Partnertreffen für MZE-Händler bei Optimo

50 Jahre - und was das Schlafen angeht, ziemlich weise

Braunau - Bis zu zehnmal im Jahr veranstaltet der österreichische Hersteller von Schlafsystemen für den Handel Seminare und Produktschulungen im eigenen Werk. Für ein Partnertreffen Ende Juni initiierte der Einkaufsverband MZE die Reise für zehn angeschlossene Häuser nach Braunau am Inn. "Haustex"-Redakteurin Marianne Nehm begleitete die Gruppe beim Kennenlernen der Produktionsstätten.

Wie immer, wenn Christian Hantelmann, der Optimo-Verkaufsleiter für Deutschland, solch ein Seminar organisiert, lässt er sich von seiner Begeisterung für Natur und Landschaft dieser Region leiten. Grenzüberschreitend lernten die Teilnehmer die Gegend um Burghausen in Niederbayern und das österreichische Innviertel kennen. Die geplante Sonntags-Radtour musste ins Wasser fallen - wegen des Regens sah das Alternativprogramm eine Schifffahrt von Schärig nach Passau vor. Dass die Möglichkeit zum informellen Austausch von den "Einzelkämpfern" des Handels gern angenommen wird, war am Montagmorgen zum Start der Führung durch die Optimo-Produktion nicht zu übersehen - man kannte sich offensichtlich bereits gut. Christian Hantelmann allerdings erkrankte und konnte selbst nicht durch das Programm führen. Auf diesem Weg wünschen wir gute Besserung. Optimo, nach eigenen Angaben österreichischer Marktführer bei Schlafsystemen, hat in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. 1954 startete A. Kinder in St. Peter am Hart mit der Produktion von Betteinsätzen aus Holz und Draht. 1978 erfolgte die Übersiedlung in das nahe Braunau. Die seit 1991 gestartete Matratzenproduktion war so erfolgreich, dass der gesamte Komplex drei Jahre später an einen neuen, rund 200 m entfernten Standort verlegt wurde. Wenn Gerald Stündl, Verkaufsleiter Österreich, erzählt, wie die Marke "austro/flex" entstand, vermeint man Märchen aus vergangenen Zeiten und Märkten zu hören: Vor zehn Jahren wollte Kika das Schlafsystem eines schweizerischen Mitbewerbers kaufen - und habe es nicht bekommen. Daraufhin sei man auf Optimo zugekommen und das Unternehmen habe das eigene System "austro/flex" entwickelt. Eine Erfolgsgeschichte, meint der Verkaufsleiter, "im vergangenen Jahr wurden 4.000 Teile ausgeliefert." 2002 erweiterte Optimo das Programm um Wasser- und Luftbetten.

Besucher können sich leicht orientieren bei Optimo: Es gibt das "Holzwerk" und das "Textilwerk". So wie Lattenroste heute aussehen, mit grau foliertem Rahmen und flexiblen Federaufsätzen aus Plastik, könnte man fast vergessen, dass das Grundmaterial Holz ist. Hier kommt man nicht daran vorbei, der Geruch von frisch geschlagenen Bäumen liegt in der Luft. Die Abnehmerländer haben ihre Eigenheit. "In Österreich spielt es keine Rolle," erklärt Gerald Stünzl, "ob Birke oder Buche für die Ummantelung verwendet wird, die Deutschen bevorzugen Buche." Aber Birke werde immer stärker.

Im Stammhaus, wo die Betteinsätze gefertigt werden, beeindruckt der moderne Maschinenpark. Im Turnus von maximal 15 Jahren wird alles ausgetauscht. Neueste Investition ist eine 3 Mill. Euro teure Maschinenstraße von Koch in Sonderanfertigung für Optimo. Die Leisten werden hier durch ein geschlossenes System geschickt, vom Zuschneiden, Bohren, Lackieren und Trocknen. Alle Einzelteile für die Betteinsätze sind so weit wie möglich standardisiert gefertigt und liegen auf Vorrat. Die Montage erfolgt immer manuell, wenn ein Auftrag vorliegt, "Roboter wären zu teuer". Jeder Lattenrost wird kommissionsweise ausgeliefert.

In der vor zehn Jahren neu gebauten Halle für die Matratzenfertigung dominieren optisch die weißen Stoffberge für die Bezüge. Die Matratzenkerne aus Kaltschaum und Latex werden im Haus entwickelt, in Auftrag gegeben und zugekauft. Die Produktpalette ist umfassend: Optimo führt Kaltschaum, Latex (ist gewaltig heruntergegangen im letzten Jahr), Federkern und Taschenfederkern. Ebenso umfassend werden alle Materialien für die Bezüge verwendet, die hier genäht werden, wobei waschbare Bezüge zunehmend nachgefragt würden. 60 m Bezugsstoff schafft zum Beispiel eine etwa zwei Jahre alte Maschine pro Stunde, bei der das Breitenmaß eingegeben und dann gesteppt und gesäumt wird. Gerald Stündl spricht von größter Passgenauigkeit. Die fertigen Matratzenhüllen sind großteils abziehbar, auch dies ein deutlich sich abzeichnender Trend. Angeboten werden außerdem Nackenstützkissen mit einem Kern aus Talalay-Latex, Naturlatex und Visco-Schaum.

Für die gängigen Größen, in denen alle Matratzenmodelle auf Lager liegen, betrage die Lieferzeit etwa eine Woche. "Mengenläufer liegen grundsätzlich schon da." Die interne Zeit zur Fertigung einer Matratze liege zwischen drei und fünf Wochen, eine Zeit, die bei Sonderanfertigungen berücksichtigt werden müsste.

Es fällt eine Rollenanlage ins Auge: "Reine Kostenfrage", seit ein paar Monaten werde die USA beliefert und "in einen Container passen nun mal doppelt so viele Matratzen, wenn sie gerollt sind". Bis zu welcher Stärke können Matratzen überhaupt gerollt werden, möchte ein Gast wissen. "Bis zu 16 cm", kommt die Antwort des Produktionsleiters, "aber sie sollte nicht länger als sechs Monate gerollt lagern." Und die Besucher erfahren eine weitere nationale Besonderheit: In Österreich werden Matratzen und Lattenrost zu rund 30 Prozent als Set verkauft, allerdings mit abnehmender Tendenz. Im Showroom des Unternehmens interessieren sich die MZE-Händler für die ausgestellten Betten und Matratzen sowie, natürlich, für die Preise. Einige Modelle sind bereits im MZE-Sortiment integriert, andere müssen intensiv begutachtet werden. Die "Supra Top" etwa, eine so genannte Seniorenmatratze mit eingebauter Sitzkante. Oder "Optimo air": ein Luftbett, das für den nächtlichen Gebrauch immer wieder individuell im Weichheitsgrad gesteuert werden kann. Per Knopfdruck kann zwischen sieben vorgegebenen Komfortstufen eingestellt werden. Eine Händlerin ist begeistert: "Das Bett der Zukunft", aber das "Schweben" auf dem Luftbett hat mit rund 1.500 Euro einen stolzen Preis. Rund 5.000 Systeme wurden in den vergangenen zehn Jahren verkauft, so Gerald Stündl, "Es ist ein ausgereiftes System, wir hatten fast keine Reklamationen." Das Produkt zeigt deutliche Vertriebsvorlieben zugunsten des Fachhandels: "Drei Händler, die von uns beziehen, verkaufen fast nur noch Luftbetten. Bei Kika aber, wo Air' auch gelistet ist, funktioniert es nicht."

Großes Interesse auch für das sehr schlüssig zu präsentierende System "austro/flex", das es in verschiedenen Größen, Festigkeiten und Rahmen, mit und ohne Motor gibt, seit fünf Jahren mit voll aufgelöster Oberfläche. Grundprinzip ist, dass das Kopfteil parallel nach oben verstellt werden kann, darauf gebe es ein Patent. Ein doppelter Effekt für den Liegekomfort: Die Schulter liege so tiefer und weicher, die Leiste selbst geht nach unten. Die Matratze - in drei Teilen - kann gedreht werden. Das System beginnt bei 485 Euro im VK.

Das geradlinig-moderne Bettenprogramm wurde jetzt auf neun Modelle erweitert. Die Betten und Tischchen sind in verschiedenen Holzarten zu haben, "immer furnierte Tischlerplatten", und mit Fußsystemen in Chrom, Alu oder Holz. Dazu passend legt Optimo eine Stoffkollektion von Backhausen vor, schöne Unis oder Melangen aus Trevira CS und Wolle mit Teflon-Ausrüstung. "Die Kombination von Stoff und Holz", bestätigt Gerald Stündl, "liegt im Trend und kommt sehr gut an."

Optimo - das Unternehmen

Optimo Schlafsysteme
Industriezeile 10
A-5280 Braunau/Inn
Tel. 0043-7722-82620
E-Mail: office@optimo.at
Eigentümer: Familie Kinder/Templ
Produktpalette: Betten, Betteinsätze und Matratzen, Kissen; Optimo Schlafsysteme; Austro/flex; Stillwater Vitalbetten; Optimo air
Jahresproduktion: 105.000 Matratzen; 300.000 Betteinsätze
Märkte: 50 Prozent Österreich, 50 Prozent Export (Deutschland, Slowenien, Italien, Frankreich sowie, in Entwicklung, Dänemark, Schweden und USA)
Umsatz: 35 Mill. Euro
Mitarbeiter: 250, der größte Teil davon in der Lattenrostfertigung
aus Haustex 07/04 (Wirtschaft)