Investitionen in Wachstum und Qualitätssicherung

Vier Neuerungen bei Berthold

Der Dielenspezialist Berthold hat im letzten Jahr viel bewegt. Mit vier Maßnahmen will das Unternehmen künftiges Wachstum sichern. In Zusammenarbeit mit Parador wurde eine Massivholzdiele mit Klickverbindung auf den Markt gebracht. Durch die Inbetriebnahme einer neuen Lackierstraße ist zudem das Angebot an verschiedenen Oberflächen wesentlich erweitert worden. Hohe technische und ästhetische Maßstäbe wurden mit der aufwendigen Neugestaltung des Verkaufsprospekts gesetzt. Um den wachsenden Rohstoffbedarf aber auch nachhaltig sichern zu können, hat Berthold außerdem eines der größten und modernsten europäischen Laubholzsägewerke erworben.

Die Massivdiele mit Klickverbindung wird für Firmenchef Dr. Lutz Berthold als ein Produkt "mit weltweitem Absatzpotenzial" gesehen. In den Bornheimer Holzwerken, der seit zwei Jahren in Gemeinschaft mit Parador betriebenen Fabrik zur Herstellung von Massivholzböden, laufen Klick-Dielen schon seit einem Jahr vom Band. Bereits im ersten Jahr erlangten sie einen Anteil von 35 % an der Gesamtproduktion. Zunächst wurde das neue Produkt - unter dem Namen "Solido-Click" - ausschließlich von Parador angeboten. Nach gelungener Markteinführung und Absicherung der Rohstoffversorgung hat seit Beginn dieses Jahres nun auch Berthold den Klickboden in sein Verkaufsprogramm aufgenommen.

Laut Heiner Böckmann, dem Mann fürs Technische bei Berthold, eignet sich das neue Produkt hervorragend für die immer beliebter werdende Verklebung, da die Klickverbindung die parallele Ausrichtung der 16 mm starken Dielenelemente enorm vereinfacht. Böckmann räumt ein, dass es im Markt ein hohes Maß an Skepsis gibt. Die Übertragung des von Laminatböden und Fertigparkett stammenden Klicksystems auf die Massivholzdiele erscheint vielen Fachleuten wegen des Quell- und Schwindverhaltens von Massivholz als problematisch. Diese Vorbehalte haben sich laut Böckmann jedoch in der Praxis nicht bestätigt. Das Produkt ist seit einem Jahr auf dem Markt und wird vom Handel regelmäßig nachbestellt.

Oberflächentechnik

Laut Marco Sauer, Verkaufsleiter Fußböden bei Berthold, zeichnet sich ein neuer Trend ab. Bisher war es so, dass Massivholzdielen vorwiegend unbehandelt geliefert wurden. Mittlerweile ziehen die Verleger es vor, endbehandelte Böden einzubauen. Zu diesem Trend hat die hohe Passgenauigkeit der von Berthold produzierten Dielenböden beigetragen. Das früher erforderliche Nacharbeiten oder Abschleifen der Dielen nach der Verlegung ist überflüssig geworden. Doch stellt diese Entwicklung auch eine Herausforderung dar, da die Kundenwünsche in puncto Oberfläche immer individueller werden. Berthold bietet derzeit drei Oberflächen serienmäßig an: Naturöl, Hartwachsöl und Wasserlack. Ob mit gefärbten und künstlich auf alt getrimmten Böden, wie sie sich in Holland und England durchzusetzen scheinen, bedeutende Umsätze gemacht werden können, bezweifelt man bei Berthold. Dennoch will man die Entwicklung sorgfältig beobachten und sich gegebenenfalls darauf einstellen.

Überarbeiteter Verkaufsprospekt

Der neue, aufwändig gestaltete Verkaufsprospekt von Berthold setzt auf eine Kombination aus technischer Sachinformation und Ästhetik. Der Kunde soll sowohl emotional als auch rational angesprochen werden. Heiner Böckmann weist nicht ohne Stolz darauf hin, dass die Hauptaussagen im Laufe von zehn Jahren unverändert geblieben sind. Jedoch stellt die letzte Auflage eine wesentliche Weiterentwicklung des tradierten Grundkonzepts dar. Wurde in der Vergangenheit der Schwerpunkt ganz klar auf die technische Seite gelegt, kommt jetzt auch die emotionale Seite zu ihrem Recht. Berthold hat keine Kosten gescheut, um mit hochwertigen Aufnahmen die Schönheit der verschiedenen Dielenböden zur Geltung zu bringen und dem Kunden Lust auf den Erwerb des Produkts zu machen. Wie Lutz Berthold meint, geht es nicht an, ein hochpreisiges Premium-Produkt auf zweitklassige Weise zu präsentieren: "Das Beste verdient auch die beste Darstellung." Der Verkaufsprospekt liegt dieses Jahr zum ersten Mal auch in englischer Sprache vor. Laut Marco Sauer wird bereits ein Drittel des Absatzes auf Auslandsmärkten realisiert, und die Tendenz ist steigend.

Eigenes Sägewerk sichert die Versorgung

Um den Wachstumsplänen der Bornheimer eine solide Basis zu geben, hat Berthold im vergangenen September 75 % der Anteile an der European Hardwood Production, einem Laubholzsägewerk in der Nähe von Graz, erworben; 25 % verblieben bei der Familie Polz, der ursprünglichen Alleineigentümerin. Karl Polz, leidenschaftlicher Säger mit unschätzbarer Erfahrung und bekannt als österreichischer Laubholzsprecher, verbleibt dem Betrieb auch weiterhin als Leiter verbunden. Lutz Berthold ist fest davon überzeugt, dass die nachhaltige Versorgung mit dem Rohstoff Laubholz eine entscheidende Rolle spielt: "Der Zugriff auf ein eigenes Sägewerk erlaubt uns eine strenge Kontrolle und Bedarfssteuerung sowie Optimierung der Ausbeute und Qualität." Gerade für ein Produkt wie den Klickboden kommt es darauf an, dass mit dem Rohstoff von Anfang an sorgfältig und zielgerichtet umgegangen wird. Namentlich die Trocknung, die ständige Klimatisierung und Überwachung des Holzes ist laut Lutz Berthold ein so empfindliches Thema, das nach Möglichkeit in die eigene Hand genommen werden sollte.

Mit einem Leistungsvolumen von jährlich 30.000 fm soll die European Hardwood Production künftig vor allem der Fußbodenproduktion zuarbeiten. Dazu ist allerdings eine grundlegende Umstellung erforderlich. Das Werk wurde im Jahr 2000 von Grund auf modernisiert und auf den vermeintlich unerschöpflichen asiatischen Markt für Buchenschnittholz ausgerichtet. Doch hatte der schnelle Strukturwandel in Verbindung mit hohen Kapitalkosten dazu geführt, dass sich die Produktion schon bald nicht mehr auszahlte. Mit dem Einstieg von Berthold hat das Werk eine neue Aufgabe erhalten. An Stelle von Buchenschnittholz werden maßgeschneiderte Vorprodukte für die Fußbodenindustrie erzeugt: Fixbreiten und bald auch Decklagen vor allem in Eiche, aber auch in anderen europäischen Laubholzarten. Lutz Berthold ist zuversichtlich, dass sein Konzept aufgeht und der heutige Zwei-Schicht-Betrieb schon bald um eine dritte Schicht erweitert werden kann.

Wichtigster Absatzmarkt ist Deutschland

Bertholds Hauptmarkt ist trotz zunehmender Exporte immer noch Deutschland, wo ein weiträumig flächendeckendes Händlernetz aufgebaut worden ist. Dass man es geschafft hat, durch eine konsequente Qualitätsstrategie zum deutschen Marktführer bei Massivholzdielen zu werden, lässt die Bornheimer mit Selbstbewusstsein in die Zukunft blicken. Dem gegenwärtigen Preiskampf braucht man sich nicht zu stellen. Marco Sauer: "Qualität hat ihren Preis". Auch für den Export weiß sich Berthold gut gerüstet. Das Vorgehen "Schritt für Schritt" zeigt keine besondere Eile, aber Ehrgeiz: Von Export will Marco Sauer erst sprechen, wenn auch dort die Marktführerschaft erreicht ist.

----

Berthold-Gruppe

Hinter der Firma Berthold liegen Jahre raschen Wachstums. Mit dem Zukauf des Sägewerks hat sich die Gruppe auf fünf Einzelunternehmen ausgeweitet. Sie umfasst jetzt das 1950 in Beuel bei Bonn von Bruno Berthold gegründete Stammhaus, die Holzhandlung Berthold; ferner die Bornheimer Holzwerke als Gemeinschaftsunternehmen von Berthold und Parador, die Bruno Berthold-Vertriebsgesellschaft mit Sitz in Bornheim, die Berthold Polska, ein Beteiligungsunternehmen mit einem polnischen Partner, das Leimholzplatten herstellt, sowie das Sägewerk. Insgesamt arbeiten in Deutschland, Polen und Österreich 180 Mitarbeiter. Der Gruppen-Umsatz belief sich 2004 auf 49 Mio. EUR.
aus Parkett Magazin 02/05 (Wirtschaft)