Präsentations-Standorte für Wasserbetten in Frankfurt und Köln

Heimtextil hat Boden wieder gutzumachen

FRANKFURT/KÖLN (AH) - "Da müssten die sich schon was einfallen lassen, wenn wir wiederkommen sollen". Martin Reckert, umtriebiger Wasserbetten-Lieferant aus dem westfälischen Borken, ist nicht gut auf die Frankfurter Heimtextilmesse zu sprechen. "Schlechte Logistik, abgezogene Attraktivität und schlimme Zustände am Abbauabend" beklagt der Unternehmer, dessen Aussagen sich mit denen mehrerer Mitbewerber decken. In Köln fühle er sich besser aufgehoben. Hier stimme das Publikum, und die Zusammenarbeit mit der Messeleitung sei ein Miteinander. Deutliche Worte, welche die Frage aufkommen lassen, ob die Heimtextil in Frankfurt ihre Position als Deutschlands "Wasserbetten-Messestandort" behaupten kann.

Es sah leer aus in Frankfurt. Weiträumig unbesetzte Flächen in der "Wasserbettenhalle" 9.1 hatten einzig den Vorteil, dass sie Platz für durchaus bequeme Relax-Sessel boten. Wer keinen Stand auf der Messe gebucht hatte, nutzte die Sitzmöbel für Meetings und traf sich trotzdem mit den Geschäftspartnern, die ihm wichtig waren. Das kann nicht die Lösung sein, missbilligten solche Interessenten, die gepokert hatten und auf die letzte Minute mit einem "guten Preis" für den Stand gerechnet hatten. Doch die Rechnung ging nicht auf, die Verantwortlichen blieben hart - und die Interessenten daheim.

Heimtextil: "Wir bleiben bei unserer Preispolitik"

"Für alle Aussteller die gleichen Preise" ist Philosophie der Heimtextil-Cheftetage. "Wir sind sonst nicht glaubwürdig", erklärt Ulrike Wechsung, Objektleiterin Heimtextil bei der Messe Frankfurt GmbH, warum sie aufs Handeln erst gar nicht einsteige. Drehe man erst einmal an der Preisspirale, seien die Früh-Angemeldeten benachteiligt und die Folgen absehbar. "Bei uns werden alle Aussteller gleich behandelt, es gibt keine Bevorzugung und keine Extra-Konditionen." Letztlich komme diese Preispolitik allen Ausstellern zu gute. Den Vorwurf, unattraktive Stand-Nachbarn zwischen die Wasserbettenaussteller platziert zu haben, kann Ulrike Wechsung nicht nachvollziehen: "An unserem Konzept haben wir nichts wesentliches geändert." So seien nach wie vor Wasserbetten, Matratzen und ein Teil der Bettwäsche-Aussteller in räumlicher Nähe platziert worden. Negative Eindrücke in diesem Zusammenhang seien sicherlich eine "subjektive Einschätzung". Zwar seien einige Aussteller aus dem letzten Jahr dieses Mal nicht mehr dabei gewesen oder hätten kurzfristig absagen müssen. Immerhin habe es aber auch namhafte Matratzen-Aussteller gegeben, die im Vorjahr 2003 nicht mitgemacht hatten, sich dieses Mal aber wieder gerne präsentiert haben. Auch den Vorwurf einer zurückgegangenen internationalen Messebesucher-Anzahl kann die Objektleiterin nicht bestätigen. Im Gegenteil sei bei den ausländischen Besucherzahlen ein Plus von 14,7 Prozent zu verzeichnen gewesen.

Chaotischer Abbau soll sich nicht wiederholen

Gute Besucherzahlen bestätigt Armin Pytlik, Verkaufsdirektor des Wasserbett-Herstellers The Sleeping Society/Bodytone. Den Verlauf des Abbauabends betrachtet er allerdings als Zumutung. Aufgrund des "um Punkt 24 Uhr" ausgefallenen Aufzuges und nicht mehr zur Verfügung stehender Beförderungsmöglichkeiten für Waren hätten die ganze Nacht über in der gesamten Halle chaotische Zustände geherrscht. Einzelteile hätten über beträchtliche Entfernungen hinunter verbracht und um das Gebäude herum getragen werden müssen. "Feierabend war um fünf Uhr morgens", erinnert sich Pytlik. Diese Vorgänge bedauert die Heimtextil-Objektleitung und gibt als Begründung den Unfall bedingten Ausfall eines Aufzugsführers an. "Es ist ja auch unser Interesse, einen reibungslosen Abbau zu gewährleisten, zumal wir selbst auch gleich die Hallen umrüsten und die Messe Christmasworld aufbauen mussten". Die Heimtextil gelobt Besserung für das nächste Mal. Um den Bereich sleep & dream weiterhin nach vorne zu bringen, findet auf dem Frankfurter Messegelände vom 30. Juni bis 1. Juli das dritte europäische Bettenform "bed & more" statt.

KölnMesse: "Den Konkurrenz-Gedanken nicht vertiefen"

Mancher Wasserbetten-Lieferant hat indessen mit der Heimtextil mehr oder weniger abgeschlossen. "Da herrscht wenig Kooperation von seiten der Messeleitung", meint Joachim Wagner von der RWM Wasserbetten GmbH aus München. Er sieht seine Interessen als Aussteller auf der Kölner Möbelmesse vertreten und hat dort seinen Platz gefunden. Den Konkurrenzgedanken zur Messe Frankfurt will Karl-Jürgen Bouhs, Produktmanager der imm Köln, dagegen nicht vertiefen. "Wir werden nicht aggressiv vorgehen, um Wasserbetten-Aussteller zu werben oder gar abzuwerben". Nach seiner Ansicht entscheiden die Vertriebswege der einzelnen Aussteller letztlich, auf welcher Messe eine Präsentation Sinn mache: "Die Hälfte aller Fachbesucher der imm kommt aus dem Möbelhandel. Wer sich als Wasserbetten-Lieferant dorthin orientiert, der ist bei uns sicherlich gut aufgehoben." Der Rest der Besucher setzt sich laut Bouhs meist aus Designern, Raumausstattern oder Architekten zusammen. Ob Wasserbetten-Hersteller, die eher an den Facheinzelhandel verkaufen, in dieser Besucherstruktur eine Chance für sich sehen, müsse letztlich jeder selbst abschätzen. Was konkrete Namen angehe, so ist Bouhs zuversichtlich, beispielsweise die Firma Vontana/Tasso-Betten im nächsten Jahr nach mehrjähiger Köln-Abstinenz wieder als Aussteller zu haben.
aus Haustex 03/04 (Wirtschaft)