insgesamt einen Geschäftsrückgang von rund 9 % zu beklagen - die Flächen haben sich deutlich verringert und außerdem die Werte teilweise halbiert." Mit entsprechenden Konsequenzen für die Kunden im Großhandel und im verarbeitenden Handwerk: "Wir haben im vergangenen Jahr allein durch Insolvenzen einen Umsatzverlust von rund 5 Mio. EUR erlitten", berichtete Blach.

Internationales Geschäft weiter ausgebaut

Ein erheblicher Teil der Einbußen auf dem deutschen Markt konnte laut Heck allerdings durch Zuwächse im Ausland kompensiert werden: "Insbesondere Osteuropa ist für uns eine große Stütze geworden." Aber auch aus England konnte er von einem "hervorragenden, organisch wachsenden Thomsit-Geschäft" berichten. Darüber hinaus verzeichnete man positive Geschäftsverläufe in Griechenland und Spanien. Außerdem würde das Überseegeschäft zunehmend an Bedeutung gewinnen. So konnte man beispielsweise in enger Kooperation mit führenden europäischen Belagherstellen in China einen erfolgreichen Geschäftsaufbau realisieren.

Das Hauptaugenmerk liegt für Heck dennoch weiterhin auf dem Deutschen Markt, wo man sich trotz schwieriger Konjunkturlage viel vorgenommen hat: "Mit unseren prägenden Tugenden wie Verlässlichkeit, Kompetenz, Sicherheit und einem offenen Ohr für die Bedürfnisse unserer Kunden sowie dank der Synergiegewinne der inzwischen vernetzten Henkel Bautechnik werden wir uns im laufenden Jahr mehr als behaupten. Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mag es vermessen klingen, aber wir werden den Umsatz in Deutschland steigern und zwar gegen alle konjunkturelle Unbill und entgegen aller Trends."

Klare Absage an alle Verkaufs-Gerüchte

Das gelte auch für das Thomsit-Geschäft: "Wir planen bei Thomsit in 2003 keine Rückgänge - unser Mindestziel ist das Erreichen des Vorjahresniveaus." Selbstbewusst wies Heck Gerüchte zurück, dass sich Henkel mittelfristig von seiner Verlegewerkstoff-Sparte trennen wolle: "Wir sind nicht zu verkaufen, sondern wir werden kaufen." Ganz aus der Luft gegriffen seinen die Gerüchte zwar nicht gewesen - "natürlich prüft ein Konzern regelmäßig sein Produktportfolio" - im vergangenen Herbst habe eine Unternehmensberatung jedoch empfohlen, Thomsit weiterhin als Kerngeschäft der Henkel Bautechnik zu erhalten.

Die Muttergesellschaft habe daraufhin ein "beachtliches Budget" für Akquisitionen zur Verfügung gestellt. Zukäufe plane man auch und gerade auf dem deutschen Markt: "Unsere Ziele sind klar definiert, abgesteckt und intern zeitlich umrissen", betonte Heck. "Wir werden unsere führende Marktposition in Deutschland nutzen, um sie organisatorisch, durch Akquisitionen und Kooperationen auszubauen, um die Nummer eins in Europa zu werden." Eine Aussage, die bereits in Hannover für erneute Übernahmegerüchte sorgte, die diesmal allerdings zu Ungunsten des Wettbewerbs ausfielen.

Wachstumspotentiale durch neue Produkte und Nutzung von Synergien

Positive Impulse erhofft man sich auch durch die in Hannover vorgestellten Produktneuheiten - unter anderem den Thomsit Best Fertig-Estrich, den "Flüsterkleber" für Parkett Thomsit P 670 sowie den Thomsit XXL Premium Ausgleich, der eine ganz neue Spachtelmassen-Generation repräsentieren soll. Die Qualitätsprobleme im Bereich Ausgleichsmassen, die eine zeitlang für Schlagzeilen gesorgt hatten, sind laut Heck nun endgültig überwunden.

Darüber hinaus setzt man in Düsseldorf auf ein neuartiges Akquisitionsinstrument: Mit einem computergesteuerten "Objekt-Verfolgungs-System", in dem alle Sparten der Henkel-Bautechnik vernetzt sind, sollen künftig alle aktuellen und potentiellen Projekte zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfasst werden. Es berichtet zentral an alle Geschäftszweige des Unternehmens und hält den Außendienst über jeden Entwicklungsschritt auf dem Laufenden. Die gewerkübergreifende Vernetzung bietet den System-Managern der einzelnen Sparten die Möglichkeit, frühzeitig Kontakt mit ausschreibenden und produktentscheidenden Stellen aufzunehmen und so Nachfrage für die Thomsit-Kunden in Großhandel und Handwerk zu generieren.

Eine intensivere Unterstützung des Handwerks kündigt Blach auch von der Bodenliga an, um die es zwischenzeitlich sehr ruhig geworden war: "Wir wollen jetzt die Phase Zwo der Bodenliga einläuten, bei der es künftig weniger um den Bodenleger selbst als vielmehr um die Betriebe gehen wird." Viel mehr wollte Blach noch nicht verraten - hier scheint sich jedoch der Aufbau einer Dienstleistungs- und Serviceagentur anzudeuten. Darüber hinaus will man das Potential des Thomsit-Schutzbriefes weiter ausbauen.
aus FussbodenTechnik 01/03 (Wirtschaft)