CTA Chemisch-Technische Arbeitsgemeinschaft Parkettversiegelung

ParkettMagazin Diskussionsforum "Wege in die Zukunft"

In den Wirtschaftsteilen der Tagespresse wird die derzeitige Marktlage "vorsichtig optimistisch" bis hin zu "desolat" eingeschätzt. ParkettMagazin wollte es genauer wissen: Wie sieht unsere Branche die aktuelle Situation, und was muss geschehen, um mit Zuversicht die Zukunft zu packen? Die weitere Entwicklung der Absatzwege, Erschließung neuer Märkte, Optimierung der Produkte - alles brennende Fragen, die aus der Branche engagiert beantwortet wurden.

ParkettMagazin fragt die Lack-, Siegel- und Oberflächenhersteller

Produktentwicklung: Wohin geht die Entwicklung der Parkettoberflächen?

Verbraucherinformation: Was muss getan werden, um den Endverbraucher mehr als bisher über produktgerechte Reinigung und Pflege zu informieren?


Thomas M. Adam - Berger-Seidle und Sprecher der CTA

Produktentwicklung: Die Verwendung umweltschonender Produkte zur Oberflächenbehandlung ist der Megatrend der letzten 20 Jahre. Mit Wasserlacken und Parkettölen werden heute im handwerklichen Bereich ca. 85% der Oberflächen behandelt. Diese Entwicklung wird sich, wenn auch abgeschwächt fortsetzen. Hierbei wird es z.B. im Wassersiegelbereich zur weiteren Differenzierung der Produktpalette kommen. Es gilt, gewisse Eigenschaften wie z.B. anfeuernde Optik und seitenverleimende Tendenz dieser Produkt-Kategorie weiter zu optimieren. Diesem Ziel werden wohl auch Mischsysteme dienen, die eine besser anfeuernde Grundierung mit Wassersiegeln kombinieren.

Langfristig wird sich ferner eine verschärfende EU-Gesetzgebung zur Reduktion von VOC's (flüchtige, organische Bestandteile) auf die Formulierung vieler Rezepturen auswirken. Lösemittelbasierte Produkte werden dann immer vollständiger durch wasserbasierte und hochfestkörperhaltige Produkte ersetzt und letztlich langfristig vom Markt verschwinden.

Parkettöle, die sich heute im handwerklichen wie Fertigparkettbereich zunehmender Popularität erfreuen, werden weiter ihren Weg gehen. Der Nachteil einer aufwändigeren Pflege sowie die bekannten Risiken einer Selbstentzündungs- und Brandgefahr durch diese oxidativ trocknenden Systeme werden jedoch dazu beitragen, dass diese Produktgruppe ihren Zenit vermutlich bald überschreiten wird.

Neu gemischt werden die Karten durch die beabsichtigte EU-Chemikalienpolitik, die unter dem Titel "REACH" eine alles umfassende Registrierung, Evaluierung und Autorisierung aller Chemikalien vornehmen will. Vermutlich werden hierdurch viele Spezial-Rohstoffe vom Markt genommen und das wird nicht ohne erhebliche Auswirkungen auf das Produktangebot sein.

Bleibt jedoch festzuhalten, dass es den gut aufgestellten und spezialisierten Siegelherstellern durch ihr spezifisches Know-how sicher, jedoch mit einem gigantischen Entwicklungsaufwand gelingen wird, diesen gesetzlichen Vorgaben mit kompetenten Lacksystemen zu entsprechen. Hierbei gilt es die anwendungstechnischen Besonderheiten der Parkett-Versiegelung sowie die unterschiedlichsten Anforderungsprofile an die Oberflächenbehandlung im Blick zu behalten und den Anwender mit seriösen und sicheren technischen Empfehlungen zu begleiten.

Dieser Aufgabe werden sich unser Haus sowie die in der CTA zusammenarbeitenden Siegelhersteller auch in Zukunft mit großer Sorgfalt annehmen.

Verbraucherinformation: Der optimalen Pflege gilt es auch in Zukunft große Aufmerksamkeit zu widmen, hängt doch gerade auch hiervon die Attraktivität des individuellen Parkettbodens sowie des Bodenbelags "Parkett" in Konkurrenz zu alternativen Bodenbelägen ab.

Aber neben dem schönen Aussehen ist die richtige Pflege auch ausschlaggebend für die maximale Werterhaltung der Parkettoberfläche. Und diese wiederum kann Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung werden, sofern etwa ein vorzeitiger Verschleiß eintritt und der Endverbraucher im Hinblick auf die erwarteten Eigenschaften des Parkettbodens reklamiert. Seit der Schuldrechtsreform ab 1.1. 2002 sowie durch die Novellierung der VOB sind die Haftungsfristen drastisch verlängert, wodurch diese Pflegefragen noch wichtiger geworden sind.

Im Grunde hilft aber hier nur das, was bisher gegolten hat, dass dem Auftragnehmer eine Informations-Pflicht über die richtige Pflege der jeweiligen Oberfläche zukommt. Er muss dafür sorgen, dass der Endverbraucher in nachweisbarer Art und Weise eine Pflegeanweisung erhält, die über das richtige Pflegeverfahren, die angemessene Häufigkeit der Pflege sowie das geeignete Pflegemittel klar, ja zwingend Auskunft gibt.

Hierzu stellen z.B. die Mitglieder der CTA ausgereift formulierte "Pflegeanweisungen" kostenlos zur Verfügung, die der Handwerker seinen Kunden übergeben muss. Diese empfiehlt sich sogar bereits dem Angebot mit Beilagevermerk beizufügen, damit der potenzielle Kunde bereits vor der Kaufentscheidung über die notwendige Pflege unterrichtet wird.

Mehr als bisher muss diese Information lückenloser und wiederholt überreicht werden. Auch sollte der beratende Fachbetrieb im persönlichen Gespräch mit dem Endkunden die Pflege thematisieren und vernünftig erklären. Noch intensiver als bisher sollte er auch auf sein vorort verfügbares Angebot an geeigneten Pflegemitteln hinweisen und seine Kompetenz auch für diesen Dienst am Kunden betonen. Hier liegt erfahrungsgemäß in einigen Betrieben noch wichtiges Potenzial brach, das man mit gutem Erfolg aktivieren kann.

Als kundenorientierter Hersteller bietet Berger-Seidle darüber hinaus eine endverbrauchertaugliche Pflegefibel für unterschiedliche Oberflächen wie z.B. versiegelte Böden bzw. geölt/gewachste Böden oder die Turnhalle an. Diese umfassende Informationspolitik werden wir in Zukunft noch intensivieren und keine Gelegenheit versäumen, unsere Partner im Handwerk auf dieses Instrument sowie die Bedeutung der Pflege-Fragen hinzuweisen.
aus Parkett Magazin 03/04 (Wirtschaft)