Tapetentrends 2012


Die Suche nach Trendtapeten fiel bei der Heimtextil 2012 schwer. Von Blumenmustern über Grafik bis hin zu Tiermotiven waren die verschiedensten Dessins in allen Farbvariationen in Halle 3.1 vertreten. "Erlaubt ist an der Wand, was gefällt", erläuterte Karsten Brand, Geschäftsführer des Deutschen Tapeten-Instituts, das Mode-Motto. Das DTI war erstmals mit einem eigenen Stand bei der internationalen Leitmesse in Frankfurt vertreten, an dem es einen Überblick über die neuen Kollektionen gab. Diese lassen sich in ihrer Vielfältigkeit in jede Stilwelt integrieren und fördern den Hang zum individuellen Einrichten. Wobei über allem ein Hauch von Glamour und metallischem Glimmer wehte.

Die Bandbreite an Dessins, Farben und Strukturen ist immens, für jeden Geschmack findet sich der passende Wandbelag - darunter nicht nur auffallend Neues wie ein gekräuseltes Stoffband auf rotem Untergrund aus der Kollektion von Ulf Moritz für Marburg, sondern auch Bewährtes. Helle Braun-, Grün- und Beigetöne sind nach wie vor präsent. In Kombination mit Pink und Lila erhalten sie eine kleine Auffrischung, die nicht allzu viel Mut zur Farbigkeit erfordert. Überhaupt geben sich die neuen Tapeten farblich eher dezent, kräftige Töne finden sich vorwiegend in den Kollektionen der Designer. Dagegen gibt es in allen Karten metallische Effekte.

Auch bei den Motiven setzte sich Bekanntes durch. Die Blume bleibt, allerdings nicht mehr so verspielt wie in den Vorjahren. Allmählich kommt wieder mehr Grafik ins Spiel, während sich die pompösen Ornamente verabschieden. Up to date sind helle Fonds, zu Tapeten passende Digitaldruck-Panels, Imitationen aus der Natur, die Farbe Grau und glitzerndes Silber. Pastelltöne wie pudriges Rosa sind vereinzelt zu sehen, sie könnten sich als Trendsetter erweisen. So hat beispielsweise A.S. Création die schmeichelnde Farbe in ihrer Schöner Wohnen-Kollektion. Der Designer Karim Rashid hat seine Lieblingsfarbe in seiner für Marburg entworfenen Karte wirkungsvoll in Szene gesetzt. Sein Wabenmuster gehört zu den Messe Highlights. Blau versucht wieder einmal einen Siegeszug, diesmal in beeindruckender Variationsvielfalt.


Glitzernde Aussichten
Der Glamourfaktor in der Tapetenbranche, der sich bereits im vergangenen Jahr andeutete, hat sich in diesem Jahr weiter vergrößert. Allerdings nimmt er Abstand von allzu Pompösem und zeigt sich deutlich bescheidener. Die Unsicherheiten aus der Eurokrise lassen grüßen. Edel, in tiefem Rot und damit sehr elegant wirkt eine Tapete aus der Kollektion Caravaggio von BN Wallcoverings. In feierlichem Schwarz beeindruckt dagegen die Wandbekleidung aus Diamonds are forever der Designerin Annet van Egmond, ebenfalls für BN Wallcoverings. Außergewöhnlich auch die Kombination von schillerndem Smaragdgrün und Schwarz mit Blütenträumen aus Glamour von Rasch.


Blumige AnsichtenFlorale Dessins sind nach wie vor der Hit auf der Tapete. Ob in der fröhlichen Farbe Rot wie in der Brigitte-Kollektion von A.S. Création, in dezentem Orange wie in der Karte Urban Spirti von Erismann oder in Braunnuancen aus der Kollektion Finesse von P+S. In besonders kräftigen Farben und sehr romantisch geben sich die Blumen aus der Kollektion Bont von BN Wallcoverings, während sie in Glamorous eher zart und duftig wirken.


Digitale Kunstwerke
"Der Digitaldruck wird sich weiter gut entwickeln", prophezeit Christian Schmitz, Geschäftsführer des Verlags-Trios Essener/Schmitz/Tescoha. In seinem Sortiment finden sich deshalb auch zahlreiche Murals, die zusammen mit Tapeten eine moderne und individuelle Wandgestaltung ermöglichen. Bestes Beispiel dafür ist die Kollektion Altagamma Home mit Oldtimern oder antiken Uhren als Digitaldrucke. Stark vertreten sind diese aber auch in den Kollektionen von Marburg, vor allem bei Identity. Komar hat den Digitaldruck auf Vlies neu ins Sortiment eingebracht, BN Wallcoverings eine neue digitale Kollektion namens No Limits.


Blaue Coolness
Eine Farbe, die jedes Jahr aufs Neue ihren Weg in die Tapeten-Kollektionen findet, ist Blau. Doch bisher war dem für Unnahbarkeit stehenden Ton der Durchbruch verwehrt. Offenbar wirkt er zu kühl. Dennoch, Blau ist präsent. In diesem Jahr in allen möglichen Schattierungen: Himmelblau, Wasserblau, Taubenblau. Kreativer kann eine Basisfarbe nicht variiert werden, was unter anderem die Kollektionen Wish von P+S und Esprit von A.S. Création unter Beweis stellen.


Tierische Alternative
Wer Steine für etwas zu kühl hält, hat in diesem Jahr attraktive Alternativen. Die Adaptionen aus der Tierwelt sind teils noch realistischer geworden, teils deuten sie Tierhäute und -felle nur vorsichtig an. Dabei konzentrieren sich die Hersteller nicht nur auf natürliche Farben, sondern wagen auch die Darstellung in fröhlicheren Tönen, etwa Blau in der Kollektion African Queen von Rasch. Wenn Haut und Fell nicht ausreichen: In der Karte Home sweet Home von P+S finden sich Nachbildungen von Löwenköpfen, die zur Safari einladen.


Streifiges Beiwerk
Muster an der Wand werden zunehmend als Akzent eingesetzt, um dem Raum nicht zu viel Unruhe zu geben. Da bieten sich Streifen als ideale Ergänzung in passenden Farben an. Ob horizontal oder vertikal - sie machen immer eine gute Figur. Sehr ausdrucksstark kommen sie in der Brigitte-Kollektion von A.S. Création daher. In der Karte Identity von Konstantin Eulenburg aus dem Hause Marburg erweisen sie sich als unaufdringliche Ergänzung zu den Fußspuren. Bei Vertiko von Erismann sind sie quer tapeziert das Hauptmotiv und bei Bont von BN Wallcoverings sehr bunt.


Natur nachgebildet
Hoch im Kurs stehen in diesem Jahr Imitate aus der Natur, insbesondere Steine. Sie sind farblich in hellen bis dunklen Naturtönen gehalten bis hin zu Schwarz. Fast alle Hersteller widmen sich diesem Thema, unter anderem Marburg mit seiner Ulf-Moritz-Kollektion. Aber auch BN Wallcoverings hat Steine in die Karte Caravaggio mit aufgenommen. Täuschend echt wirkt das Imitat aus Stones & Style von P+S. Auch der Fototapetenhersteller Komar beeindruckt mit der Darstellung von Motiven aus der Natur. Er hat seine Material-Linie um das Motiv Björk erweitert. Es zeigt eine Birkenrinde.


Grafik erstarkt
Es geht wieder geometrischer zu auf den Wänden, Sachlichkeit kehrt zurück. Das bestätigte Dietmar Everding, Geschäftsführer des Tapetenherstellers Pickhardt + Siebert (P+S). Diese Entwicklung findet ihren Niederschlag unter anderem in den P+S-Kollektionen Wish und Novara. Pro Ambiente widmet sich ihr in der Kollektion Simone Micheli von Omexco. Aber auch alle anderen Anbieter sehen grafische und geometrische Muster als Trend an.


Graue Eminenz
Eine unscheinbare Farbe schafft es an die Spitze. Grau in allen möglichen Abstufungen ist in diesem Jahr der Hit und macht deutlich, dass ein dezenter Farbton auch sehr interessant sein kann. Schließlich entwickelt er einen matten Schimmer, der Eleganz an die Wände zaubert. Erkannt hat dies unter anderem P+S mit der Kollektion Ouverture, die ein zartes graues Blumenmuster auf weißem Fonds zeigt. Offensiver, aber nicht weniger edel wirkt die graue Spirale aus der Karim-Rashid-Kollektion von Marburg.
aus BTH Heimtex 02/12 (Tapeten, Wandbeschichtungen)