Nach einem knappen halben Jahr lautet das erste Zwischenfazit

ABK ist reibungslos zusammengewachsen

GÜTERSLOH - "Sicherlich ist unser Markt als Ganzes momentan nicht auf Umsatzrosen gebettet, aber vielleicht resultiert gerade aus dieser Tatsache die spürbare Bereitschaft der Gesellschafter, unseren Verband auf der Basis sachlicher Entscheidungen und gegenseitiger Toleranz möglichst schnell voranzubringen." So lautet das erste Zwischenfazit von Geschäftsführer Hans-Günter Schucht, wenn er auf die aktuelle Situation des Einkaufsverbandes ABK angesprochen wird, der als Zusammenschluss von Ambra und Bettenkreis zum 1. Januar 2004 sein operatives Geschäft aufgenommen hat.

Dass zwei unterschiedliche Verbandskulturen dermaßen reibungslos zusammenwachsen, das konnte im Vorfeld wahrlich niemand erwarten", ergänzt Schucht, der jedoch etliche plausible Gründe für diese erfreuliche Entwicklung anführen kann.

Zunächst einmal haben die jederzeit ansprechbaren Mitarbeiter in der Gütersloher Zentrale die entstandene Mehrarbeit sowie die (laufenden) Kosten ohne zusätzliche Personalaufstockung sehr gut im Griff; und auch die Zentralregulierung funktioniert einwandfrei.

Hinzu kommt, dass die insgesamt sechs, paritätisch aus ehemaligen Ambra- und Bettenkreis- Mitgliedern besetzten Fachkommissionen für Strategie/ Werbung/ Marketing, EDV/ Kommunikation/ Internet, Matratzen/ Rahmen, Wasserbetten/ Möbel, Zudecken/ lose Ware/ Hüllen sowie Haustex/ Wohn- und Schlafdecken ausgezeichnet arbeiten.

Gleiches gilt im Übrigen für den ebenfalls paritätisch strukturierten Aufsichtsrat. Zudem gibt man sich bewusst bescheiden, um nach Ablauf des ersten
Geschäftsjahres eine solide schwarze Null und im zweiten Jahr erstmals eine vernünftige Kapitalverzinsung erzielen zu können.

Deshalb fanden die ersten gemeinsamen Musterungstermine auch in den ABK-Geschäftsräumen in Gütersloh statt, wo es nach Aussage von Hans-Günter Schucht bei Teilnehmerzahlen zwischen gut 50 und 60 bisweilen arg gemütlich wurde.

Dennoch scheinen sich alle Beteiligten recht wohl gefühlt zu haben, denn im Anschluss an die Musterungen bedankten sich etliche Gesellschafter per Fax oder Telefon für die gelungene Organisation bzw. Durchführung der jeweiligen Veranstaltung.

"Mittelfristig müssen unsere Musterungen nicht zwangsläufig in Gütersloh stattfinden, sondern es ist durchaus vorstellbar, dass wir unseren Anschlusshäusern entgegenreisen und an Orten mit geeigneter Verkehrsanbindung passende Räumlichkeiten anmieten", sagt Hans- Günter Schucht.

Doch bevor derartige Projekte in Angriff genommen werden, stehen erst einmal andere Dinge im Vordergrund. So soll die ehemalige Bettenkreis- Eigenmarke Traumsiegel mit ihrer Unterteilung in die Segmente Basic, Progress und Premium zunächst ebenso erhalten bleiben wie die Ambra-Pendants Royal Dream und Collection Baretti Spitzenqualität, wobei irgendwann sicher eine weitere Straffung des verbandseigenen Markenspektrums erforderlich sein wird.

Auf Sicht favorisiert Hans- Günter Schucht eine strikt fachhandelsorientierte Bindung der ABK an möglichst wenige, dafür aber führende Industriemarken, in den einzelnen Warengruppen sinnvoll ergänzt durch wettbewerbsfähige Eigenmarken-Programme.

Letztere sollen jedoch nicht so stark forciert werden, dass sich die Anschlusshäuser mit Blick auf ihre Sortimentsgestaltung in ihrer Individualität eingeschränkt sehen. Das Ganze wird mit einem konsequenten Verzicht auf die so genannte "Rabattitis" einhergehen, die durchgängig einer emotionalen Kundenansprache sowie einer vernünftigen Preispolitik mit gehobenem Qualitäts- und Funktionsanspruch weichen soll.

Als weitere zentrale Maßnahme für die nahe Zukunft ist die Ausarbeitung eines schlüssigen Personal- und Produktschulungskonzeptes bis hin zu konkreten Marketingvorschlägen vorgesehen, wobei dieses Konzept neben entsprechenden Veranstaltungen von Lieferanten auch verbandseigene Schulungen mit teilweise externen Referenten in Gütersloh oder andernorts einschließen wird.

"Im gesamten Bettenfachhandel wird nach wie vor zu viel über die Ware philosophiert, aber mit endlosen Vorträgen über Raumgewicht, Stauchhärte oder Drahtstärke kommen wir nur selten zum entscheidenden Punkt, dem Kaufabschluss", kritisiert Hans-Günter Schucht zu Recht.

Auch beim elektronisch durchgeführten Lagerumsatz-Schnellvergleich, der insgesamt neun Warengruppen umfasst, sieht der Geschäftsführer noch Verbesserungspotenzial, denn einige Häuser nehmen es mit den vereinbarten Terminen für die Datenübermittlung nicht ganz so genau.

Der ABK gehören derzeit 66 Voll- und 19 assoziierte Gesellschafter an, die gemeinsam 166 Verkaufsstellen repräsentieren.

Auf die derzeitige Umsatzsituation in diesen Verkaufsstellen angesprochen, zeichnet Hans-Günter Schucht ein uneinheitliches Bild: "Mit Ausnahme von Tischwäsche läuft alles, was mit Mode zusammenhängt, recht ordentlich, während die Absatzentwicklung bei Bettwaren sowie Matratzen/ Rahmen extrem unterschiedlich ausfällt. Dabei spielt nicht nur das viel beschworene Nord-/Süd-Gefälle eine Rolle, sondern Faktoren wie der persönliche Einsatz oder standortbezogene Strukturdiskussionen zeigen ebenfalls Wirkung.

Von daher gibt es Häuser, die erwirtschaften hohe zweistellige Pluszahlen, während andere über ein Minus in gleicher Größenordnung klagen. Was wir allerdings festhalten können, ist die erfreuliche Tatsache, dass sich auffallend viele Junioren im elterlichen Geschäft engagieren oder dieses bereits übernommen haben." - Die wohl beste Zukunftsperspektive, die man sich als Geschäftsführer eines Einkaufsverbandes vorstellen kann!
Peter Schläger
aus Haustex 05/04 (Wirtschaft)