FSC und PEFC stehen in Deutschland im Vordergrund

Zertifizierungssysteme für nachhaltige Forstwirtschaft

Ob das eingesetzte Merbau-Holz aus ordentlich bewirtschafteten Forsten stammt und das schöne Doussie-Parkett hoffentlich nicht das Letzte seiner Art ist - bei solchen Kundenanfragen kann die Holzindustrie seit einigen Jahren auf Forstzertifizierungen verweisen. Neben einiger "frei erfundener" Gütesiegel findet man in Deutschland vor allem die beiden anerkannten Labels der Pan-European Forest Certification (PEFC) und des Forest Stewardship Councils (FSC). Grundlage beider Zertifizierungssysteme ist die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern nach festgelegten Richtlinien in Bezug auf Umweltschutz und Sozialverträglichkeit.

Der Forest Stewardship Council wurde 1993, also ein Jahr nach der Konferenz "Umwelt und Entwicklung" in Rio de Janeiro, gegründet. Ziel ist es, die in Rio verabschiedeten Forderungen an "nachhaltige Entwicklung" für Wälder umzusetzen. Der FSC wird von Umweltorganisationen (WWF, Greenpeace, NABU, Robin Wood, u.a.) sowie zahlreichen Unternehmen unterstützt. Das Holz aus FSC-zertifizierten Wäldern wird mit dem FSC-Siegel gekennzeichnet. Produkte mit FSC-Siegel durchlaufen vom Wald bis zum Endverbraucher eine Kette verschiedener Stufen des Handels und der Verarbeitung, die sogenannte "Produktkette" (Chain-of-Custody). Deswegen müssen sich auch Verarbeitungsbetriebe nach den Regeln des FSC zertifizieren lassen, wenn Sie mit FSC werben wollen. Ihre Warenein- und -ausgänge sowie die Produktionsabläufe werden einmal jährlich von Zertifizierern überprüft.

Konkret existieren drei unterschiedliche FSC-Label: "FSC Pure" - FSC-Produkte aus 100 % FSC-Holz; "FSC Mix" - Produkte, bei deren Herstellung FSC-Holz, Holz aus kontrollierten Quellen oder Recyclingmaterial verwendet wird; "FSC Recycling" - Produkte, bei denen nur Recycling-Material eingesetzt wird.

Das PEFC-Label ist von der Forst- und Holzindustrie selbst ins Leben gerufen worden. Da Nachhaltigkeit bereits seit über 100 Jahren Grundlage einer ordentlichen forstwirtschaftlichen Praxis ist - der zum Modewort verkommene Begriff stammt ursprünglich von deutschen Forstleuten - haben sich die Waldbesitzer in den 90er Jahren entschieden, selbst eine entsprechende Zertifizierung von nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ins Leben zu rufen. PEFC-zertifiziert sind mittlerweile rund 100 Mio. ha Wald, das entspricht rund der Hälfte der weltweit zertifizierten Waldfläche. In Deutschland beispielsweise sind 66 % der Waldfläche oder knapp 7 Mio. ha nach den PEFC-Standards zertifiziert.

Neben Neuzertifizierungen werden regelmäßig auch andere, nationale Zertifizierungssysteme unter das Dach des PEFC gestellt. Ende März 2005 ist als 18. nationales System die Forst-Zertifizierung der Canadian Standards Association (CSA) akzeptiert worden.

In Deutschland agieren die beiden Systeme unabhängig voneinander, wobei entsprechende Versuche, sich auf gemeinsame Richtlinien zu einigen und sich gegenseitig anzuerkennen, gescheitert sind. Eine Studie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ende vergangenen Jahres ergab, dass das FSC-Siegel in Deutschland eine Bekanntheit von 13 % hat.

In anderen Ländern gibt es zahlreiche weitere Waldzertifizierungen, wobei PEFC und FSC weltweit die größten sein dürften. In Kanada hat zum Beispiel der Verband der Papierindustrie (AF&PA) mit dem Sustainable Forestry Initiative Standard (SFI) ein eigenes Nachhaltigkeitslabel aufgelegt. In Malaysia wiederum gibt das Malaysian Timber Certification Council (MTCC) "eine Garantie für Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern Malaysias". Die Liste der regionalen Forstzertifizierungen könnte beliebig weitergeführt werden.
aus Parkett Magazin 02/05 (Wirtschaft)