55. Jahrestagung der österreichischen Textilindustrie

Technische Textilien auf Erfolgskurs

Dornbirn/Wien - Flugzeuge, Autos, Eisenbahnen sind wie Lärm- und Landschaftsschutz, Sicherheit und Medizin Märkte für technische Textilien aus -Österreich. Sie haben zum Halbjahr 2005 einen Anteil von 48 Prozent am -Textilexport, von 45 Prozent am Textilumsatz und einen Anteil von 30 Prozent
an der Textilbeschäftigung erreicht. Der Erfolgskurs setzt sich fort.

Der Sektor der klassischen Textilien verzeichnete am Standort Österreich Ende Juni dieses Jahres Zuwachsraten bei topmodischen Qualitätsprodukten, aber Einbußen bei preisempfindlichen Standarderzeugnissen. Der Gesamtwert der Textilexporte betrug im 1. Halbjahr 1.116 Mill. Euro. Im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres entspricht der erzielte Exporterlös einem Rückgang von 7 Prozent. Die Exportquote war mit 85 Prozent stabil. Wichtigster Markt der österreichischen Textilindustrie ist mit einem Anteil von 74 Prozent an den Gesamtexporten die EU (Rückgang 8Prozent). Zuwachsraten für die österreichischen Textilexporteure gab es vor allem in China (76 Prozent), Russland (74 Prozent), in der Ukraine (63 Prozent) und in den baltischen Ländern (jeweils rund 40 Prozent). Diese Steigerungsraten sind auf eine wachsende Kaufkraft für hochwertige Textilien aus Österreich zurück zu führen.

Die Textilimporte beliefen sich auf 1.381 Mill. Euro und lagen zum Stichtag 30.06.2005 um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die Importquote erreichte 97 Prozent. Die Länder der EU erzielten importseitig einen Anteil von 67 Prozent (Rückgang 6 Prozent) und jene Asiens einen Anteil von 17 Prozent (Steigerung 16 Prozent). Die Einfuhren aus China stiegen in den ersten sechs Monaten des Berichtsjahres um 48 Prozent.

Zum "Textilkrieg EU-China" ist anzuführen, dass sich der auch von Österreich vertretene Kompromissvorschlag durchgesetzt hat, indem die Überzugskontingente wenigstens zur Hälfte auf die Quoten der Folgejahre angerechnet werden. Fair Play ist im textilen Welthandel kein Verhalten auf Gegenseitigkeit. China und Indien profitieren als Lieferländer vom liberalisierten Zugang in den Weltmarkt, aber blocken ihrerseits textile Importe ab.

Österreichische Textilbetriebe investieren in China

Beispiele: Im 4. Quartal 2006 geht das auf 60.000 Jahrestonnen ausgelegte und mit Investitionen in Höhe von 75 Mill. US-Dollar dotierte Werk der Lenzing AG für Viskosestapelfasern in Betrieb. Heimische Spezialisten für technische Textilien sowie Heimtextilien präsentieren sich in Showrooms, Verkaufsterminals und in joint ventures erfolgreich im Reich der Mitte. Zur Unterstützung dieser Aktivitäten hat der Fachverband der österreichischen Textilindustrie gemeinsam mit den Verbänden der Schweiz und von Deutschland ein Kontaktbüro in Shanghai eingerichtet.

Die Perspektiven der österreichischen Textilindustrie als Arbeitgeber für rund 16.500 qualifizierte Mitarbeiter fokussieren technisch und modisch hochwertige Spezialitäten. Diese erfordern ein Potential an Forschung & Entwicklung, Innovation und Kreativität, für das die Rahmenbedingungen in der EU sowie in Österreich dringend verbessert werden müssen.

Anlässlich der Jahrestagung forderte Verbandsobmann Dr. Peter Pfneisl eine industriepolitische Strategie der EU ein, die es bis dato nicht gibt. Aktuelles Beispiel ist das EU-Projekt "Reach" (Vereinheitlichung der Regelungen für Chemikalien), das die europäische Textilproduktion mit Bürokratie und Kosten belastet sowie gleichzeitig gegenüber Importen diskriminiert, weil für diese die "Reach" Normen nicht gelten. Er verwies auf die Versäumnisse und Defizite in der österreichischen Energie- und Steuerpolitik, die ebenso wie die überfällige Flexibilisierung der Arbeitszeit den Standort Österreich kostenmäßig belasten und die internationale Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Dazu trägt auch die immer wieder aufgeschobene Verwaltungsreform bei. Zu den Forderungen der Textilindustrie an die Politik gehört auch die Ausweitung der Forschungsförderung von der Grundlagenforschung auf die kreative Entwicklungsarbeit, damit auch die Textilindustrie an der öffentlichen Forschungsförderung partizipieren kann.

Erfreulich ist das schulische Interesse der zukünftigen Fachkräfte: Insgesamt sind die Schülerzahlen an den drei österreichischen Textilfachschulen seit dem Jahr 2000 um elf Prozent gestiegen.

Kontakt:
Fachverband der Textilindustrie Österreichs
Rudolfsplatz 12, A-1013 Wien
Fax: 01/5333726-40
fvtextil@fvtextil.wk.or.at
www.textilindustrie.at
aus Haustex 12/05 (Wirtschaft)