Interview mit Siegfried Wilding über das Thermozell-Produktprogramm

Flüssige Styropor-Dämmplatte aus Leichtbeton

Das österreichische Unternehmen Thermozell bietet einen Wärmedämm-Leichtbeton an, der einen ebenso einfachen wie fachgerechten Ausgleich von Unterböden ermöglichen soll - ohne größere Zeitverzögerungen und ohne Probleme bei der Aufbauhöhe. Der Clou: Das Material übernimmt die Funktion der üblichen Styropor-Dämmplatte. Ein geringes Flächengewicht und eine rasche Trocknung eröffnen vielfältige Einsatzmöglichkeiten. FussbodenTechnik sprach mit Geschäftsführer Siegfried Wilding über den Nutzen für den Estrichleger.

FussbodenTechnik: Thermozell ist als österreichisches Unternehmen vor wenigen Jahren mit einem Wärmedämm-Leichtbeton in den deutschen Markt eingestiegen, der vor allem im hiesigen Estrichgewerbe auf großes Interesse gestoßen ist. Was ist das besondere an diesem Material?

Wilding: Der Hauptnutzen unseres Wärmedämm-Leichtbetons liegt in der Schaffung eines Estrich-Unterbaus, der dem Stand der Technik entspricht. Da das Produkt bauaufsichtlicht zugelassen ist, lässt es sich für die wärmetechnische Berechung mit heranziehen. Man kann es, wenn Sie es so wollen, als kompakte Dämmplatte betrachten.

FussbodenTechnik: Wofür braucht man eine solche "flüssige Wärmedämmplatte" in Mörtelform?

Wilding: Prinzipiell sind eine ganze Reihe sinnvoller Anwendungen denkbar. Einer der wichtigsten Einsatzbereiche im Estrichbau ist sicher der Ausgleich von Unebenheiten, Rohrleitungen und anderer Installationen auf der Rohdecke. Für die Estrichverlegung ist nach Norm ein ebener Untergrund erforderlich. Für einen normgemäßen Ausgleichsestrich fehlt allerdings häufig die erforderliche Aufbauhöhe, ausreichende Wartezeit bis zur vollständigen Trocknung sowie in Altbauten gegebenenfalls auch die nötige Tragfähigkeit der Decke. Ein Ausgleich mit Dämmplatten führt ebenfalls zu keinem befriedigenden Ergebnis.

Unser Wärmedämm-Leichbeton bietet hier eine fachgerechte Lösung: Mit dem selbstnivellierenden Material lassen sich Rohrleitungen und Unebenheiten auf der Rohdecke schnell und einfach ausgleichen. Der vergleichsweise geringe Wassergehalt sorgt für eine schnelle Trocknung - der Leichtzuschlag für ein niedriges Flächengewicht. Außerdem ist durch die wärmedämmenden Eigenschaften des Systems in vielen Fällen keine zusätzliche Wärmedämmung mehr nötig.

FussbodenTechnik: Wie schnell trocknet ein Ausgleichsestrich aus Thermozell Wärmedämm-Leichbeton?

Wilding: Wir bieten unser Produkt sowohl in einer Standard- als auch in einer Rapid-Variante an. Letztere ist bereits nach 3 bis4 Stunden begehbar und erreicht nach 24 Stunden die Ausgleichsfeuchte. Damit wird ein besonders schneller Baufortschritt ermöglicht. Gleichzeitig erhalten Verarbeiter, die aus irgendwelchen Gründen in Terminnot geraten sind, mit der Rapid-Version die Chance, effektiv Zeit wett zu machen.

FussbodenTechnik: Gibt es noch weitere Anwendungsmöglichkeiten für den Estrichleger?

Wilding: Aufgrund seines niedrigen Flächengewichts eignet sich der Wärmedämm-Leichtbeton auch hervorragend als gebundene Ausgleichsschüttung auf Holzbalkendecken. Hinzu kommen Einsatzmöglichkeiten als Isolierbeton unter Industrieböden oder als Auffüllung von Gewölbedecken.

Das zementgebundene Produkt ist wasserunempfindlich und frostbeständig, wodurch auch Außenanwendungen möglich werden - beispielsweise auf Balkonen, Terrassen oder Flachdächern.

FussbodenTechnik: Das verlangt teilweise erhebliche Einsatzmengen. In welchen Schichtdicken ist das Material einsetzbar?

Wilding: Die Mindesteinbaudicke beträgt 2 cm - nach oben sind praktisch keine Grenzen gesetzt.

FussbodenTechnik: In welcher Lieferform ist der Wärmedämm-Leichtbeton in Deutschland verfügbar?

Wilding: Der Estrichleger kann zwischen drei Produktvarianten auswählen. Das Basisprodukt bildet die Thermozell-Sackware. Die Säcke à 200 l enthalten die wesentlichen Zuschlagstoffe, um dem Leichtbeton die definierten Eigenschaften in punkto Wärmedämmung und Druckfestigkeit zu verleihen. Durch die werkseitige Zugabe geeigneter Katalysatoren erreicht das Material außerdem die notwendige Brandschutzausstattung sowie eine homogene Verteilung im Leichtbeton. Auf der Baustelle müssen noch Zement und Wasser beigegeben werden.

Alternativ bieten wir auch eine Fertigmischung an, die in Säcken à 80 l geliefert wird. Hier sind bereits werksseitig alle relevanten Leichtbeton-Rezepturbestandteile vorgemischt enthalten. Das Material braucht auf der Baustelle nur noch unter Zugabe von Wasser angemischt werden. Dadurch wird ein Höchstmaß an Qualitätskonstanz und Verarbeitungssicherheit gewährleistet.

Hinzu kommt die Fertigbeton-Variante, bei der das Material verarbeitungsfertig an die Einbaustelle gebracht wird.

FussbodenTechnik: Wie wird das Material auf der Baustelle verarbeitet?

Wilding: Unser Wärmedämm-Leichtbeton lässt sich mit allen handelsüblichen Mischaggregaten verarbeiten - wobei wir auch eigene Maschinen entwickelt haben, die sich durch eine besonders hohe Homogenisierung und Mischleistung auszeichnen. Diese Thermozell Batch-Mischer B 200 stellen wir interessierten Verarbeitern optional als Leihgeräte zur Verfügung und bieten sie selbstverständlich auch zum Kauf an.

FussbodenTechnik: Wie funktioniert der Vertrieb in Deutschland?

Wilding: Wir bedienen das deutsche Estrichgewerbe zu 100 % über den Baustoffhandel. Dadurch gibt es praktisch keine Mindestabnahmemengen für den Handwerker. Derzeit sind wir dabei, ein flächendeckendes Netz an Stammhändlern aufzubauen.

FussbodenTechnik: Thermozell gehört zu den Pionieren unter den Anbietern von Wärmedämm-Leichbeton auf dem deutschen Estrichmarkt. Wie sind sie auf das Produkt gekommen?

Wilding: Das hängt eng mit unserer Konzernzugehörigkeit zusammen. Thermozell ist Bestandteil der österreichischen Hirsch-Gruppe - einem Unternehmen, das sich im weitesten Sinne mit Polystyrol-Schäumen beschäftigt. Das gilt sowohl für die Verarbeitung von geschäumtem Polystyrol für Verpackungen und Dämmstoffe, als auch für den Bereich des Maschinenbaus, wo Hirsch Maschinenbau mittlerweile Anlagen in allen fünf Kontinenten im Einsatz hat.

In der Muttergesellschaft war man sich sehr früh der Verantwortung zur Verwertung der bei der Produktion anfallenden EPS-Abfälle bewusst. Zunächst stand also der Recycling-Gedanke im Vordergrund. Rasch zeichnete sich allerdings das Potential einer Verwendung für wärmedämmenden Leichtbeton ab. Es war die Leistung von Peter Grabuschnig, den Bedarf nach solchen Produkten zu erkennen und von Beginn an den Qualitätsaspekt als Bauprodukt - und nicht als Entsorgungsschiene für EPS - in den Vordergrund zu stellen.

Die Vermarktung des Produktes wurde schließlich vor 11 Jahren der Thermozell Entwicklungs- und Vertriebsgesellschaft übertragen - einem eigenständigen Tochterunternehmen der Hirsch-Gruppe. Seitdem engagieren wir uns, die Marke Thermozell als Synonym für Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität im Bereich Wärmedämm-Leichtbeton am Markt zu festigen.

FussbodenTechnik: Wie hat sich das Geschäft mit Wärmedämm-Leichtbeton auf dem deutschen Markt entwickelt?

Wilding: Grundsätzlich können wir eine positive Entwicklung auf dem deutschen Markt verzeichnen. Nachdem lange Jahre ausschließlich über die Notwendigkeit höherer Fußbodenaufbauten diskutiert wurde, mehren sich nun die positiven Beispiele für einen fachgerechten Rohbodenausgleich mit wärmedämmendem Leichtbeton - wenn auch auf sehr bescheidenem Niveau. Leider begegnet man nach wie vor oft dem "Puzzle-Verlegen" von Trittschalldämmplatten - eine Praxis, die ganz sicher nicht zu normgerechten Aufbauten führt.

FussbodenTechnik: Was kann man tun, damit künftig mehr normgerechte Fußböden ausgeführt werden?

Wilding: Wir wollen hier vor allem durch die permanente Bearbeitung der Architekten einen wichtigen Beitrag leisten, die in Ihrer Ausschreibungspraxis viel zu geringe Fußbodenaufbauten vorsehen und damit Probleme für den weiteren Bauablauf schaffen. Dabei sind wir als einzelnes Unternehmen natürlich auf die Mithilfe der Interessensverbände - beispielsweise des Bundesverbandes Estrich und Belag - aber natürlich auch der Fachmedien angewiesen.

Wir kämpfen außerdem dafür, dass endlich ein Mindeststandard für gebundene Schüttungen definiert wird. Leider findet man auf vielen deutschen Baustellen immer noch Produkte, die als Sackware in nicht überprüfter Qualität angeboten werden. Wir rufen alle Beteiligten auf, daran mitzuarbeiten, dass diese interessante Produktschiene nicht durch solche Materialien gleich wieder in Verruf gerät. Erst durch definierte Produktstandards erhält der Verarbeiter die Möglichkeit, auch eine Einbauleistung in definierter Qualität abliefern zu können.

FussbodenTechnik: Welche Unterstützung bieten Sie dem Verarbeiter an?

Wilding: Wir bemühen uns, durch eigene Mitarbeiter, die sich speziell dem Handwerk und Handel widmen, den Markt mit entsprechender Kompetenz zu unterstützen. Aufgrund unserer mittlerweile mehr als 10-jährigen Erfahrung mit dieser Produktschiene verfügen wir über umfassendes anwendungstechnisches Know-how und bringen uns auch entsprechend aktiv ein.

Hierzu zählt unter anderem die Betreuung bei der Erstverarbeitung, anwendungstechnische Hilfestellung bei Problembaustellen sowie beratende Unterstützung bei der Objektrealisierung. Hinzu kommen Schulungsangebote für das Handwerk.

Darüber hinaus haben wir mit der Internet-Seite "www.thermozell-verarbeiter.de" im März dieses Jahres eine einfache und effiziente Kontaktplattform zwischen ausschreibenden Stellen, geprüften Thermozell-Verarbeitern und unseren Stammhändlern geschaffen. Wir sehen diesen Schritt als wichtige Serviceleistung für den Markt, die sicher auch als Verkaufsunterstützung für die Verarbeiter betrachtet werden kann. Außerdem unterstützen wir unsere Kunden mit Werbemitteln wie Prospekten, Architektenordnern usw.

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Thermozell - das Produkt

Profil: wärmedämmender Leichtbeton

Bindemittel: Zement / Spezialzement bei Rapid-Version (nur als Fertigmischung)

Zuschlag: Styropor-Rycycling-Material

Einsatzbereiche (u.a.):
- gebundene Ausgleichsschüttung für Unebenheiten und Installationen auf Rohbetonböden
- gebundene Ausgleichsschüttung für Holzbalkendecken
- Ausgleichsfüllung für Gewölbedecken
- Isolierbeton unter Industrieböden
- Isolierbeton unter monolithischen Platten
- isolierende Betonplatte für Fertighäuser
- Gefällebeton für Flachdächer

Lieferformen:
- Leichtbeton-Zuschlag mit integriertem Katalysator als Sackware à 200 l
- Trockenfertigmischung aus Bindemittel, Zuschlag und Katalysator als Sackware à 80 l
- verarbeitungsfertiger Fertigbeton

Produktvarianten und technische Daten:

Thermozell 250 / Thermozell 250 rapid
- Rohdichte trocken: 250 kg/qm
- Druckfestigkeit: 0,2 N/qmm (DIN 53421)
- Wärmeleitzahl: 0,06 W/mK (10tr, DIN 52612) bzw. 0,09 W/mK (R)
- Brandklasse: schwer entflammbar B1 (DIN 4102)
- Dampfdiffusion: = 7 (DIN 52615)

Thermozell 400 / Thermozell Mix 400 / Thermozell 400 rapid
- Rohdichte trocken: 350 kg/qm
- Druckfestigkeit: 0,5 N/qmm (DIN 53421)
- Wärmeleitzahl: 0,09 W/mK (10tr, DIN 52612) bzw. 0,12 W/mK (R)
- Brandklasse: nicht brennbar A2 (DIN 4102)
- Dampfdiffusion: = 7 (DIN 52615)

Thermozell 600 / Thermozell Mix 600
- Rohdichte trocken: 500 kg/qm
- Druckfestigkeit: 1,2 N/qmm (DIN 53421)
- Wärmeleitzahl: 0,14 W/mK (10tr, DIN 52612) bzw. 0,18 W/mK (R)
- Brandklasse: nicht brennbar A2 (DIN 4102)
- Dampfdiffusion: = 12 (DIN 52615)

Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung: Nr. Z-23.11-266, Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin

Info: Thermozell Entwicklungs- und Vertriebs GmbH
A-9555 Glanegg 58
Tel.: 0043/4277/2211-0
Fax: 0043/4277/2211-444
Internet: www.thermozell.com www.thermozell-verarbeiter.de
E-Mail: office.thermozell@hirsch-gruppe.com
aus FussbodenTechnik 05/02 (Sortiment)