Nachhaltige Forstwirtschaft

Zertifizierungssysteme in der Kritik

Mit der Zertifizierung von Holzprodukten soll der Nachweis einer weltweit nachhaltigen Wald- und Forstwirtschaft erbracht werden. In Europa konkurrieren vor allem die Zertifizierungssysteme FSC (Forest Stewardship Council) und PEFC (Pan European Forest Certification). Beide sind ursprünglich gegründet worden, um den Raubbau an Urwäldern einzudämmen - ein Vorhaben, das nach eigenem Bekenntnis kaum ansatzweise gelungen ist.

Zum Ausgleich schmücken sich die Organisationen mit der Zertifizierung europäischer Wälder. Und hier scheint der PEFC sich durchzusetzen. Bei Zertifizierungkosten von 500 - 1.000 EUR pro Jahr sei der PEFC für Unternehmen günstiger und in den Vorgaben weniger streng als sein Widersacher. Mittlerweile sind in 13 europäischen Ländern 50,9 Mio. Hektar Waldfläche PEFC-zertifiziert.

Nun allerdings hat im Februar 2004 eine Studie der Nichtregierungsorganisation FERN (Footprints in the forest) die Vorgehensweise des PEFC und einer Reihe anderer Zertifizierungssysteme (AFS, CERFLOR, Certfor, CSA, MTCC, SFI) abqualifiziert. Die Standards und Verfahren dieser Organisationen, heißt es, weisen gravierende Defizite bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitskriterien auf. So würden keinerlei messbare Mindeststandards angelegt, die Kontrolle sei nicht transparent und Umweltorganisationen würden nicht mit einbezogen.

Nur der FSC wird von FERN als glaubwürdiges System bezeichnet. Diesem Urteil schließt sich der WWF (World Wide Fund For Nature) an. WWF-Waldexpertin Nina Griesshammer: "Bis auf den FSC erlauben alle Zertifizierungssysteme die Umwandlung von Wäldern in Plantagen. Wir befürchten, dass die Verbraucher bei den meisten Holzzertifikaten in die Irre geführt werden."

Dem deutschen PEFC-System wird in der FERN-Studie allerdings eine Verbesserung auf den Gebieten "Standards" und "Transparenz" attestiert. Das besänftigt die PEFC-Verantwortlichen aber nicht. Sie bezweiflen die Objektivität der Studie. Der stellvertretende Vorsitzende von PEFC Deutschland, Prof. Dr. Hans Köpp, kritisiert eine "undurchsichtige Methodik" der FERN-Untersuchung und eine "Subjektivität der Autoren". Verantwortlich für die Bewertung des deutschen PEFC-Systems im FERN-Bericht nämlich sei Rudolf Fenner gewesen, ein Mitglied der Umweltkammer der FSC Arbeitsgruppe Deutschland und von Robin Wood. Das Fazit klingt dennoch versöhnlich. Prof. Köpp: "Wir sind ein lernendes System. Wenn im nächsten Jahr unsere Arbeitsgruppen ihre Tätigkeit abgeschlossen haben, werden wir ein grundlegend überarbeitetes Zertifizierungssystem vorlegen. Viele der im FERN-Bericht enthaltenen Kritikpunkte werden dadurch gegenstandslos."
aus Parkett Magazin 02/04 (Wirtschaft)