Comfortex Leipzig

Fachhandel mit gebremstem Einkaufsverhalten

Leipzig - Eine gute Nachricht zuerst: Die Comfortex setzt weiter auf Kontinuität; in 14. Auflage wird sie vom 10. bis 12. September 2005 stattfinden. Die diesjährige Messe für Raumgestaltung - koordiniert mit der Fachmesse für Wohn- und Geschenkideen Cadeaux - bilanzierte für sich im Vorjahresvergleich mit insgesamt rund 17.000 Besuchern "stabile Resonanz."

Indes war nicht zu übersehen, dass sich das anhaltend schwierige Umfeld im Messegeschehen deutlich widerspiegelte. Die Comfortex hatte bezüglich Ausstellerzahl und Ausstellungsfläche bei Haustextilien, Bettwaren und Matratzen Substanzverluste zu verkraften. Diese Sortimente blieben weiterhin unterrepräsentiert. Womit auf der Hand liegt, dass dies zu Lasten der Attraktivität geht; auch zu Ungunsten einer kompetenten Aussage über das Herbst-/Winterangebot der Branche. Ob dieser Tatsachen waren die einschlägigen Fachbesucher einmal mehr "not amused".

In dem Zusammenhang dürfte die Fachbesucher-Analyse von Interesse sein. Nach Messeangaben waren 44 Prozent der Comfortex-Fachbesucher aus dem Handwerk und 41 Prozent aus dem Facheinzelhandel. Über die Hälfte ist als Raumausstatter tätig. 43 Prozent handeln mit Gardinen und Dekostoffen, aber lediglich 13 Prozent mit Bettwaren im umfassenden Sinne; 18 Prozent sind mit dem Verkauf von Teppichen und Bodenbelägen befasst. Vier Fünftel des Fachpublikums gaben an, im Unternehmen selbst Einkaufsentscheidungen zu treffen. Fast ausnahmslos sagten sie bereits den Messebesuch zur Comfortex 2005 zu. Etwa 80 Prozent der Aussteller waren sich bei Messeschluss schon sicher, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.

Wenn bei Nachbetrachtung der Comfortex 2004 von Kontinuität die Rede ist, darf der nachfolgend beschriebene Umstand nicht unerwähnt bleiben. Von der nun schon mehrere Jahre währenden Leipziger Messe-Abstinenz so mancher marktführender bzw. am Markt mitbestimmender Unternehmen profitieren hinsichtlich des aktuellen Einkaufsgeschehens und mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft vor allem diejenigen, die präsent waren. Dergestalt betroffen - im positiven Sinne - sahen sich nicht nur ostdeutsche Anbieter, denen am Messeplatz Leipzig ohnehin der Faktor "einheimischer Lieferant" zugute kommt. Auch Wäsche- und Bettwarenhersteller aus den alten Bundesländern gaben an, "den Umständen entsprechend nicht ganz schlecht abgeschnitten" zu haben. Wobei Voraussetzung ist, dass ihre Offerten den hiesigen Einkäufern geläufig sind. Insofern wird belohnt, wenn Firmen der Veranstaltung über Jahre hinweg die Treue halten.

Zu beobachten war auch diesmal, dass Messe-Neulinge in aller Regel die Messe noch eher als "Schnupperkurs" denn als Orderveranstaltung erlebten. Interesse verspürten solche Aussteller allemal, wie z.B. Ritter/Decken & Plaids, der polnische Haustextilienanbieter Dolwis S.A. oder der vollstufige tschechische Betrieb Hybler GmbH, der seine Erzeugnisse an Bett-, Tisch- und Küchenwäsche schon zu mehr als 70 Prozent sowohl auf Märkten der Europäischen Union, in Mittel- und Osteuropa oder auch in Übersee absetzt.

An Messeumsätzen gemessen wuchsen allerdings keinem der Aussteller in den Haustextil- Branchenbereichen die Bäume in den Himmel. Ihre Resümees auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht: "Unsere ohnehin nicht zu hoch angesetzten Erwartungen sind erfüllt worden." Das Ordergeschehen sei von "in sich überschaubaren Einkaufsvolumina" geprägt worden. Neukunden in befriedigender Zahl gewonnen zu haben war für die diesjährige Comfortex nicht typisch, wie die Anbieter, nicht zuletzt wegen der angespannten Marktlage, übereinstimmend berichteten. Erwiesenermaßen von Vorteil war, mit Produkt-Innovationen oder in Breite und Tiefe gut gestaffelten, aus einer Hand angebotenen Erzeugnisprogrammen aufwarten zu können.

Bestätigt sahen dies etwa Curt Bauer , die über modische Ergänzungen der Bettwäschekollektion hinaus in Leipzig den neuen Tischwäsche-Artikel "Ripsdecke" im Vorgriff auf die Frankfurter Heimtextil vorstellte. Die in Feinrippstruktur gewebte Baumwoll-/Polyesterqualität - eine pflegeleichte 180 g-Ware - gefiel durchweg; zum einen wegen ihrer neutralen Farbgebung, und zum anderen hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten des Tischwäsche-Ensembles bei Tischdekorationen im eleganten wie im rustikaleren Stil. In Vorbereitung sei "eine ganz andere Damastbettwäsche-Kollektion in kräftiger Farbgebung und teils abgepasst gewebt mit neuen Dessins wie Paisley-Mustern, die in dieser Form am Markt neu und bis dato einzigartig sein wird", wie Geschäftsführer Michael Bauer wissen ließ.

Mit ihrem Bettdeckenprogramm "Famous Ingeo" auf Basis hochveredelter Maisfasern setzte die Waldenburger Bettwaren Akzente. Erzstef/Erzgebirgische Steppdeckenfabrik konnte wiederum mit Produktvielfalt in solider Fachhandelsqualität zu vorteilhaftem Preis-Leistungsverhältnis überzeugen. Mit neuen Produkten vermochte auch Egino Haustextilien zu punkten: Bettwäsche und Spannbetttücher als Microfaser-Artikel; Frottiertücher und Bademäntel in Micro-Cotton. Die Sortimente zum Wellness-Programm auszubauen, diese Anregung von Kunden soll bis zur Heimtextil verkaufsfertig umgesetzt werden.

Ebenso im Vorgriff auf die Frankfurter Messe stellte Freyja Schlafsysteme mit Polyester-Abstandsgewirken eine neue Matratzenbau-Komponente vor. Die Gewirke aus der Fertigung von Spiga - im Vertrieb von Bodet & Horst - finden bei Freyja in der Konstruktion des ausschließlich auf Fachhandelsbedarf abgestellten Matratzentyps "Modulus" als weiterer Komfort- bzw. Klimabaustein Verwendung. Der Geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Frey war überrascht vom Kundeninteresse und von der Aufgeschlossenheit gegenüber dieser Produktinnovation.

In dem Zusammenhang resümierte Comfortex-Projektleiter Andreas Zachlod aus Sicht des Messeveranstalters: "Gute Resonanz verspürten jene Aussteller, die neben neuen, interessanten Produkten noch ergänzende Leistungen anboten - zum Beispiel Ideen für die Warenpräsentation, sinnvolle Produktkombinationen oder emotional wirksame Verkaufsargumente. Diese Erfahrung lässt sich unmittelbar auf den Fachhandel übertragen. Der Kunde will etwas sehen, erfahren, "mitnehmen". Nur wer Kunden durch Mehr-Nutzen überzeugt, kann sich heute am Markt behaupten. Es ist höchste Zeit, dass sich der Fachhandel wieder auf seine Stärken besinnt".

Dieser Ansicht schlossen sich gegenüber "Haustex" Carsten Schrader und Horst Pöhler, Vorstandsmitglieder des Fachverbandes Wasserbetten an; unter Verweis auf das unter Mitwirkung des Verbandes im "Forum Bett" vom Unternehmensberater Stefan Schnitzler/Bedbrain zelebrierte Vortragsprogramm, das in seiner Problematik auf praktische Hilfe für den Bettenfachhandel abgestellt war (siehe auch "Splitter").

In Leipzig präsentierten sich im Rahmen des in die Comfortex integrierten 4. Deutschen Wasserbettentages zehn Hersteller als Team. "Wasserbetten - eine Idee der Mutter Natur" hieß der Slogan, mit dem der Fachverband auf seinem Gemeinschaftsstand warb. Damit wurde zugleich der Startschuss gegeben für eine Cross-Media-Kampagne, "die jedem Hersteller und Händler nutzt", so die Verbandsvorsitzende Iris Geyer; "trotz oder gerade wegen des Wettbewerbsdrucks lässt sich gemeinsam mehr erreichen." Ausdrücklich "zufrieden" äußerten sich aus der Reihe der Wasserbetten-Anbieter Martin Reckert von reckertwerkstattmöbel und Mark Sepanski von T.T.I./Bree.
aus Haustex 10/04 (Wirtschaft)