VDB-Junioren

Unterwegs in fränkischer Textillandschaft

Nürnberg - Stippvisiten bei einem Wäschehersteller, einem Matratzenproduzenten, der LGA QualiTest GmbH und Bettenfachhändlern standen auf dem Programm, welches die VDB-Junioren im Rahmen ihrer turnusmäßigen Exkursion 2005 am 5. und 6. September absolvierten. Junior- bzw. designierte Chefinnen und Chefs von Bettenfachgeschäften aus Forchheim, Murnau, Ludwigsburg, Hildesheim, Senftenberg, Berlin, Lörrach, Dinkelsbühl, Nürnberg, Luzern und Münster waren der Einladung von VDB-Geschäftsführer Axel Augustin ins Frankenland gefolgt. Von Nürnberg aus gingen sie gemeinsam "auf Achse" nach Erlangen, Forchheim, Bamberg und Neustadt/Aisch.

Erste Station war in Nürnberg die vormalige bayerische Landesgewerbeanstalt, seit ihrer Privatisierung LGA QualiTest GmbH. Ausführlich erläutert wurde - für die Bettenfachhändler insbesondere wissenswert - die Produktprüfung bei Matratzen; dies sowohl hinsichtlich ökologischer Produktprüfung für den Verbraucherschutz als auch zur Vermeidung von Reklamationen, Haftungsansprüchen oder Imageverlust infolge möglicher Mängel bei Erzeugnissen. Demonstriert wurde das am Beispiel des Prüfkammerverfahrens zur Bestimmung der Emission flüchtiger organischer Stoffe; auch von Schadstoff-Ausgasung, wo im Minimum an Prüfzeit nach 24 Stunden keinerlei Krebs erregende Stoffe mehr nachweisbar sein dürfen. Genauso kann auch eine Geruchsbewertung erfolgen. Bei bestandener Prüfung erhalten die Matratzen das Zertifikat "LGA-schadstoffgeprüft" nach RAL-ZU 119, erkenntlich am Umweltzeichen "Blauer Engel". Die Lebensdauerprüfung bezüglich Größen- und Härteveränderung der Matratzen erfolgt mechanisch in Form von Bewalzen: Drei Tage lang gleitet eine 140 kg-Holzrolle über die ungefedert platzierte Liegefläche der Matratze. Dabei simulieren 60.000 Walzgänge einen zehnjährigen Gebrauch, wobei als gesicherte Erkenntnis gilt, dass sich die Matratze nach solcher Tortour im Aufbau nicht mehr verändert.

Ähnlichen Belastungstests werden auch Lattenroste unterzogen; mit Abstrichen in einem spezifizierten Verfahren sogar Wasserbetten. Zu erfahren war in dem Zusammenhang, dass das Bewalzen als standardisierte Prüfung von der Nürnberger Anstalt einst erfunden wurde. Jedoch finden in dem Nürnberger Prüfinstitut keine Matratzenprüfungen unter ergonomischen Aspekten statt. Die LGA kooperiert als Auftragnehmer mit der Stiftung Warentest z.B. bei der Prüfung elektrisch-motorisch verstellbarer Lattenroste. Logisch auch, dass die VDB-Junioren reichlich Fragen stellten zur Aussagekraft der Tests, um Verkaufsargumente zu erhalten.

Was die Besichtigung von Bettenfachgeschäften angeht, war für die VDB-Junioren bei der Programmfülle sogar Eile geboten: Bettenhaus Rüger in Nürnberg, die Bettenhäuser Amtmann in Forchheim und Erlangen, Betten-Bühler in Erlangen sowie die Bamberger Bettenhäuser Friedrich und Stuth. Letzteres ist in der Aufzählung das jüngste; ein erst im Juli eröffnetes Haus mit Anbindung an die Möbel-Einkaufsvereinigung MZE. Dessen Konzept - auf Komplexität des Angebotes an Schlafraumausstattung und Modernität der Präsentation ausgerichtet - dürfte auch mancher der VDB-Junioren zurecht als zukunftsorientiert beurteilt haben.

Beim Bettwäscheanbieter Estella Ateliers in Neustadt/Aisch war nicht etwa nur "Damenprogramm" angesagt; auch die männlichen Exkursionsteilnehmer diskutierten munter mit, als ihnen Geschäftsführer Michael Mosch nach dem Firmenrundgang ein gutes Dutzend Dessins in Form von Inkjet-Drucken vorstellte. Für die neue Frühjahr/Sommer-Kollektion vorgesehen, wurden die Muster faktisch zur Disposition gestellt mit der Frage "lassen oder hassen"; also in der Kollektion berücksichtigen oder eben nicht. Was dabei offenkundig wurde: Bei der Beurteilung der Dessins - gemessen an vermeintlicher Verbrauchergunst - lagen die Erwartungen der Firma einerseits und der "Quasi-Einkäufer" andererseits einige Male auseinander. Geschäftsführer Mosch: "Eure Meinung ist uns wichtig!" Im Zuge dessen war auch ein Gemeinschaftsprojekt von Estella mit dem home wear-Produzenten Rösch vorgestellt worden, das der Eyecatcher werden soll: Weißgrundige bedruckte Satinbettwäsche (einschließlich Jersey-Nachtwäsche und Hausbekleidung) im Südsee-Look als Dessin-Serie aus exotischen Blumen-, Blüten- und Pflanzenmotiven, die mit Streifen ergänzt sind. Die VDB-Junioren waren die ersten, die darauf einen Blick werfen durften.

Den Abschluss ihrer Exkursion ins Fränkische bildete der Besuch bei der Rummel Matratzen GmbH & Co. KG in Neustadt/Aisch. Sie erlebten dort die Matratzen- und Lattenrostfertigung life; "wenngleich mit gedrosselter Drehzahl", wie Geschäftsführer Dietrich Richter und Verkaufsleiter Klaus Neudecker wissen ließen, weil zu dem Zeitpunkt in Bayern noch Schulferien und rund die Hälfte der Belegschaft in Urlaub waren. Zu sehen war dennoch das volle Programm, von Zutaten-Anlieferung über Stepperei und Zuschnitt, die Konfektion der Bezüge in der Näherei und die Matratzenmontage bis hin zum Auslieferungslager. Einige der angehenden Bettenfachgeschäfte-Inhaber standen hier faktisch an der Wiege des von ihnen im Laden präferierten Sensoflex-Schlafsystems. Was von allen als angenehm empfunden wurde war, dass bei Rummel Matratzen ein gutes Betriebsklima herrscht; ein optimistisches dazu. Einen der Gründe nannte Klaus Neudecker: "Unsere in Gebrauchswert wie im Preis anspruchsvolle Matratze foam spring hat sich seit ihrer Frankfurter Messe-Premiere im Januar 2004 zur bestverkauften Matratze im Sortiment entwickelt".

Das Fazit der VDB-Junioren-Exkursion, die quer durch die fränkische Textillandschaft führte: Es wurde hörbar in den angeregten Diskussionen zwischen Händlern und Unternehmern, auch Experten - innovative Qualitätsprodukte hier, konsequent zielgruppenorientierte Konzepte dort. Es gebe für einen profilierten Bettenfachhandel durchaus viel versprechende Perspektiven.

Nächstes Jahr werden die VDB-Junioren wiederum in der zweiten Septemberwoche "on tour" sein. Als Reiseziel ist dann Berlin geplant.
aus Haustex 10/05 (Wirtschaft)