Messebericht: ZOW, Bad Salzuflen

Heißes Klima für gute Geschäfte

Die Heizung in den Messehallen war voll aufgedreht, der Verkehr um Bad Salzuflen kämpft weiterhin mit einer Nadelöhrsituation, aber die ZOW selber hält, was die rund 550 Aussteller aus 23 Nationen sich von ihr versprechen: Sie ist eine Messe der kurzen Wege, intensiver Gespräche und direkter Vereinbarungen. Die Erweiterung auf fünf Messetage wird jedoch nicht durchgängig begrüßt. Der erste und der letzte Tag sind vielen zu ruhig. Insgesamt wurden rund 12.900 Besucher gezählt.

Eigentlich ist die Zuliefermesse ZOW auf die Möbelindustrie ausgerichtet. Dekor- und Laminathersteller präsentieren hier ihre aktuellen Oberflächen. Aber weil der Möbelmarkt noch keine wirtschaftliche Wiederauferstehung feiert, ist es für viele Anbieter der Fußbodensektor, in den Hoffnungen gesetzt werden. Im Inneneinrichtungs-Trend orientieren sich beide Bereiche ohnehin aneinander. Deshalb ist auch für den Fußboden interessant, dass auf der ZOW bei den Hölzern helle Töne wie Birnbaum, Ahorn, Birke, Esche und Eiche hell dominierten. Aber auch Kirsche und Nussbaum passen in die Saison. Neu sind streifige Ausführungen, die zum Teil horizontal eingesetzt werden. Natürliche Authentizität ist das Thema der Stunde: Holzdekore sind in Farbgebung und Texturen von ihrem Vorbild in der Natur kaum noch zu unterscheiden.

Dekordrucker

WKP: "Bei der Imprägnierung macht der Laminatboden klar unser Hauptgeschäft aus", bekennt Marketingleiter Gerhard Heckmann, die Abhängigkeit seines Unternehmens von der Fußbodenkonjunktur. 2002 brachten die Württembergischen Kunststoffplattenwerke ein Liquid Overlay auf den Markt, das auf der ZOW erneut Zuspruch fand. Heckmann: "Überraschend viele Asiaten interessierten sich für Finishfolie und Melamine." In 2003 soll die Neuentwicklung "Ultrafin Carat Plus" in Richtung auf pigmentierte Oberflächen weiter entwickelt werden. Diese Finishfolienoberfläche ist nicht nur für Möbelfronten, sondern dank abriebfester Eigenschaften auch für horizontale Fläche geeignet. Das Schwesterprodukt "Ultrafin Super Matt" kommt dabei der Haptik und der Optik natürlichen Holzes sehr nahe.

Interprint registrierte mehr internationales Publikum auf der ZOW. Das verwundert nicht, sind doch sogar U.S.-Medien auf die Messe in der westfälischen Provinz aufmerksam geworden. Interprint ist mit seinen Produkten in Amerika und Malaysia vor Ort, um "in der Nähe der Kunden zu sein und die Märke zu verstehen" (Marketing Manager Elisabeth Zenker). Mit Konzentration auf den Servicegedanken versucht das Unternehmen aus Arnsberg dem "großen Fragezeichen" hinter der Wirtschaftslage entgegen zu wirken. "In jeder Stufe an den Kunden denken, seine Bedürfnisse erkennen und Vorschläge machen", lautet die Devise. Mit Investitionen in die Maschinentechnologie konnte Interprint seine Kapazitäten erhöhen und Lieferzeiten verringern. Im Fußbodendekor sieht Interprint einen Trend zur naturbetonten Holzimitation. "Mit dem 3D-Effekt verstärken wir die optische Tiefe und was ehedem als Fehlstelle im Holz angesehen wurde, gilt nun als rustikale Natürlichkeit."

Lamigraf: "Die Leute sind offen für neue Ideen. Die ZOW wird immer mehr zur Workshop-Messe." Das begeisterte Verkaufsleiter Stéphane Printz. Für den spanischen Dekordrucker war 2002 ein Rekordjahr. Im Mutterland boomt das Geschäft, in Deutschland ist man noch in der Investitionsphase. 2003 möchte der viertgrößte Dekordrucker noch einmal 20 % an Volumen und Umsatz zulegen. Als Spezialist für Fliesen- und Steindekore hatte Lamigraf das Steinimitat "Travertin" und seine neue Bodenentwicklung "Azul Imperial" mitgebracht. "Fliesen sind kein Randbereich mehr", heißt es. Die stärkste Nachfrage kommt dabei aus Übersee. Als weitere Neuheit für den Laminatboden wurde die Holznachbildung "King Mahagoni" auf dem Messestand ausgelegt.

Masa registrierte mehr europäisches statt internationales Interesse für seine Produkte. Nachdem das Jahr 2002 besser als erwartet abgeschlossen wurde, waren die Mitarbeiter mit guter Stimmung auf die ZOW gefahren. Marketingleiterin Adela Weiss betonte die "ungezwungene Atmosphäre, auch mit dem Wettbewerb". Der Dekordrucker aus Dreieich hat im vergangenen Jahr über externe Unternehmensberatung neue Strukturen einführen lassen. Noch nicht bewältigt sind Standortprobleme in Frankfurt, doch will man den Ort stützen. Der Bodenbereich ist kein Hauptaugenmerk des Unternehmens. "Nur, wenn von einem Kunden eine konkrete Anfrage kommt." Bei Möbelfronten folgt Masa dem Buchen- und Ahorntrend, will neue Eschedekore bringen und sich darüber hinaus auf die Stärken im Perlmuttdruck und bei Fantasiedekoren konzentrieren. Gut angekommen ist nach Auskunft von Adele Weiss das Experiment "Modern Retro".

Süddekor hat seine Erstaufträge im Verhältnis zu den Wiederholungsaufträgen verdreifacht. Das bedeutet zunächst zwar nur den Absatz von Kleinvolumina, bewirkt aber eine Platzierung, die laut Produktdesigner Dirk Eiynck "in die Menge gehen kann". Als Beispiel für exotischen Laminatboden zeigte der Dekordrucker das Witex-Produkt "Afzelia Ivoire", ein 2-Stab-Boden mit wechselndem Farbspiel zwischen den Stäben.

Ohne Maschinenstillstände hat Süddekor das vergangene Jahr hinter sich gebracht. Ende 2002 zog der Auftragseingang derart an, dass die Abarbeitung nun auf die Lieferzeiten drückt. Auf der ZOW wurden Kontakte zu nordamerikanischen Fußbodenleuten geknüpft - laut Dirk Eiynck auch eine Folge der Aufbruchstimmung auf der Las-Vegas-Messe "Surfaces". Von dort sei unter anderem das Thema "Register-Pressbleche" übernommen worden. Dabei geht es darum, ein Pressblech exakt auf das verwendete Papier abzustimmen - hilfreich besonders bei 3D-Optiken.

Bausch Dekor hätten vier Messetage ausgereicht, befand Geschäftsführer Wolfgang Buchhart. Das im Aufbau befindliche, junge Unternehmen will seine Dekorentwicklung ausbauen und allein in europäischen Märkten agieren. Ein Engagement in Übersee ist noch zu kostenintensiv. Wichtigster Sektor für Bausch Dekor ist der Fußbodenbereich. Hier konnte 2002 ein Wachstum von 25 % erzielt werden. Im laufenden Jahr will man in gleicher Größenordnung zulegen. Während im Möbelmarkt Verdrängung herrscht, sieht man im Laminatboden noch Wachstumspotentiale von 2 bis 6 %. Wichtige technische Aufgabe ist die Dimensionsstabilität des Produktes. Das gilt vor allem bei Systemdekoren wie Fliesen, Stein und Strukturen. Zur Erlangung des Ziels ist die Mitarbeit der gesamten Prozesskette gefragt. Spezifikationen müssen abgestimmt werden, nach denen alle Beteiligten verbindlich vorgehen. Neue Holzdekore sind für Bausch kein vorrangiges Thema. Buchhart: "Die werden immer anspruchsvoller und in der Holzimitation rustikaler." Interessant sei die Entwicklung einer "vorgetäuschten" V-Fuge, da diese Lösung kostengünstiger, als eine gefräste Fuge wäre.

Schattdecor zeigte sich sehr zufrieden mit dem Messeergebnis. Auf dem Messestand herrschte reger Besuch. Kunden aus ganz Europa konnten beim Thansauer Dekordrucker begrüßt werden. Eines der vier Trendthemen, die von den Schattdecor-Designern in Bad Salzuflen vorgestellt wurde hieß "Lounging". Unter den Steindekoren entwickelte sich der sogenannte "Jerusalem Stone" zum Renner.

Westag & Getalit: Fußbodengestaltung findet immer auch in einem Wechselspiel mit dem Möbeltrend statt. Die Entwicklung bei Westag & Getalit ist dafür ein gutes Beispiel. Hier folgt man der Zunahme einer Verwendung von Eiche-Dekoren. Dabei setzen sich naturalistische Dessins durch, die dezent und klassisch wirken. Das Unternehmen hat vier neue Eichefarbtöne im Programm, die in kathedralem Dekoraufbau entstanden sind. Für das Jahr 2003 sind laut Edmund Volmer (Leiter der Sparte Laminate) die Prognosen unübersichtlich: "Kernfrage ist, ob sich ein Bedarf anstaut, der sich zu einem selbsttragenden Aufschwung entwickelt oder ob sich beim Verbraucher durch die dauerhafte Erziehung zum Schnäppchenjäger ein Wandel zu Konsumverzicht oder nüchterner Beurteilung des Konsumbedarfs vollzieht."

Saueressig Design Studios bezeichnet die ZOW als wichtigste Messe im Jahr. Der halbe Zusatztag wird dennoch für überflüssig erachtet. Die mit Fertigungstechnik befassten Entwickler glauben an eine weitere Optimierung ihrer Lasergravur. Ziele: Bei gleicher Auflösung eine größere Tiefe oder bei gleichem Farbauftrag einer höhere Auflösung zu erzielen. Schnelleres Reagieren des Gravursystems und neu verchrombare Formen sind Themen, an denen ebenso gearbeitet wird, wie an synchron zum Dekor erstellten Pressblechen. Im Designtrend wird der Wunsch nach Eiche gesehen, aber auch eine Wendung zu tropischen Hölzern wie Palisander und Ebenholz. Dr. Thomas Sterckenburgh: "Weg von schlichten, hin zu eleganten Strukturen."

Fußböden und Platten

Kronoswiss: Während für Kronoply die "Bau" in München Leitmesse ist, hält das Schwesterunternehmen Kronoswiss die ZOW für wichtiger. Gute Resonanz fand man in Bad Salzuflen für die OSB-Diele "Woody". Das bereits in England und Holland mit Erfolg vertriebene Produkt ist eine roh gelieferte Fußbodendiele in den Maßen 1.200 x 120 x 12 mm. Ausgerüstet mit dem Klick-System von Pergo soll "Woody" eine kostengünstige Alternative zu Fertigparkett darstellen. Zielgruppe ist der Endverbraucher, Ansprechpartner ist der Holzhandel. Auch im Messebau lässt sich das in 5er-Paketen verpackte OSB-Material praktisch einsetzen.

Kaindl Flooring hat "Masterfloor", das Top-Produkt seiner Laminatfußböden, mit der Verlegetechnologie "Clic2Clic" ausgestattet. Ab Juli 2003 werden die Dekore Eiche hell und dunkel mit der optischen V-Fuge angeboten. Das verschafft der Nachbildung noch mehr Nähe zum Original. Das wird bereits durch eine synchron zur Holzmaserung verlaufende Oberflächenstruktur besonders hervorgehoben. "Masterfloor Clic2Clic" ist 8 mm stark und für den Wohn- und Objektbereich geeignet. Die Längsverriegelung erfolgt durch Einschwenken der Paneele, die Querverriegelung durch Absenken und Einrasten von oben - verbunden mit einer zweifachen Vertikalsicherung. Die doppelte Sicherheit soll eine höhere Auszugsfestigkeit bewirken.

Egger: Das ZOW-Gründungsmitglied war zum 9. Mal dabei und auf die Zielgruppe Möbelwirtschaft fokussiert. Unter dem Leitbegriff "Wärme schafft Werte" antwortet Egger auf den Kundenwunsch nach Harmonie und gediegenem Design mit etwas dunkleren Holznachbildungen als in der Saison zuvor - im Zusammenspiel mit gedeckteren Metallictönen wie Nickel, Kupfer oder Messing, sowie dezenten Unis in Beige- und Schlammtönen. Der Gestaltung entgegen kommt der Dekor-, Farb- und Materialverbund aller Egger Produkte. Auf der Grundlage globalen Dekormanagements sind daher auch Neuschöpfungen wie Spitz-Ahorn und Feuerland-Kirsche, Ferrara-Eiche und die im Zeitgeist liegende Loire-Esche nicht nur eine Sache der Möbelhersteller. Bei hauseigenen Designpräsentionen bietet Egger nun seinen Kunden in speziellen Workshops eine Fortsetzung der Messeeindrücke. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Holzwerkstoffproduzent mit einem moderaten Wachstum - erzielbar durch Erschließung neuer Märkte und Intensivierung bestehender Kontakte. Geschäftsführer Ulrich Bühler sieht das Familienunternehmen mit vierzehn Produktionsstandorten in vier Ländern Europas international gut aufgestellt.

BHK: Schubkästen und Profile waren die Hauptprodukte auf der ZOW. Laminate werden nach Auskunft des Unternehmens am Messestandort Köln Thema sein. Deshalb fristete das Moderna-Fußboden-Studio mit den Laminatbodenprodukten aus Büren in Bad Salzuflen nur ein Randdasein. Insgesamt wurde die ZOW von BHK als "gut gelaufen" bezeichnet, nachdem die Geschäftslage im vergangenen Jahr keinen Freudenanlass gab.

Glunz zeigte an seinem Messestand unter anderem "OSB colour", eine Holzwerkstoffplatte, deren Struktur trotz der Einfärbung deutlich sichtbar bleibt. Gedacht ist die belastbare und formstabile Platte für den dekorativen Innenausbau, sowie den Laden- und Messebau. "OSB colour" gibt es in drei Produktgruppen: mit ökologischer Wasserbeize farbig gestaltet, als "OSB colour plus" durch zusätzlichen Lackfilm widerstandsfähig gemacht und in Form von "OSB colour royal" mit einem dekorativen Lackfilm veredelt.

Hornitex hat eine MDF-Platte mit verbesserter Leitfähigkeit auf der Messe vorgestellt. "Masterwood LF" ist aus einem Werkstoff, der auch im Einsatz als Fußboden gegen elektrostatische Aufladungen schützt. Das zum Patent angemeldete Verfahren berücksichtigt den Umweltschutz. "Masterwood LF" werden weder anorganisch noch organisch gebundene Halogene zugesetzt. Deshalb ist eine problemlose Entsorgung gesichert.

Tilo, einer der wenigen Hersteller, die mit massivem Holz auf die ZOW angerückt waren, fand für seine Profile und Sockelleisten eine eher geringe Nachfrage. "Holz", lautete die Erkenntnis, "rückt hier gegen Folie, Stahl und Kunststoff in den Hintergrund." Immerhin erreichte eine Reihe von Fachbesuchern mit konkreten Anfragen den Stand. Viele Besucher, hieß es, sind aus Osteuropa und Russland gekommen.
aus Parkett Magazin 02/03 (Wirtschaft)