Sprügel Hometex trotz konjunktureller Flaute mit Geschäftsentwicklung zufrieden

Weltweites Business mit nationaler Tradition

HILPOLTSTEIN - Analog zum Rückgang des klassischen haustextilen Fachhandels verschwindet auch die Tischwäsche immer häufiger aus den Sortimenten der Bettenfachgeschäfte, deren überwiegende Zahl ihre Spezialisierung in Richtung Bett und Bettausstattung vorantreibt.

Ob hier nicht manchmal wertvoller Umsatz-Boden ohne große Gegenwehr aufgegeben wird, sei einmal dahingestellt. Denn selbst mit der liebevollen, thematisch kompletten Präsentation und Pflege eines kleinen, modischen Tischwäsche-Sortiments lassen sich auch in Zeiten allgemeiner Kaufzurückhaltung interessante (Zusatz-) Umsätze tätigen. Das meint jedenfalls Wilfried Schöner, Geschäftsführer von Sprügel Hometex, der die aktuelle Umsatzentwicklung seines Unternehmens wie folgt kommentiert: "Wir sind durchaus zufrieden, weil wir entgegen der teilweise schwierigen Situation im Handel noch über dem Vorjahr liegen, und weil auch unsere neue Herbstkollektion bei den Kunden prima ankommt."

Als eine von mehreren Tochtergesellschaften der Miro Radici AG in Bergkamen beliefert Sprügel sämtliche für den Tischwäschesektor relevanten Vertriebsformen, seien es nun Aussteuer-, Betten- und Möbelhäuser inklusive der dazugehörigen Einkaufsverbände, GPK-Fachgeschäfte, Raumausstatter, Geschenkboutiquen aller Art, Konzerne oder (Spezial-)Versender. Bundesweit sind zwölf freie Handelsvertreter für den Tischwäsche-Spezialisten unterwegs, davon vier in den neuen Bundesländern und einer in Österreich. "Während unser regionaler Absatzschwerpunkt in NRW liegt, bringen wir für unsere ostdeutschen Kunden nach wie vor einige spezielle Dessins, da zwischen Stralsund und Zwickau auf dem Gebiet der textilen Tischdekoration Traditionen und modischer Geschmack etwas anders gelagert sind als im übrigen Bundesgebiet", berichtet Wilfried Schöner aus Erfahrung. Neben dem überzeugenden Preis-/Leistungsverhältnis wahrscheinlich ein wesentlicher Grund dafür, dass sich Sprügel in Ostdeutschland vergleichsweise gut etablieren konnte.

Insgesamt gehen die Aufgaben des Außendienstes längst über das reine Verkaufen hinaus, denn der Handel erwartet heute ganz selbstverständlich Unterstützung auf Feldern wie Warenpräsentation, Produkt- oder Verkaufsschulungen sowie Organisation von Werbemaßnahmen und Events. Darüber hinaus wissen Geschäfts- und Verkaufsleitung ein regelmäßiges Feedback ihrer Gebietsrepräsentanten zu schätzen, da vor allem fundierte Informationen vom POS ein schnelles, flexibles Reagieren auf Marktveränderungen und Kundenwünsche ermöglichen. Im benachbarten Ausland ist Sprügel - außer in Österreich - über einen Großhändler in der Schweiz, direkt übers Haus im Elsass und sporadisch in Benelux vertreten. Dazu kommt eine Hand voll Kunden in den USA.

Einkaufsziele vor allem in Fernost

Der Tischwäsche-Einkauf hat sich für ein Großhandelsunternehmen wie Sprügel in den letzten Jahren noch stärker zu einem interkontinentalen Geschäft mit wechselnden Produktionspartnern entwickelt. In diesem Zusammenhang profitieren die Hilpoltsteiner von ihren Büros in Metropolen wie Bombay oder Shanghai. Dort arbeiten kompetente Techniker, die für Sprügel unter anderem die Warenendabnahme erledigen. Vor allem die Chinesen spielen auf dem Beschaffungssektor eine immer wichtigere Rolle. Nicht umsonst reisen Wilfried Schöner und/oder Vertriebsleiter Dietrich Knoll mindestens zweimal pro Jahr in das Reich der Mitte. Dort führt sie ihr Weg häufiger in die rund 6,8 Mill. Einwohner zählende Stadt Qingdao in der Provinz Shandong, wo Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit zu den Sehenswürdigkeiten und das berühmte Bier zu den besonderen Gaumenfreuden zählen.

"Wir gehören jedoch nicht zu denjenigen Anbietern, die ihre (potenziellen) Produktionspartner in Fernost ausschließlich aus der Hotellobby kennen, sondern wir fahren bewusst in die Fabriken, um direkt vor Ort einen möglichst ungeschminkten Eindruck von der Leistungsfähigkeit des jeweiligen Herstellers zu gewinnen", betont Wilfried Schöner. Eine Angewohnheit, die einerseits eine Art Schutzschild gegen böse Qualitäts- und Lieferüberraschungen darstellt und andererseits auch manch positives Aha-Erlebnis mit sich bringt. Außer in China kauft Sprügel seine Ware in Vietnam, Indien, Syrien, Ungarn, Russland oder Spanien ein. Dabei stehen des Öfteren Spezialitäten im Vordergrund, denn Leinen in Sondergrößen gilt beispielsweise als Domäne der Russen, während die Spanier einen ausgezeichneten Ruf bei hochwertiger Meterware genießen.

Um im extrem schnelllebigen Tischwäschegeschäft die erforderliche Flexibilität zu wahren, kommt für Sprügel keine Beteiligung an ausländischen Fertigungsbetrieben in Frage. Die Design-Verantwortung liegt ausschließlich in Hilpoltstein, wobei die bekannten internationalen Messen im Textil-, Porzellan- und Geschenkartikelbereich als nie versiegende Quelle für neue Gestaltungsideen fungieren.

Sprügel beschäftigt derzeit knapp 30 Mitarbeiter(-innen), die meisten davon halbtags im Kommissionierungsbereich. Zuverlässige Vorlieferanten, eine moderne EDV sowie ein über Jahre gewachsenes Know-how gewährleisten trotz insgesamt reduzierter Lagerhaltung einen überdurchschnittlichen Lieferservice nicht nur bei marktgängigen Artikeln. Das schließt auch die individuelle Etikettierung mit oder ohne EAN-Code bzw. VK-Preisauszeichnung ein. Die unvermeidlichen Warenüberhänge werden unter der Maxime einer konsequenten Lagerbereinigung am Saisonende zu günstigen Konditionen verkauft.

Angesichts der eindrucksvollen Vielfalt der Sprügel-Kollektionen, umgesetzt bei Materialien, Themen, Dessins, Größen, Farben und Accessoires, ist es eigentlich unmöglich, nicht das Passende zu finden. Dazu einige Beispiele: Bei den vollfarbigen Decken kommen - dem derzeitigen Trend folgend - die Farbstellungen Bordeaux sowie Terra und Zimt sehr gut an. Auch Sekt/Gold wird nach wie vor gern geordert, während Weiß/Silber eine rückläufige Tendenz verzeichnet. Vermehrt nachgefragt werden Tischbänder, die in vielen Abmessungen und abgestimmten Gestaltungsvarianten die unterschiedlichsten Programme bereichern. Gerade im jungen Bereich, wo beispielsweise geradlinige Formen angesagt sind und der Tisch als markantes Möbel in den Mittelpunkt rückt, avancieren Tischbänder zu einer optisch reizvollen und praktischen Tischdekoration.

Eine Kollektion für alle Fälle

Im Unterdecken-Bereich bietet Sprügel neben Meterware drei Qualitäten in einer sehr guten Preis-/Leistungsrelation, wobei jede dieser Qualitäten in 16 Kolorits und 21 Standardgrößen sowie auf Wunsch in jedem Sondermaß zu haben ist. Zu Weihnachten gibt man sich klassisch-modern, wobei zwei bis drei Engel- und fünf bis sechs Sternenthemen ein traditionelles Muss sind. Zur Abrundung nach oben dient hier unter anderem ein von Hand besticktes Paisley-Dessin mit Perlen. Dekorative Accessoires wie Bänder, Bilderrahmen und Tagebücher runden das Ganze ab. Ein anderes Thema sind von Maschinen gefertigte Gobelins in vielen verschiedenen Dessins. Neben weihnachtlichen (Christsterne, Winterlandschaften, Schneemänner) und traditionellen Motiven (Sonnenblumen, Kräuter, Obst) werden an dieser Stelle auch die Liebhaber außergewöhnlicher Dessins bedient (Küste, französischer Laden, Teddybären, Hunde). Neben Platzsets und Einkaufstaschen bietet Sprügel Kissenhüllen in den Größen 40/40, 40/60 und 25/33 cm - bei Bedarf auch mit Füllung.

Dazu kommen Dessins mit handgearbeitetem Hohlsaum und adäquater Stickerei. Begleitend gibt es Duftsäckchen, welche die in allen denkbaren Längen und Breiten erhältlichen Tischbänder sowie die in vielen Größen aufgelegten Decken perfekt ergänzen. Eine neue Idee für die weihnachtliche Tafel stellen zwei Weihnachtsdessins mit eingenähten Engeln bzw. Sternen aus echter Plauener Spitze dar. Eine feine Stickerei mit Linien, Kringeln und Sternen am Rand lässt diese Decken besonders edel wirken.

Generell gelten Deko-Artikel, seien es kleine, teilweise transparente Duftsäckchen, befüllt mit Lavendel oder Rosenblättern, Windlichter aus Glas oder Ton, Serviettenringe, Christbaumkugeln usw., längst nicht mehr als bloße Randsortimente, sondern sie haben sich zu einer lukrativen Umsatznische entwickelt. Ansonsten beobachtet Wilfried Schöner eine Renaissance bei Leinen / Baumwolle, ein weiterhin vorhandenes Interesse an transparenten Materialien wie hochwertigem Organdy und den ungebrochenen Wunsch nach Pflegeleichtigkeit.

In Anlehnung an die saisonalen Höhepunkte Ostern / Frühjahr / Sommer und Herbst / Weihnachten bringt Sprügel zweimal pro Jahr einen großen Prospekt, dessen Einzelseiten guten Kunden als Vorlage für Mailings zur Verfügung stehen. Ab einer bestimmten Umsatzhöhe können auch individuelle Kundenprospekte erstellt werden. Obgleich die Tischwäsche - analog zu den übrigen Haustextilien - verstärkt in die Regale preisaggressiver Großvertriebsformen gelangt ist, glaubt Wilfried Schöner an die jahrhundertelange Tischwäsche-Tradition in Deutschland und damit an eine Tischwäsche-Zukunft, geprägt durch Geschmack und Qualität.
aus Haustex 07/03 (Wirtschaft)