Möbel Höffner

Neueröffnung in Barsbüttel mischt Hamburger Markt auf

Hamburg - Der Markt für Möbel und angrenzende Sortimente war in der Metropolregion Hamburg schon vor der Eröffnung des neuen Möbel Höffner in Barsbüttel überbesetzt. Aber das neue Haus mit seinen zusätzlichen 37.500 qm Verkaufsfläche hat die Lage weiter verschärft. Angesichts seiner starken Fachabteilung für Heim- und Haustextilien muss sich auch der lokale Facheinzelhandel künftig noch wärmer anziehen.

In den Verwaltungsräumen des neuen Möbelhauses Höffner im ersten Stock brummt es schon kurz nach Dienstbeginn um 9 Uhr. Der Kundenservice fährt seine PCs hoch und harrt auf Anrufer. Andere Mitarbeiter streben eiligen Schritts mit Mappen unter dem Arm einer internen Schulung entgegen, Bewerber sitzen nebeneinander aufgereiht und warten nervös auf ihren Vorstellungstermin. Eine Etage tiefer wird es eine Stunde später mit der Öffnung der breiten Eingangstür lebendig. In hellen Scharen bemächtigen sich an einem gewöhnlichen Mittwoch die Kunden des nagelneuen Hauses und bevölkern kurz darauf die Verkaufsflächen. Gegen 9.30 Uhr sind die Parkplätze vor dem Haus schon gut gefüllt und auf den Rolltreppen und in den Gängen herrscht reges Treiben - als ob spätestens in der nächsten Woche der Versorgungsnotstand im Wohnbereich ausbrechen würde. Von der allseits zitierten Konsummüdigkeit der Deutschen ist hier rein gar nichts zu spüren.

Sichtlich zufrieden ist darum auch Jochen Leonhard, der Hausleiter im neuen Schmuckstück der Höffner-Gruppe. "Wir hatten schon erwartet, dass unser Haus innerhalb kurzer Zeit von Null auf Hundert gehen würde. Aber mit solch einem Ansturm in den ersten Tagen hatten wir doch nicht gerechnet. Wir sind fast überrannt worden." In den ersten zehn Verkaufstagen seit der Eröffnung am 3. November, einschließlich eines verkaufsoffenen Sonntags, zählte Leonhard rund 300.000 kaufende Kunden. Zusätzlich zu den 28 fest installierten kamen schnellstens 22 provisorisch eingerichtete Kassen. Kurzfristig wurden außerdem weitere Hilfskräfte aus Berlin und Rostock "eingeflogen".

Auch zwei Wochen nach der Eröffnung ist von einem wirklichen Abebben des Kundeninteresses noch nichts zu spüren. "Eines Tages werden wir sicherlich wieder auf dem Planeten Erde landen", schätzt Leonhard realistisch ein. Aber offenkundig scheint die Höffner-Unternehmensführung ihre Umsatzziele am neuen Standort doch nach oben korrigiert zu haben. Zu den anfänglich geplanten 500 Mitarbeitern im Verkauf werden laut Leonhard jetzt kurzfristig weitere 150 fest eingestellt.

Von nichts kommt nichts: Schon Wochen vor der Eröffnung trommelte Höffner mit Großplakaten und Radiowerbung für die Neueröffnung unmittelbar vor den Toren Hamburg. "Wer sparen will, der wartet, bis Höffner startet" klang es frech aus dem Radio und forderte zum kurzzeitigen Konsumverzicht bei anderen Möbelhäusern und Fachgeschäften auf. Das steigerte sich dann bis zum Eröffnungstag, und auch danach wurde noch eifrig die Werbetrommel mit Beilegern in den Tageszeitungen und Radiospots gerührt. Dem Firmen-Maskottchen "Höffi" konnten die Radiohörer in den Werbepausen akustisch kaum entgehen. In den Prospekten wurden Neueröffnungsrabatte von "bis zu 45 Prozent" auf Küchen und 15 Prozent auf Möbel aufgerufen, dazu eine zeitlich begrenzte Neueröffnungs-Finanzierung bei 23 Monatsraten zu Null Prozent Zinsen.

Seit der Eröffnung finden die Kunden auf drei Etagen auch in Barsbüttel "alles unter einem Dach" (siehe Kasten). Preislich, so Hausleiter Leonhard, spreche man sowohl die Preis orientierte Klientel als auch die besser situierten Kunden an. Schnelldreher und Mitnahmeartikel sind wie üblich im Erdgeschoss angesiedelt. Dazu zählt eine Aktionsfläche, auf der momentan die Weihnachtsabteilung aufgebaut ist. Der Wohnmarkt mit Bettwaren, Gardinen, Haus- und Heimtextilien, sowie Lampen, Teppichen, Haushaltswaren und Elektrowaren liegt auch auf dieser Ebene.

Auf die Fachabteilung für Heim- und Haustextilien läuft der Kunde vom Eingang direkt zu. Das illustriert, welche Bedeutung Höffner diesen Artikeln beimisst. Auf etwa 1.900 qm präsentieren sich dort Betten, Kissen, Bettwäsche, Matratzen, Gardinen, Rollos & Co. Interessant: Matratzen sind an drei Stellen des Hauses platziert. Im Wohnmarkt gibt es Mitnahmematratzen im Preissegment bis zu 279 Euro. In der Abteilung "For Young" sind Breckle-Matratzen samt Lattenrosten positioniert. Hier kostet die teuerste Matratze 299 Euro. Im 2. Obergeschoss findet sich ein Matratzenstudio mit Schlaraffia- und Frankenstolz-Produkten. Dort verkauft Höffner seine teuren Matratzen im Preis bis zu 649 Euro.

Attraktiv für die Kunden sind auch das Restaurant "Kochmütze" und das Kinderland. Im Restaurant werden Speisen zu absoluten Kampfpreisen angeboten. Mancher Autobahnbenutzer wird künftig sicherlich einen kleinen Abstecher zu Höffner unternehmen, um sich dort preiswert zu verköstigen. Das Kinderland "Kuddel Daddeldu" stellt den jüngsten Besuchern auf 1.500 qm ein bestens ausgestattetes Spielparadies zur Verfügung. Als besonderen Service bietet Höffner Geburtstagsfeiern im Kinderparadies an. Für ganze 3,50 Euro pro Kind können die Kleinen im Alter zwischen drei und zwölf Jahren dort zwei Stunden lang toben. Im Preis inbegriffen ist ein Kindergericht mit "Pommes" samt Softdrink.

Das Einzugsgebiet für das neue Möbelhaus umfasst laut Leonhard einen Umkreis von etwa 70 km. Damit dürfte er etwas untertrieben haben, 100 km sind es schon in der Regel für ein Haus dieses Kalibers. Überrascht zeigt er sich dennoch, dass das im Osten Hamburgs gelegene Haus auch aus dem Westen angesteuert wird. Pinneberger und Itzehoer Autokennzeichen sind keine Seltenheit auf dem Parkplatz, obwohl sie sich quer durch die Hansestadt schlängeln müssen. Das Haupteinzugsgebiet liegt allerdings östlich Hamburgs und entlang der A 1.

Rund 100 Mill. Euro ließ sich Möbel-Mogul Kurt Krieger den Neubau in Barsbüttel kosten, einschließlich großem Lager und eigener Autobahnanbindung an die A1. Die Anbindung an den Fernverkehr kann nicht besser sein, von der Abfahrt bis zum Eingangsportal des Möbelhauses sind es nur ein paar hundert Meter. Das Lager wird gemeinsam von Höffner und Möbel Kraft genutzt (Bad Segeberg und Buchholz), das ebenfalls zur Höffner-Gruppe zählt. Dort werden weitere 500 Mitarbeiter beschäftigt. Einschließlich der 650 Leute im Verkauf beschäftigt Höffner in Barsbüttel also 1.150 Mitarbeiter. In den nun elf Höffner-Häusern sind laut Leonhard rund 4.500 Mitarbeiter beschäftigt. Die letzte Neueröffnung bedeutet von daher schon einen Quantensprung für die Unternehmensgruppe.

Die Erfolgsstory von über 1.000 zusätzlich geschaffenen Arbeitsplätzen glaubt Ulf Kalkmann, Geschäftsführer der Fachverbände des Hamburger Einzelhandels, so allerdings nicht. Dieser Zahl müsse man die Arbeitsplätze entgegenhalten, die andernorts dadurch vernichtet werden, dass nun Kaufkraftströme nach Barsbüttel umgeleitet werden. "Es wird die Kleinen treffen, die nur auf einem Bein stehen. Mindestens die Hälfte der zusätzlichen Verkaufsfläche wird darum andernorts verschwinden", rechnet Kalkmann vor. "Und diese Flächen sind im Zweifelsfall mit mehr Personal besetzt als es die Flächen bei Höffner sind."

Die Großen in der Region wehren sich angesichts des neuen Mitbewerbers redlich und versuchen, preislich mit Höffner und seinem Niedrigstpreis mitzuhalten. Dazu zählen die beiden Möbel-Kraft-Häuser, Ikea in den Hamburger Stadtteilen Schnelsen und Moorburg, der Möbelpark Sachsenwald, Bornhold und Cramer, die Wohnmeile in Halstenbek mit Schulenburg und Dodenhof in Kaltenkirchen. Da werden Begrüßungsprozente, spezielle Räumungsangebote oder Treueprämien ausgelobt. Barsbüttels Hausleiter Leonhard kann das alles überhaupt nicht beeindrucken. "Durch unseren Einkaufsverbund in der Höffner-Gruppe erhalten wir beste Konditionen. Wenn die anderen preislich am Ende ihrer Möglichkeiten sind, haben wir uns gerade mal warm gelaufen", stellt Leonhard selbstbewusst und ein wenig drohend fest.


Höffner - Daten und Fakten

Standort: Rahlstedter Straße 1, 22885 Barsbüttel
Verkaufsfläche: 37.500 qm
Mitarbeiter: 650 im Verkauf, 500 im Lager

Erdgeschoss
- For Young: Büromöbel, Einzelbetten, Schränke, Speisezimmer, Kleinmöbel, Kommoden, Matratzen, Mitnahmeküchen, Polstermöbel, Spiegel/Garderoben, Schlafzimmer, Wohnschränke
- Wohnmarkt: Auslegeware, Bettwaren, Bilder, Boutique, Elektrowaren, Gardinen, Haushaltswaren, Heimtextilien, Laminat, Lampen, Mitnahme-Matratzen, Teppiche

1. ObergeschossAnbauwände, Eckbankgruppen, Fernsehsessel, Landhausmöbel, Ledergarnituren, Markenmöbel, Polstergarnituren, Speisezimmer, Stilgarnituren, Stilschränke, Premium Living.

2. ObergeschossBabyboutique, Babyartikel, Badmöbel, Einbauküchen, Französische Betten, Kinder- und Jugendzimmer, Kleiderschränke, Matratzen, Polsterbetten, Schlafzimmer, Schwebetüren- und Spiegelschränke; Kinderland, Restaurant.
aus Haustex 12/05 (Wirtschaft)