Barbara Sprinzl, Eagle Products Textil GmbH, im "Haustex"-Gespräch

"Der Bereich Einrichten & Lifestyle nimmt zu"

Hof/Saale - Mode- und Wohnaccessoires aus Naturhaar, also Decken, Plaids, Schals und Tücher aus z.B. hochwertigen Fasern wie Lammwolle, Mohair oder Cashmere machen den Schwerpunkt im Produktions-Programm der im oberfränkischen Hof/Saale ansässigen Eagle Products Textil GmbH aus. Die vor über 100 Jahren als Wollwarenweberei gegründete Firma wird seit dem Jahr 1914 als Familienunternehmen geführt und gilt heute als renommierter Anbieter im Deckenbereich. Im Hinblick auf das vor uns liegende Jahr 2005 haben wir der geschäftsführenden Gesellschafterin Barbara Sprinzl - die diese Funktion zusammen mit ihrem Bruder Hans Christian Hagen ausübt - einige Fragen gestellt.

Haustex: Die wirtschaftliche Situation auch im Heim- und Haustextilienbereich ist angesichts anhaltender Konsumflaute, Preisverfall und zahlreicher weiterer negativer Faktoren nicht gerade von großer Euphorie geprägt. Wie sehen Sie das abgelaufene Jahr 2004?

Sprinzl: Obwohl wir uns noch mitten in der Saison befinden, versuche ich gerne ein Resümee zu ziehen. Auch das vergangene Jahr bestätigt die Entwicklung der letzten Jahre: Das anspruchsvolle Naturfaser-Plaid ist eindeutig ein design- und funktionsorientiertes Einrichtungsobjekt geworden. Dies belegen sowohl die Umsatzzahlen in unseren verschiedenen Kundengruppen als auch die Verkaufszahlen unserer verschiedenen Produkte: der Bereich Heimtextilien ist rückläufig, der Bereich Einrichten/Lifestyle nimmt zu. Ebenso werden die Design orientierten Artikel gut angenommen und sind stark in der Kollektion vertreten, wohingegen die ganz klassischen Produkte nur als Basics verstanden werden. Insgesamt wird der Umsatz in dieser momentan schwierigen Sparte voraussichtlich auf dem Niveau des Jahres 2003 liegen, wobei insbesondere der Export eine Steigerung erfahren hat. Unsere Planungen haben sich damit erfüllt.

Die beiden inländischen Messen Heimtextil und Tendence Lifestyle sind für uns zu echten Orderterrninen mit guten Ergebnissen geworden. Das zweite Halbjahr, in dem wir Saison bedingt über 65 Prozent unseres Umsatzes in dieser Sparte verzeichnen, verlief erwartungsgemäß, wenn auch der Auftragseingang später einsetzte als in den Vorjahren. Dieser Trend deutet sich schon seit Jahren an. Wir verspüren wie in den Vorjahren bei vielen Kunden eine gewisse Verunsicherung - sicherlich eine Folge der anhaltenden Konsumflaute. Daraus resultiert wiederum, dass wir beim Auftragseingang über 80 Prozent Sofortorders (max. Lieferzeit ein bis zwei Wochen) verzeichnen.

Haustex: Hinsichtlich der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Handel sind leider immer noch diverse Probleme zu erkennen. Was könnte Ihrer Meinung nach zu einer Verbesserung und Intensivierung beitragen?

Sprinzl: Das Lagerrisiko wird vorn Handel völlig auf den Lieferanten abgewälzt. In dieser Saison konnten wir uns aber perfekt auf diese Anforderungen einstellen, trotz einer neuen Kollektion im Juli mit über hundert neuen Artikeln. Unsere sofortige Lieferbereitschaft kann allerdings nur durch teure und mit Risiko behaftete Vorab-Produktion und eine flexible inländische Fertigung aufrecht erhalten werden. Eine besser geplante Ordertätigkeit im Handel würde natürlich vieles wesentlich erleichtern.

Dies wäre für uns eine entscheidende Verbesserung der Zusammenarbeit. Denn leider werden die Plaids im Einzelhandel überwiegend immer noch als reine Saisonartikel begriffen und dann auch nur in (!) der Saison geordert. Eigentlich paradox, denn eine Saison kann und muss doch auch im Handel geplant werden. Unsere Erfahrungen mit dem Lifestyle- und Einrichtungsbereich haben gezeigt, dass Plaids nicht nur im Herbst und Winter "gehen", sondern sich auch über das ganze Jahr gute Umsätze damit erzielen lassen. In der aktuellen Kollektion und bei den Neuheiten, die wir auf der Heimtextil präsentieren werden, haben wir daher ein besonderes Augenmerk auf sommerliche und "alltägliche" Artikel gelegt, wie farbenfrohe gefütterte Baumwolldecken zum Schlafen und Wohnen oder leichte Lammwollplaids für drinnen und draußen.

Haustex: Die deutsche Textilindustrie steckt nach wie vor in einem Konjunkturtief. Wo sehen Sie Chancen für einen wirtschaftlichen Aufschwung?

Sprinzl: Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Situation und unserer Firmenstrategie sehen wir weiterhin die besten Chancen in der inländischen Produktion von Qualitätsware. Nur durch die flexible, zeitnahe Fertigung, perfektes Design und damit der Möglichkeit, individuelle Kundenwünsche zu erfüllen, können wir den vergleichsweise teuren Produktionsstandort halten. Und die Zusammenarbeit mit Zulieferern und Großkunden, wie z.B. aus der Möbelbranche oder Textil-Verlagen, kann neue Impulse, letztlich auch für den Handel, geben. Diesen Weg werden wir weiter gehen.

Eine allgemeine Strategie für einen wirtschaftlichen Aufschwung in der Textilindustrie kann - neben einer allgemeinen Verbesserung des Konsumklimas - meiner Meinung nach insbesondere durch ein Umdenken im Handel und damit auch bei den Konsumenten erfolgen. Das Preis-/Leistungs-Verhältnis von Textilien muss wieder stimmen. Der Konsument muss wieder mehr Sicherheit bekommen über das, was er kauft - er sollte nicht einfach nur schnell im Discounter mitnehmen, was gerade angeboten wird. Und natürlich können auch überzogene Rabatt-Aktionen der Wertschätzung von hochwertigen Produkten auf Dauer nur abträglich sein. Diese Strategie kann jedoch nur für eine gewisse Käuferschicht gelten. Aber gerade mit dieser Kundenschicht beschäftigen wir uns, und können über andere Strategien wenig Aussagen machen.

Haustex: Welche Erwartungen knüpfen Sie an das vor Ihnen liegende Jahr 2005?

Sprinzl: Im vor uns liegenden Jahr erwarten wir in Deutschland keine grundlegend andere Situation als im vergangenen. Wir werden weiterhin mit innovativen Produkten und Designs auf den Markt kommen. Ansonsten können wir als Hersteller eines Nischenprodukts den Handel durch unsere Produkte und Serviceangebote nur unterstützen. Andersherum ist der Facheinzelhandel unser Partner, auf den wir letztendlich angewiesen sind. Wenn die Pflege unserer Produkte im einzelnen Ladengeschäft nicht betrieben wird, sind wir machtlos. Für das Jahr 2005 planen wir einen Ausbau unseres Exportgeschäfts mit Gesamt-Europa und Amerika und für die inländischen Umsätze wären wir mit einer Stabilisierung und einem minimalen Plus schon zufrieden.

Haustex: Wir danken für das offene Gespräch.
aus Haustex 01/05 (Wirtschaft)