Loribaft-Produktion im Farsgebiet, Iran

Permanente Kontrollen sichern die Qualität

Qualitätssicherung ist auch bei Teppichen ein wichtiges Thema. Homayoun Farhadian von Faradj & Homayoun Farhadian reist deshalb regelmäßig ins südpersische Farsgebiet um persönlich die Teppiche auf den Knüpfstühlen zu kontrollieren.

Gegen 6 Uhr morgens soll die Iran-Air-Maschine von Teheran nach Schiras abheben. Heimtex Orient-Redakteur Tim Steinert begleitet Homayoun Farhadian der Hamburger Faradj & Homayoun Farhadian OHG" auf einer seiner regelmäßigen Kontrollreisen in das südpersischen Farsgebiet. Hier, im Zagrosgebirge um die Provinzmetropole Schiras, läßt Farhadian seine Gabbeh, Loribaft und Kaschkuli-Teppiche knüpfen. Sie machen einen wichtigen Teil der Kollektion des persisch-deutschen Unternehmens aus.

In den westlichen Ländern liegen diese Nomadenteppiche mit ihren modernen Dessins voll im Trend. Die Muster werden in den Teheran und Shiraz entworfen und werden in Farben und Dessinierung laufend dem Zeitgeschmack angepasst.

Die Qualitäten der Loribaft werden in zwei Stufen eingeordnet. Unterschieden wird neben dem Gesamteindruck der Teppiche vor allem in Knüpfdichte und die Wollqualität. Um die Qualität zu sichern, sind regelmäßige Kontrollreisen Pflicht. "Alle 25 Tage besuchen ich oder mein Vater Faradj die Knüpfstühle um die Qualität zu sichern", sagt Homayoun Farhadian im Flugzeug, wo er schon eine Liste der noch nicht besuchten Knüpfer durchgeht. Die heutige Reise geht zu den Knüpfern der besonders feinen Gaschghuli-Teppiche.

Mit einstündiger Verspätung landet der Airbus in Schiras. Hier trifft Farhadian auf die schon wartenden Mitarbeiter und Haupt-Kontrolleure, die permanent im Gebiet unterwegs sind und laufend die Produktion kontrollieren. Mit ihnen geht es weiter ins 100 km südlich gelegene Firuzabad. Die Fahrt geht durch das landschaftlich schöne Zagrosgebirge.

Es ist leicht nachzuvollziehen, wie es hier zu den Inspirationen zu den Dessins kommt. Es ist heiß und trocken, dennoch ist auch neben den Straßen viel Leben. Nomaden ziehen mit Ihren Schafherden zu den Gebirgsflüssen, die die Täler auch jetzt im Sommer in sattem Grün dastehen lassen. Nach eineinhalb Stunden ist Firuzabad erreicht. Hier sind viele Nomaden angesiedelt, deren Frauen die Teppiche im Hausfleiß knüpfen.

Die in anderen Regionen Irans aufgetretene Problematik mit steigenden Preisen durch weniger Knüpfer nimmt auch im Fars-Gebiet zu. Die Landwirtschaft wird immer lukrativer und zieht die Knüpfer ab. Ein wirkliches Problem sieht Homayoun Farhadian darin aber nicht. "Es hat sich schon lange herum gesprochen, dass wir fair und schnell bezahlen. Die wirklich guten Knüpfer bleiben uns treu."

Auch in der immer weiter fortschreitende Ansiedlung der Nomaden in feste Gebäude bewertet Farhadian positiv: "Durch die Ansiedlung ist eine umfassende Schulbildung für die Kinder möglich geworden. Auch die Qualität der Teppiche nimmt zu, da die Knüpfstühle nicht mehr während des Knüpfens transportiert werden."

Das benötigte Material wird den Knüpfern komplett bereit gestellt. So ist gewährleistet, dass sowohl Optik als auch Produktqualität den Erwartungen seiner Kunden entsprechen. Die Wolle ist komplett von Hand verarbeitet, ein nicht zu unterschätzendes Qualitätsmerkmal. Hand versponnene Wolle nimmt die Farbe anders auf als Maschinen gesponnene und das ist entscheidend für die lebendige Optik, die gute Gabbeh und Kaschghuli ausmacht. Gefärbt wird sie anschließend in der eigenen Färberei in Schiras und ausschließlich mit Pflanzenfarben. "Wir benutzen hervorragende Rohstoffe, um dem Teppich ein perfektes Bild zu verschaffen", stellt Farhadian fest.

Die Teppiche werden in der Zeit vom Beginn des Knüpfens und der Fertigstellung mehrmals begutachtet, sowohl von fest eingestellten Kontrolleuren, aber auch von Faradj und Homayoun Farhadian persönlich. Diese häufigen Kontrollen ermöglichen es, eventuell auftretende Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen. Besonderes Augemerk liegt dabei einerseits auf der Feinheit und Exaktheit der Knüpfung, andererseits bei der Umsetzung der vorgegebenen Dessins. Hier ist die Sortierung der Wolle entscheidend. Je besser die Knüpfwolle im Vorfeld sortiert wird, desto harmonischer werden die Abrasche.

Farhadian und seine Mitarbeiter nehmen sich viel Zeit für jeden Knüpfer, es entsteht ein konstruktiver Dialog zwischen dem Knüpfer und dem Kontroller. Nur so ist es möglich, langfristig hochwertige Ware herzustellen. So geht es von Knüpfstuhl zu Knüpfstuhl.

Es werden alle Formate geknüpft, Sonderformate sind auf Bestellung genau so möglich wie Sonderdessinierungen.

Am späten Nachmittag geht es dann zurück zum Flughafen. Die Fahrtzeit wird genutzt, um Ideen auszutauschen und zukünftige Besuche zu planen. Am späten Abend ist Teheran wieder erreicht und ein langer Tag geht zu Ende. Am nächsten Morgen werden gleich die neuen Ideen mit der Designabteilung in Teheran besprochen und umgesetzt.
aus Heimtex Orient 06/04 (Wirtschaft)