Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie Oeko-Tex

Öko-Tex Standards: Integrierte Produktpolitik in der textilen Kette


Bönnigheim - Das Prüf- und Zertifizierungssystem des Öko-Tex Standards wurde im Rahmen einer Studie des Institutes für ökologische Wirtschaftsforschung mit Sitz in Heidelberg näher unter die Lupe genommen und hat eine gute Einschätzung hinsichtlich seiner Bedeutung für die Textilbranche erhalten.

Die Studie mit dem Titel "Integrierte Produktpolitik am Beispiel der textilen Kette" wurde vom Ministerium für Umwelt und Verkehr des Landes Baden-Württemberg in Auftrag gegeben und sollte neue Möglichkeiten und Herausforderungen an einer nachhaltigen Herstellung und Nutzung von Textilien unter humanökologischen Aspekten erarbeiten. Hintergrund ist ein Konzept der Kommission der Europäischen Gemeinschaft, die ökologischen Eigenschaften von Produkten und Dienstleistungen entlang ihres gesamten Lebensweges durch geeignete Maßnahmen zu verbessern.
Durch die breite und vielfältige Umsetzung in der Industrie trägt das System Öko-Tex Standards seit mehr als zwölf Jahren zu einer Sensibilisierung im Umgang mit möglichen Problemstoffen sowie für ökologische Produktionsbedingungen bei. Der Öko-Tex Standard 100 hat sich schon häufig als Vorreiter bei der Umsetzung von Schadstoffvorgaben innerhalb der textilen Kette erwiesen und ist laut der Studie das weltweit erfolgreichste Label für Schadstoff geprüfte Textilien mit einem hohen Bekanntheitsgrad bei Herstellern, Verbrauchern und dem Einzelhandel. Den Mehraufwand einer Zertifizierung erbringen weltweit jährlich über 6.000 Hersteller textiler Verarbeitungsstufen.

Im Zuge der Produktpolitik zahlreicher Handelshäuser, die die Einhaltung der Öko-Tex Kriterien zunehmend als festen Bestandteil ihrer Lieferbedingungen fordern, habe sich der Standard 100 auf dem Markt als Quasi-Standard positioniert, heißt es in der Studie. Das Öko-Tex Label signalisiere den Verbrauchern Sicherheit und bilde Vertrauen.

Besonders in Bezug auf die Textilchemie hat die humanökologische Seite des Chemikalieneinsatzes in der textilen Kette für die Verbraucher stark an Bedeutung verloren. Nicht zuletzt deshalb, weil der Standard 100 beinahe Flächen deckend in Deutschland eingesetzt wird. Die Produkt bezogene Sicherstellung der Schadstofffreiheit verhindere in der Regel, dass ein eingesetzter Schadstoff von einer Herstellungsstufe zur nächsten weitergereicht werde. Ein großer Vorteil des Standards 100 ist zudem seine hohe Verbreitung. In einzelnen Teilmärkten genieße das Label beim Verbraucher bereits einen markenähnlichen Charakter. Gerade für Unternehmen in einem mittleren Markenbereich können Kennzeichen wie das Öko-Tex Label ein zusätzliches Argument im Wettbewerb darstellen.

Positiv wurde auch der Öko-Tex Standard 1000 erwähnt. Allerdings geben die Forscher des Institutes für ökologische Wirtschaftsforschung zu Bedenken, dass die "hohen inhaltlichen Anforderungen des Prüf- und Zertifizierungssystems angesichts des enormen Kostendrucks in der Textilbranche zurzeit eher ein Hemmnis für eine breite Nutzung darstellen. Eine interessante Verbindung produkt- und prozessbezogener Anforderungen sei der Öko-Tex Standard 100plus, da alle am textilen Lebensweg beteiligten Betriebe die Vorgaben der Standards 100 und 1000 lückenlos erfüllen. Leider werde das Label aber bisher nur vereinzelt genutzt, obwohl es gerade für den Business-to-Business-Bereich ein hilfreiches Kommunikationsinstrument wäre. Voraussetzung dafür seien allerdings transparente und beständige Lieferantenbeziehungen, die in der stark arbeitsteiligen Textilindustrie kaum existieren.
aus Haustex 05/05 (Wirtschaft)