GD Holz: Erstmals seit fünf Jahren wieder Zuwächse in allen Sparten

Auch unbequemen Zukunftsprognosen ins Auge blicken

Mit einem Zukunftssymposium lenkte der Gesamtverband Deutscher Holzhandel den Blick auf Chancen und Risiken in der Branche. In verschiedenen Vorträgen setzten sich die Teilnehmer mit unbequemen, teilweise aufschreckenden Thesen und Prognosen auseinander. Der Handel müsse offen sein für neue Denkansätze und Strategien, forderte der Vorstandsvorsitzende des GD Holz, Hugo Habisreutinger. Denn: "Es wird nie wieder so wie es war", zog er in seinem Schlusswort das Fazit aus der gegenwärtigen Situation und den weiterhin zu erwartenden tiefgreifenden Umbrüchen.

Das ganztägige Mammutprogramm umfasste sieben Vorträge und eine Podiumsdiskussion. Obgleich sich aus Zukunftsprognosen kaum schneller Geschäftsnutzen ziehen lässt und manches Vortragsthema auf den ersten Blick nicht so attraktiv schien, kamen - aus ganz Deutschland, mitten in der Woche - mehr als 170 Teilnehmer nach Wiesbaden. Die Initiative zum Zukunftssymposium ging von Jürgen Roggemann, Vorstandsmitglied des GD Holz, aus, der damit sowie bei der Auswahl der Referenten große Aufgeschlossenheit - auch gegenüber provozierenden Thesen - bewies.

Insgesamt spannte sich der Bogen der Themen von "Demografie und Wachstum in Deutschland" (Prof. Norbert Walter, Deutsche Bank) bis zu "Trends und Optionen für die Holzwelt von morgen" (Dipl.-Holzwirt Marcus Knauf von Knauf Consulting). Weitere Vorträge befassten sich mit "Perspektiven der Bauindustrie nach dem Konjunkturtal"(RA Michael Knipper, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie); "Bauen im Bestand" (Dipl.-Ing. Helmut Zeitter, Ingenieurbüro Wagner-Zeitter); "Die Entwicklung des Holzverbrauchs in Deutschland" und "Veränderungen in der gewerblichen Kundenstruktur" (Dipl.-Betriebswirt Martin Langen, B & L Marktdaten).

Die ganze Branche im Blick behalten

Im Hinblick auf das Zukunftssymposium und die in letzter Zeit stark zunehmenden Veranstaltungsaktivitäten der Kooperationen warnte Hugo Habisreutinger, vor "sinnlosem Wettbewerb". Ziel und Zweck von Kooperationen sei der wirtschaftliche Nutzen ihrer Mitglieder. Dagegen sei es alleinige Aufgabe des GD Holz, als Non-Profit-Organisation übergreifend die Interessen der ganzen Branche wahrzunehmen - national, international und neutral. Habisreutinger forderte die Kooperationen entsprechend zu konstruktiver Zusammenarbeit auf. "Unser gemeinsamer Gegner sind die Marktverhältnisse. Nur der Zusammenhalt der Branche bringt Nutzen für alle." Gemeinsames Ziel müsse eine geschlossene Marketing-Strategie für den mittelständischen Holzhandel sein.

Gleichzeitig stellte sich die aktuelle Situation des Holzfachhandels nach Auswertungen des GD Holz überraschend positiv dar. Die Branche verzeichnete nach fünf schlechten Jahren in den ersten acht Monaten dieses Jahres erstmals wieder Brutto-Umsatzsteigerungen. In den ersten beiden Quartalen lag der Gesamtdurchschnitt der Umsatzsteigerungen im Holzhandel bei 5,3 bzw. 5,0 %. In den Vergleichszeiträumen des Vorjahres wurden noch Umsatzrückgänge von 5,4 bzw. 0,5 % ermittelt.

Der Gesamtdurchschnitt fasst die Ergebnisse von Einzelhandel, Großhandel und Außenhandel zusammen, die unterschiedliche Zuwächse verzeichneten: Der Einzelhandel legte von Januar bis August 2004 um 3,4 % zu, der Großhandel um 6,8 % und der Außenhandel um 10,6 %. Unterschiedliche Umsatzentwicklungen zeigten sich auch bezogen auf die Produkt- und Angebotssparten: Der Sektor Dienstleistungen und Montage wuchs um 19,5 %, der Umsatz bei Holzwerkstoffen um 11,4 % und bei Fußböden um 4,6 %. Insgesamt konstatierte der GD Holz "ein aufgehelltes Bild". Gleichzeitig wurde in der Präsidiums- und Beiratssitzung hervorgehoben, dass die Situation im rezessiven, von Preisverfall gekennzeichneten Markt dennoch weiterhin angespannt bleibe.

Überrascht zeigte sich der GD Holz vor allem von dem Brutto-Umsatz des Einzelhandels, der bisher "deutlich über Vorjahreswert" und vor allem deutlich über der Zuwachsrate der Großflächenanbieter (im 1. Halbjahr 2004 + 2 %) liegt. Teilweise - insbesondere auch im Fußbodensektor - wird dies auf die zunehmende Bereitschaft des Facheinzelhandels zur Dienstleistung (Verlegung u.a.) zurückgeführt. Im Umsatzwachstum beim Großhandel schlägt sich nach den Beobachtungen des GD Holz wahrscheinlich auch die steigende Zahl von Ein-Mann-Betrieben und werkstattlose, auf Montage spezialisierte Unternehmen nieder.
aus Parkett Magazin 05/04 (Wirtschaft)