Thema Fassadenfarbe

Die Wände werden immer bunter

Deutschlands Häuser werden farbiger. Zwar steht Weiß als Fassadenfarbe nach wie vor hoch im Kurs, aber immer mehr Immobilienbesitzer und Architekten sehnen sich nach kräftigeren Tönen bis hin zu dunklem Blau, Rot und vereinzelt sogar Schwarz. Die Farbenhersteller reagieren auf diesen Trend mit einer kontinuierlichen Verbesserung der Produkteigenschaften. Sie bieten sowohl Dispersionsfarben als auch Beschichtungen auf Silikat- und Silikonharz-Basis sowie mineralische Fassadenfarben an, die den Temperaturschwankungen trotzen und damit Spannungsrisse der Oberfläche verhindern. So findet der Maler findet für jeden Wunsch den passenden Anstrich.

Bunt ist meine Lieblingsfarbe." Diese Aussage stammt von dem deutschen Star-Architekten und Begründer des Bauhauses, Walter Gropius. Ihr stimmen immer mehr Hausbesitzer, Bauherrn und Architekten zu und zeigen Mut zur Farbe. Vor allem junge Menschen schwelgen im Farbenrausch, wie das Deutsche Lackinstitut auf Basis einer Umfrage mitteilte. Demnach gelten Weiß und Gelb zwar als Favoriten, aber Rot und Grün sowie Beige sind an Hauswänden im Kommen, zunehmend auch als dunkeltönige Akzente.

Die Ausführungen des Deutschen Lackinstituts unterstreichen die Erfahrungen, die der Farbhersteller Alligator in Enger macht. "Was mit einem vorsichtigen Herantasten an Pastelltönen begann, ist zum selbstverständlichen Umgang mit intensiven Farbtönen geworden", sagt Marketingleiterin Manuela Beiter.

Farben geben Orientierung

"Intensive Farbigkeiten und Kontraste sind gefragt, wobei wir allerdings auch feststellen, dass die Suche nach höchstmöglicher Buntheit ihren Zenit überschritten hat", betont Margit Vollmert, Leiterin des Caparol-Farb Design Studios. Stattdessen gebe es einen Hang zu intensiven, aber weniger grellen Nuancen von langer Lebensdauer. Auch das Spektrum der beigen Töne sei gefragt, in Verbindung mit klaren Farben, zu denen auch Weiß gehöre, und Anthrazit-Nuancen. Darüber hinaus kommen kräftige Farben wie Grün zum Einsatz. "Gespannt sind wir, wie und wann sich welche Innenfarbtrends ihren Weg an die Fassade bahnen", meint Vollmert. "Dort sehen wir zu den Grüntönen, Natur- und trockenen Rotnuancen viele unterschiedliche Blaus. Und das lange vergessene, frische, leicht zitronige, teils auch dotterbuttrige Gelb setzt Akzente."

Dabei sorgen Farben nicht nur für gute Laune, sondern auch Orientierung und fördern das soziale Miteinander der Bewohner von Siedlungen. Ein Beispiel dafür ist der Wohnpark Elsteraue in Halle, der nach dem Caparol-Farbkonzept saniert wurde. Die Hauptflächen der Fassaden erhielten einen Anstrich in warmen Gelbnuancen, abgegrenzt durch kräftiges Rot und Blau.

Auch Künstler haben die Fassade entdeckt. Der Berliner Oliver Kray verwandelte die Wände eines Mehrfamilienhauses in wahre Schmuckstücke. Er bediente sich dabei der Multifunktionsfarbe Reno Top Housepaint von Zero-Lack. "Eine freundliche, lebendige Farbigkeit macht so manche Umgebung lebenswerter. Viele Kommunen unterstützen diese deutliche Akzentuierung", meint Harald Kranz, Marketingleiter bei Zero-Lack. Nach seiner Einschätzung nimmt die Farbigkeit von Fassaden deutlich zu, komplett dunkle Wände blieben aber die Ausnahme.

Je dunkler aber eine Farbe ist, desto größer sind die thermischen Spannungen, die sie aushalten muss. Denn kräftige, satte Farben absorbieren das Sonnenlicht, wandeln es also direkt in Wärme um, während helle Töne das Licht reflektieren. Die Folge der Absorption ist eine Aufheizung der Oberfläche am Tag und eine damit einhergehende Dehnung. Während der Nacht kühlt sie dann wieder ab und zieht sich zusammen. Diese Spannungen können zu Schäden an der Beschichtung dem Untergrund und weiterer Bauteile führen, vor allem auf wärmegedämmten Konstruktionen. Richtwert ist der Hellbezugswert der Farbe. So wird der Reflektionsgrad bezeichnet, der vom Schwarzpunkt 0 bis zum Weißpunkt 100 reicht. Demnach reflektiert eine dunkle Farbe mit niedrigem Hellbezugswert das Licht deutlich schlechter als eine helle.

Technisch ausgereift

Mit den verbesserten Rezepturen und modernen Werkstoffen sind inzwischen auch langlebige, lichtbeständige und brillante Farben mit einem Hellbezugswert von unter 20 möglich, wie eine fast schwarze Außenwand eines Wohnhauses in Stuttgart beweist, die der Architekt Thilo Holzer vom Architekturbüro Lederer Ragnarsdttier Oei mit der Carbon Dark Side von Caparol gestaltet hat. Auch die übrigen Hersteller stellen sich dem Trend zu mehr Farbigkeit. So hat Relius Coatings in Zusammenarbeit mit Konzernmutter BASF die Cool Colours auf Basis der Pigmentpasten-Technologie entwickelt. Damit lassen sich auch dunkle Farbtöne bis hin zu Schwarz abtönen.

Sigma Coatings, die Marke der PPG Coatings Deutschland, setzt auf die TSR-Rechnologie. TSR steht für Total Solar Reflectance, zu Deutsch: Umfang der Solar Reflexion. Die Sigma Siloxan Ultra-Cool Fassadenfarbe basiert auf speziellen Pigmentpasten, die eine Aufheizung der Oberfläche verhindern. Bei der Marke Herbol von Akzo Nobel ist es die Kombination von anorganischen Pigmenten und Bindemitteln, die Spannungsrisse abwehrt. Die Farbpasten heißen Mineral Color. Sie schützen die Fassade zudem vor Algen- und Moosbefall. Diese Eigenschaft hat auch die Orbit Hybrid-Fassadenfarbe von Alligator, deren Hybrid-Bindemittel die Pigmente und Füllstoffe dauerhaft einbindet.

Die modernen Beschichtungen sind in allen Trend- und Wunschfarben erhältlich, der Fassadengestaltung also kaum Grenzen gesetzt. Das gilt auch für die technische Funktionalität. Dem professionellen Verarbeiter eröffnet sich damit die Chance, nicht nur Qualität abzuliefern, sondern mit Kreativität die Außenhüllen der Häuser in einen individuellen Blickfang zu verwandeln. Allerdings ist Vorsicht geboten. Denn der Handwerker kann bei fehlerhafter Untergrundbeurteilung schnell mit Gewährleistungsansprüchen konfrontiert werden. Um das Haftungsrisiko zu minimieren, hat die Mega Gruppe zusammen mit der R + V Versicherung die MKB Handwerkerpolice Plus entwickelt.
aus BTH Heimtex 10/11 (Farben, Lacke)