Egger Retail Products GmbH

ParkettMagazin Diskussionsforum "Wege in die Zukunft"

In den Wirtschaftsteilen der Tagespresse wird die derzeitige Marktlage "vorsichtig optimistisch" bis hin zu "desolat" eingeschätzt. ParkettMagazin wollte es genauer wissen: Wie sieht unsere Branche die aktuelle Situation, und was muss geschehen, um mit Zuversicht die Zukunft zu packen? Die weitere Entwicklung der Absatzwege, Erschließung neuer Märkte, Optimierung der Produkte - alles brennende Fragen, die aus der Branche engagiert beantwortet wurden.

ParkettMagazin fragt die Laminatbodenhersteller

Produktentwicklung: Die Entwicklung der Laminatfußböden vollzieht sich in "Generationen", wobei die zeitlichen Abstände der Entwicklungsschritte immer kürzer geworden sind. Was ist als Nächstes, was ist mittelfristig zu erwarten?

Preissegmente: Ein größerer Teil des Laminatfußboden-Angebots ist in die "Billigschiene" abgedriftet. Sehen Sie reale Möglichkeiten, künftig parallel zum "Billigangebot" höher preisige Segmente zu etablieren und dies auch dem Endverbraucher zu vermitteln? Werden dazu neue Absatzwege nötig sein?


Stefan Pletzer - Egger

Produktentwicklung: Zur Beantwortung dieser Frage ist eines vorab wichtig. Es wird zukünftig eine noch klarere Polarisierung geben. Die Mitte stirbt aus - dieses Phänomen wird sich auch in unserer Branche durchsetzen.

Der hoch positionierte Markt wird nicht wachsen - wahrscheinlich auch nicht sehr stark schrumpfen - aber er ist da. Wie lange er sich in welcher Größenordnung halten kann, ist maßgeblich von der Innovationskraft der Industrie abhängig.

Entwickelt die Industrie weiterhin neue Produkte mit klar erkennbaren "Mehrwert" für den Verbraucher - so wird dieses Segment bestehen bleiben.

Die Innovationszyklen werden zwangsläufig kürzer, um die Attraktivität des Segmentes zu erhalten.

Die Innovationsschritte werden nicht mehr sehr technisch, sondern vielmehr in Richtung modisch / trendig / zeitgemäß gehen, da ein maßgeblicher technischer, für den Verbraucher auch erkennbarer Mehrwert - für den man auch bereit ist mehr Geld auszugeben - nicht in Sicht ist .

Natürlich wird es auch weiterhin technische Weiterentwicklungen geben, die in Richtung Gebrauchstauglichkeit, Anwenderfreundlichkeit, usw. gehen. Eine technische Revolution sehe ich jedoch nicht.

Preissegmente: Diese Frage schließt sehr logisch an die erste Frage an. Natürlich bin ich der Meinung, dass man höherwertige Segmente auch zukünftig etablieren kann. Man muss sich jedoch das Preisbild für Laminat im Auge des Konsumenten dazu genau vor Augen führen.

Für jeden Artikel, also auch für Laminat, hat der Verbraucher eine bestimmte Preisleiter vor Augen, auf der er bereit ist nach oben oder nach unten zu klettern, sofern der dafür gebotene Nutzen dies rechtfertigt. Innerhalb dieses Preisbandes ist es einem geschulten Verkäufer relativ leicht möglich, den Kunden vom "Mehrwert" eines etwas teureren Produktes zu überzeugen.

Geht man jedoch darüber hinaus, ist es sehr schwer bis kaum mehr möglich, den Mehrpreis durch einen entsprechenden Mehrwert zu rechtfertigen - zumindest nicht bei der klassischen Laminatkundschaft.

Das "Preisband" im Kopf des Verbrauchers ist in den letzten Jahren immer kürzer geworden und im Gesamten nach unten gerutscht. Nichtsdestotrotz existiert es noch - und auf dieser Leiter kann man sich auch entsprechend bewegen.

Neue Absatzwege werden sich nur dann erfolgreich etablieren, wenn der Verbraucher die bestehenden nicht mehr annimmt - weil er keinen "Fokus, keine Kompetenz, kein Profil" mehr erkennt. Ein bisschen von allem, aber nichts konsequent - das wird zukünftig nicht mehr gehen.

Der Handel braucht ein Profil, um den Verbraucher zu zeigen, warum er bei ihm kaufen soll. Solange er das hat, braucht er alternative Vertriebsformen nicht allzu sehr zu fürchten.
aus Parkett Magazin 03/04 (Wirtschaft)