Rafiq im Balanceakt zwischen Qualität und Preis

Richtige Ware zur richtigen Zeit

Handgefertigte Teppiche seien nach wie vor durchaus gefragt, wenn Qualität und Preis stimmten, stellt Shafiq Butt, Geschäftsführer bei der Rafiq KG in Frankfurt, zufrieden fest. Aber es wird nach seinen Worten immer schwieriger, die richtige Ware zur richtigen Zeit parat zu haben und das von ihm und seinen Kunden gewünschte höhere Qualitätsniveau auch preislich zu realisieren.

Das Orientteppich-Importunternehmen Rafiq hat sich nach der Auflösung des Frankfurter Westhafens in dem noch relativ jungen und kleinen Teppichzentrum in der Gutleutstraße etabliert. Der Schwerpunkt des Angebotes liegt zum einen bei handgeknüpften Teppichen aus Pakistan und zum anderen bei Kashmir-Ware. Da Firmeninhaber Rafiq aus Kashmir stammt, wagt er auch noch Direkteinkäufe in dem Ursprungsland, während die meisten anderen Einkäufer auf die Showrooms für Kashmir-Teppiche in Neu Delhi ausweichen. Die Unruhen durch die Separationsbestrebungen der Region Kashmir und durch die Auseinandersetzungen mit dem indischen Militär beeinträchtigen nach Worten von Geschäftsführer Shafiq Butt zwar die Teppichproduktion, doch wird in den Dörfern nach wie vorgeknüpft. Es lassen sich vor Ort immer noch die besten Stücke zu den günstigsten Konditionen finden.

Allerdings wurden in Kashmir - wie in anderen Knüpfgebieten auch - die Fertigungskapazitäten deutlich zurück gefahren. Dadurch kommt es, so Butt, zu einer spürbaren Verknappung der Ware, die wiederum zu deutlichen Preiserhöhungen geführt hat. Butt: "In den Ursprungsländern boomt die Teppichnachfrage." In Kashmir sind die Preise - ähnlich wie im Iran - um 20 Prozent bis 30 Prozent gestiegen. Für Pakistan beziffert Butt die Preiserhöhungen mit 10 Prozent bis 20 Prozent. Ein Teil des Preisanstieges konnte durch den starken Euro aufgefangen werden. Darüber hinaus verkraftet der europäische Markt nach Ansicht von Butt durchaus auch Preisanhebungen, da das Preisniveau auf dem untersten Level liegt. Weitaus schwieriger, als vernünftige Preise durchzusetzen, sei es, die richtige Ware zum richtigen Zeitpunkt am Lager zu haben.

Profitieren von dieser Situation können in erster Linie die guten Kunden. Zwar ist die Zahlungsmoral des Einzelhandels nach Worten von Butt generell nicht besonders erhebend, aber es gebe hier doch noch deutlich Unterschiede. Gesunde Zahler unter den Kunden haben jetzt die Möglichkeit, sich die Rosinen aus dem verknappten Angebot heraus zu suchen und so die Grundfesten für das eigene Überleben zu untermauern. Shafiq Butt ist sich sicher, dass noch etliche Einzelhandelsfirmen aufgeben müssen, obwohl speziell die deutsche Einzelhandelslandschaft schon stark ausgedünnt ist. Bei Rafiq entfallen mittlerweile 50 Prozent des Geschäftes auf das Inland und 50 Prozent auf den Export.

Gesucht sind neben der Kashmir-Ware momentan vor allem Ziegler-Teppiche und Kasaks, die Rafiq aus Pakistan bezieht. Speziell bei den pakistanischen Teppichen sieht Butt aber die Gefahr, dass durch schlechte Qualitäten, die kaum ein Kunde haben will, das ohnehin niedrige Preisniveau weiter sinkt und der Markt zerstört wird. Neue Nachfragetrends aber zeichnen sich kaum ab. Shafiq Butt würde es gerne sehen, wenn sich die hochwertige glänzende Ware aus Pakistan wieder verstärkt beleben ließe. Dazu allerdings müsste auch das Qualitätsbewusstsein der Einkäufer und Verbraucher wieder intensiviert und die Bereitschaft geweckt werden, deutlich höhere Preise zu akzeptieren. Da allerdings sieht Butt erhebliche Schwierigkeiten: "Es ist ein enormer Balanceakt, um den richtigen Weg zwischen angestrebter Qualität und durchsetzbaren Preis zu finden."
aus Heimtex Orient 03/04 (Wirtschaft)