Innung Parkettlegerhandwerk und Fußbodentechnik für Mittel- und Oberfranken

ParkettMagazin Diskussionsforum "Wege in die Zukunft"

In den Wirtschaftsteilen der Tagespresse wird die derzeitige Marktlage "vorsichtig optimistisch" bis hin zu "desolat" eingeschätzt. ParkettMagazin wollte es genauer wissen: Wie sieht unsere Branche die aktuelle Situation, und was muss geschehen, um mit Zuversicht die Zukunft zu packen? Die weitere Entwicklung der Absatzwege, Erschließung neuer Märkte, Optimierung der Produkte - alles brennende Fragen, die aus der Branche engagiert beantwortet wurden.

ParkettMagazin fragt das Handwerk

Endverbraucher: Wie sieht das organisierte Parkettleger- und Bodenlegerhandwerk den Endverbraucher? Welche aktuellen Erfahrungen gibt es mit dem Endverbraucher? Hat sich das Endverbraucherverhalten geändert?

Entwicklungsmöglichkeiten: Welche Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen haben das parkett- und bodenlegende Handwerk im Rahmen der neuerlichen Reform der HwO?


Heinz Brehm, Bundeslehrlingswart - Innung Mittel- und Oberfranken

Endverbraucher: Unsere heutigen Endverbraucher holen sich verstärkt eingehende Informationen in Baumärkten und aus dem Internet. Der Selbstverleger versucht meist mit Erfolg die noch fehlenden Details beim Fachfreund oder Fachverleger zu erfragen und wird letztlich seine Fußbodenfläche mit allen Fehlern, die voll akzeptiert werden, selbst einbringen.

Derjenige, der die Arbeiten vergeben möchte, geht mit dem Wissen um Materialpreise ohne Verlegekosten zum Fachbetrieb. Unter der Prämisse Geiz ist geil wird versucht, den billigsten Preis herauszuholen, weil die ausgesuchten Materialien die verfügbaren Geldmittel fast ausschöpft haben.

Hat der Fachbetrieb nun keine besseren und preisgünstigeren Alternativlösungen parat und kann nicht überzeugen, sind die Möglichkeiten eines Auftragsabschlusses sehr gering, vor allem dann, wenn er nicht auf das gewollte Preisspiel des Kunden eingehen will. Argumente wie Qualitätsarbeit, pünktlicher Beginn, genaue Zeitplanung und -einhaltung, ordentliches Erscheinungsbild und freundliches Auftreten der Mitarbeiter sowie Service bringen überhaupt nichts, dieser Kostenfaktor wird ganz einfach ignoriert.

Die HwO-Novellierung lässt nun ein breiteres Spektrum der ausführbaren Gewerbe zu. Hier liegen zur Zeit die besten Chancen für flexible Handwerksbetriebe. Nach dem Motto Alles aus einer Hand werden verstärkt Beratungen ausgeführt und entsprechende Angebote erstellt, die mehrere Gewerke abdecken. Entweder sind die bisherigen Mitarbeiter in der Lage, dies mit abzudecken oder sie sind auf diese zusätzlichen Gewerke zu schulen. Keinesfalls darf durch Unkenntnis eine Reklamation entstehen. Die Mundpropaganda hat zumindest in kleinen und mittleren Ortschaften und Landkreisen einen erschlagenden Erfolg.
Natürlich bietet auch ein Handwerkerverbund eine Möglichkeit, jedoch werden dort zusätzlich andere Gewerke mit Arbeit versorgt und wir wollen doch vorrangig den Arbeitsplatz unserer Mitarbeiter absichern.

Erst wenn wir es fertig bringen, nicht nur Altkunden auf unser Leistungsspektrum mit entsprechenden Erweiterungen aufmerksam zu machen, haben wir Betriebsinhaber die Möglichkeit, uns von den Ich-AGlern u.ä. abzuheben. Erst dann können wir uns mit unserem Service und unserer Qualitätsarbeit (fast ohne Reklamationen) abheben und wieder höhere Preise erzielen.

Entwicklungsmöglichkeiten: Zeigt nun die HwO-Novellierung ein Chancenplus? Fest steht, dass die Regierung, wie in den Maastrichter Vereinbarungen festgehalten, den Meisterbrief absägen und die Zertifizierung vorantreiben wird. D.h., es wird noch viel mehr zulassungsfreie Gewerke geben. Die mittlerweile in Polen, demnächst auch in Holland, ablegbare Parkettlegermeisterprüfung, bringt uns nicht weiter, denn nur wenige europäische Nachbarländer werden gleiches machen bzw. lange ausbilden und stattdessen die sehr teure Zertifizierung vorziehen.

Es bleibt dann nur noch die freiwillige Meisterprüfung, die nicht mehr von der Regierung gegängelt wird und deswegen, weil eventuell auf privater Ebene, auch höher angesiedelt werden kann. Erst dann steigt das Image des Handwerks allgemein, und das Interesse leistungsfähigerer Schüler für die Ausbildung ebenso. Bessere Mitarbeiter können mehr und Besseres leisten, was wiederum die Ausführung von hochwertigeren Arbeiten mit zutreffenderen Gewinnmargen bedeutet. Dies wäre ein Plus der geänderten HwO.
aus Parkett Magazin 03/04 (Wirtschaft)