Fagus Kassettenböden

Spezialisiert auf Parkettböden aus Altholz

Parkett-Spezialitäten kombiniert mit klassischer Handwerkskunst und einer Portion Erfindergeist - das ist das Erfolgsrezept von Fagus Kassettenböden, einer kleinen Parkettmanufaktur im Weserbergland. Der Betrieb fertigt in Eigenproduktion hochwertige Kassettenböden für Schlösser, Museen und Privathäuser. Als Spezialität verarbeitet Fagus sehr lebendig aussehendes Altholz, das aus alten Fachwerkhäusern und anderen abgerissenen Bauten stammt. Die massiven Kassettenböden sind mit einem selbst entwickelten und patentierten Verbindungssystem ausgestattet, das u.a. eine Vorfertigung in der Werkstatt und damit eine schnellere Verlegung auf der Baustelle ermöglicht.

Bei betuchten Kunden gehen Uwe Raulfs, Klaus Tillmann und Lars Koch mittlerweile ein und aus. Egal ob Freiherr von Fürstenberg auf Schloss Körtlinghausen, von Metternich auf Schloss Wehrden, die C&A-Eigentümer Brennikmeyer oder der Manager der Toten Hosen - die drei Handwerker aus Beverungen waren schon bei allen zu Hause. Mit ihren selbst gefertigten Kassettenböden, die historischen Böden nachempfunden sind, hat sich Fagus eine kleine Marktnische am wettbewerbsintensiven Parkettmarkt erarbeitet. Angefangen hatte alles mit einer Baustelle bei der Familie Westphalen im Sauerland, wo im Auftrag eines Architekturbüros die Verlegearbeiten übernommen wurden. Nachdem man dort einen belgischen Hersteller von Kassettenböden getroffen hatte, entschied sich das norddeutsche Unternehmen neben der bestehenden Schreinerei und dem Naturbaustoffhandel eine eigene Kassettenfertigung aufzubauen.

Nach und nach konnten die drei Unternehmer Kontakte in den entsprechend wohlhabenden Kreisen knüpfen, Mund-zu-Mund-Propaganda sei dank. Mittlerweile ist Fagus nur noch nebenbei im ökologischen Baustoffhandel und mit der Herstellung von Möbeln beschäftigt. 95 % des Umsatzes werden inzwischen im Objektgeschäft eingefahren. Rund die Hälfte der Projekte sind besonders hochwertige Objekte in einer Kategorie ab 100.000 EUR. Zwei bis drei dieser Referenzobjekte stehen bei Fagus jährlich an und "jedes Mal glauben wir wieder, dass wir in der Kategorie "Geld spielt keine Rolle" schon alles gesehen haben. Aber regelmäßig kommt jemand, der die Sache noch einmal toppt", staunt der Geschäftsführer Uwe Raulfs über die Bedeutung, die das Thema Inneneinrichtung für seine Kunden hat. Momentan arbeitet Fagus beispielsweise an Parkett für ein Stadthaus in Düsseldorf, wo alleine die Neuverlegung der Böden über 100.000 EUR kosten wird. Auf zwei Etagen werden dort 400 qm Parkett eingebracht: Fischgrät-Parkett und Parkett im klassischen Versailler Muster aus Eichen-Altholz sowie kerngeräucherte Eiche im Englischen Verband.

Patentiertes Verbindungssystem

Eine Besonderheit: Die Verlegung der massiven Kassettenböden (ca. 1.000 x 1.000 x 30 mm) läuft dank eines selbst entwickelten Patents bei Fagus vergleichsweise zügig, die Kassettenböden werden zudem verschraubt statt verklebt. Bereits in der Werkstatt können die Kassetten - auch dort, wo sich zwei Innenbereiche eine Umrandung teilen - vorgefertigt werden. Zu diesem Zwecke werden die einzelnen Holzelemente zusammengelegt und auf der Rückseite mit vier Sperrholzleisten verbunden und in eine eingefräste Nut eingefügt. Die Sperrholzleisten halten die einzelnen Stäbe zusammen, lassen dem Holz aber gleichzeitig noch genügend Spiel, um arbeiten zu können. Die so verbundenen Kassetten können dann relativ problemlos und schnell auf der Baustelle eingebaut werden.

Neue Böden aus altem Holz

Fagus fertigt außerdem als einer von wenigen Herstellern Parkett aus Altholz. Das alte Holz wird zunächst von einem befreundeten Abrissunternehmen aufgekauft. Nach gründlicher Reinigung der alten Eichenbalken müssen sie in mühevoller Kleinarbeit so aufbereitet werden, dass sie als Boden wieder eingebaut werden können. "Teilweise sind Nägel absolut willkürlich im Laufe der Jahrhunderte in die Balken eingeschlagen worden", stöhnt Lars Koch, der üblicherweise das Altholz aufbereitet. Die Nägel müssen herausgezogen oder mit dem Stecheisen "herausoperiert" werden, wenn der Metalldetektor an verborgenen Stellen anschlägt. Gutes Holz muss von befallenem Holz unterschieden werden. Allzu große Zapflöcher führen ebenfalls zur Ausmusterung. "Je nach Beschaffenheit des Materials müssen wir oft genug 200 qm aufbereiten, um 100 qm neues Parkett zu gewinnen", erklärt Raulfs. Der Lohn der Arbeit: Altholzböden haben eine einzigartige, lebendige Optik - dank der individuellen Geschichte des Holzes.

Nach der Aufarbeitung werden die Hölzer zwölf Wochen gelagert, ehe sie zum endgültigen Zuschnitt gelangen. Die Dauer der Lagerung richtet sich nach Erfahrungswerten, da die Holzfeuchte von Altholz mit Hilfe eines handelsüblichen, zerstörungsfreien Feuchtemessgerätes nicht problemlos bestimmbar ist.

Nach der Lagerung werden die Bretter abgelängt, durch den neuen Vierseitenhobel - den man sich gegenseitig zum Weihnachtsgeschenk gemacht hat - geschoben und umlaufend genutet. Wie in früheren Zeiten auch passt Fagus bei der Verlegung als Feder eine Buchenleiste ein. In jedem Arbeitsschritt muss die Qualität des Holzes begutachtet und danach entschieden werden, in welcher Form der Stab in das Gesamtgefüge passt. Deswegen werden viele Arbeiten tatsächlich von Hand durchgeführt - ein größerer Maschineneinsatz wäre nicht effizienter. Schwierigkeiten in der Bearbeitung bereiten den Handwerkern dabei vor allem aber die kleinen Holzelemente, die bei einigen Verlegemustern benötigt werden.

Glatte Oberflächen auch bei Altholz

Zur Aufbereitung seines Altholzes hat Fagus ein spezielles Sägeaggregat entwickelt: Die umgebaute Bandsäge funktioniert ähnlich einem Wurstschneider in der Fleischerei. Auf einem beweglichen Schlitten mit pneumatischer Arretierung des Stammes/Balken wird das Holz automatisch an der mit speziellen Sägeblättern ausgestatteten Säge vorbeigeführt. Die geschnittenen Bretter erhalten eine vergleichsweise glatte Oberfläche, und auch besonders kurze bzw. krumme Stämme, lassen sich optimal aufbereiten. Daneben kann Fagus auf der Anlage auch Sägefurniere in Dicken ab 2 mm herstellen, die bei Restaurierungen benötigt werden.

Fagus - in Kürze

Fagus Kassettenböden
37688 Beverungen-Blankenau

Tel.: 05273-35790
E-Mail: fagusnatur@aol.com

Umsatz: 500.000 bis 600.000 EUR/Jahr
Mitarbeiter: 5 plus zwei selbstständige Schreiner
Geschäftsführer: Uwe Raulfs
Aktivitäten:
- Herstellung von Kassettenböden aus Altholz und aus neuen einheimischen Holzarten
- Verlegung
- Reparaturarbeiten
- Möbel-, Treppenbau
Struktur:
95 % Projektgeschäft, oftmals im hochwertigen Bereich
5 % Ladengeschäft
aus Parkett Magazin 01/05 (Wirtschaft)