Einkaufen im Ursprungsland

Übers Wochenende nach Teheran


Von Wien nach Teheran und zurück an einem Wochenende und dabei ausgiebig Ware einkaufen und auch noch etwas von der Stadt sehen? Was noch bis vor wenigen Jahrzehnten allein wegen der langen An- und Abreise per Pkw oder dank einiger Umstiege beim Fliegen utopisch anmutete, ist heute kein Problem mehr. Direktflüge sorgen für entspanntes und schnelles Reisen. Die Erfahrung und Unterstützung der Lieferanten vor Ort nimmt den Einkäufern organisatorische Hürden ab. Gottfried Winkler von Teppiche Winkler aus dem österreichischen Schwaz hat sich im Herbst 2011 auf eine konzentrierte Einkaufsreise zu seinem Lieferanten Faradj & Homayoun Farhadian nach Teheran begeben - und war sowohl vom Wareneinkauf als auch von Land und Leuten begeistert.

Freitagabend, Flug von Wien nach Teheran. In nur 4,5 Stunden erreicht Fachhändler Winkler die iranische Hauptstadt. Bei der Einreise die erste Überraschung: "1996 war ich zum letzten Mal im Iran, seit dem wurden die Einreiseformalitäten stark vereinfacht. "Auf der Autofahrt vom Flughafen in die Stadt ist Winkler vom veränderten, "weltoffenen Straßenbild begeistert".

Samstagmorgen. 10 Uhr: Die Arbeit beginnt. Winkler möchte vor allem seinen Vorrat an südpersischen Nomadenteppichen auffüllen.

Den ganzen Tag über lässt sich Gottfried Winkler Ware zeigen: Teppiche umschlagen, kurz anschauen, festlegen, ob der gezeigte Teppich in die engere Auswahl kommt und weiter geht es mit dem nächsten Stück. Nach gut 1.500 Teppichen im Schnelldurchlauf wurden 150 Stück als erste Wahl heraussortiert - die noch einmal in aller Ruhe begutachtet werden. Die Preisverhandlungen werden ganz klassisch auf Teppichstapeln sitzend vorgenommen und von mehreren Tassen Tee begleitet.

"Als Endverkäufer, als Händler, muss man sehen, wie die Ware produziert und veredelt wird. So ist man dem Kunden gegenüber authentischer und schlagfertiger in der Argumentation", weiß Gottfried Winkler. Einen besonders hohen Stellenwert hat die Wäsche, die in mehreren Durchläufen stattfindet.

Sonntagmorgen: Fahrt zum Basar: "Die U-Bahn in Teheran ist extrem modern und die Menschen begegnen einem in der ganzen Stadt sehr freundlich. Vor Ort bietet sich ein komplett verschiedenes Bild der Menschen, als das, das die Medien transportieren", berichtet Gottfried Winkler. Auf dem Basar ergänzt Winkler sein klassisches persisches Sortiment.

Nach nur einer Woche Lieferzeit per Luftfracht über Dubai kann Winkler seine im Iran gekaufte Ware in Schwaz in Empfang nehmen. Der Transport per Lkw hätte ihm mit zwei bis zweieinhalb Wochen zu lange gedauert, denn sein Lager war leer, musste dringend für das Herbst- und Wintergeschäft aufgefüllt werden. Er ist angenehm überrascht: "Im Vergleich zu meiner letzten Reise 1996 sind auch die Zollformalitäten stark vereinfacht worden, das Prozedere ist erfreulich schnell geworden."

Winklers Fazit: "Eine tolle Reise, bei der ich in sehr kurzer Zeit sehr viel unterschiedliche Ware gesehen habe und mein Lager auffüllen konnte." Die Erfahrungen dieser Reise bringt Winkler bereits Montagnachmittag in Gesprächen mit seinen Kunden ein.
aus Carpet Magazin 01/12 (Teppiche)