Lägler: Konsequent "auf dem Boden geblieben"

Millionen-Investition in den Standort Deutschland

In Florian Langenscheidts Dokumentation "Deutsche Standards" ist Lägler eines der weltmarktführenden Unternehmen, die für die Stärke und Bedeutung des industriellen Mittelstandes in Deutschland gewürdigt werden. Vergleichsweise klein, aber hochspezialisiert, entwicklungsfreudig und exportstark, befindet sich Lägler hier in bester Gesellschaft. Umfassende Investitionen am Standort Güglingen tragen dazu bei, die herausragende Position des Parkettschleifmaschinen-Spezialisten noch weiter zu festigen und auszubauen.

Vor rund einem halben Jahrhundert von dem "schwäbischen Tüftler" Eugen Lägler als Ein-Mann-Unternehmen gegründet, exportiert der Spezialist für Parkettschleifmaschinen heute 75 % seiner Produktion. Mit vielen Importeuren verbindet Lägler langjährige Partnerschaften. Insgesamt deckt das Exportnetz 120 Länder ab. Noch immer kommen neue Länder - aktuell Kroatien - hinzu. "Wir wachsen weiter", betont Geschäftsführerin Susanne Lägler. Das gilt auch für Deutschland, wo die hohe Kundendichte (ca. 78 % Marktanteil) nicht als Ruhekissen, sondern als dauernde Verpflichtung angesehen wird.

Susanne Lägler sieht darin den Beweis, dass die Zielsetzungen des Unternehmens überzeugen: "Wir sind dem Kundennutzen verpflichtet und setzen alles daran, die Arbeitsqualität, Wirtschaftlichkeit und Langlebigkeit unserer Maschinen sowie jeglichen Service sicherzustellen". Dabei macht sich bezahlt, dass Lägler auch in diesem Punkt "am Boden geblieben" ist: Seit 50 Jahren Spezialist allein für Parkettschleifmaschinen, verfügt das Unternehmen über ein Know-how, das sich ständig potenziert und zum "Stammkapital" gehört. Dem umfangreichen Angebot an Schleifmaschinen für Holzfußböden wurde in letzter Zeit der Single-Frästeller für die Untergrundvorbereitung zur Seite gestellt. Damit geht Lägler konsequent den Weg weiter, den Parkett- und Bodenleger mit neuen Problemlösungen zu unterstützen und seine Arbeit wirtschaftlicher und ergonomischer zu gestalten.

Produktionsflächen auf 9.000 qm erweitert

Beste Voraussetzungen für Weiterentwicklung und Wachstum schuf Lägler mit dem 2003 begonnenen und jetzt voll in Betrieb genommenen Neubau einer großen Produktions- und Lagerhalle. Der Neubau verfügt mit 6.000 qm Grundfläche, davon 4.000 qm für die Produktion und 2.000 qm für Lagerzwecke, über stattliche Dimensionen. Zusammen mit den Altbauteilen summieren sich die Gebäudeflächen nunmehr auf 9.000 qm. Das neue vollautomatische Hochregallager mit über 4.500 Palettenplätzen bietet einen sicheren Überblick über die Bestände. Von hier werden die Montagegruppen mit Bauteilen und die Kunden mit Maschinen, Zubehör und Ersatzteilen beliefert. Das gesamte Areal umfasst 26.000 qm und liegt in einer offenen Hügellandschaft - sinnigerweise an einer Straße mit dem alten Flurnamen "Schleifweg". Das passt.

Im Vorfeld der Baugenehmigung musste die Familie Lägler allerdings erleben, dass zunächst nichts passte: "Es war ein langer Kampf". Der Eigentümer eines kleinen Grundstücks, das zur Arrondierung des Areals benötigt wurde, blockierte. Umweltauflagen setzten Hürden. Jeder Tag hielt neue ungeahnte Herausforderungen parat. Aber mit 50 Arbeitsplätzen ist Lägler ein wichtiger Arbeitgeber in der Region, der hilft, Beschäftigung zu sichern. Schließlich ging das Entgegenkommen der Stadt so weit, dass auf dem Hallendach eine große Photovoltaik-Anlage installiert werden durfte - anstelle der ursprünglich vorgeschriebenen Dachbegrünung.

Ein solches Großprojekt in heutiger Zeit? Susanne Lägler: "In der gegenwärtigen Situation erweist es sich als besondere Stärke familiengeführter mittelständischer Unternehmen, dass sie es gewohnt sind, Gewinne wieder zu investieren". Jahrzehntelang wurden bei Lägler Erweiterungsbauten, die mit fortschreitendem Wachstum erforderlich wurden, "immer neu angeflickt", aber auch vorsorglich Ländereien für eine umfassende Betriebserweiterung erworben. Ende der 90er Jahre lief es endgültig auf eine "große Lösung" hinaus. Ihre Notwendigkeit wurde von Firmengründer Eugen Lägler schon vor längerer Zeit erkannt, realisiert wurde sie jetzt von Tochter Susanne und Sohn Karleugen, die sich freuen: "An schönen Tagen zieht es unseren Vater hinaus - einmal um den Neubau herum".

Trotz allem: Entscheidung für den Standort Deutschland

Die Entscheidung für die Erweiterung am Gründungsstandort Güglingen-Frauenzimmern nahe Lauffen am Neckar war die Entscheidung für den Standort Deutschland. Gab es andere Optionen? Susanne Lägler bestätigt: Angesichts der vielen kostentreibenden Faktoren, denen Neubauprojekte und die Produktion in Deutschland unterliegen, sei die Möglichkeit eines Auslandsstandorts "durchaus erwogen und intensiv gerechnet" worden. Am Ende hätten aber die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und der eigene hohe Qualitätsanspruch obsiegt. Vielfach ernüchternde Erfahrungen von Lieferanten, die Produktionen in Billiglohnländer auslagerten, erleichterten die Entscheidung. Zu denken gaben vor allem Meldungen aus der in Württemberg stark vertretenen Automobil-Zulieferindustrie: Die von ihr angestrebten Kosteneinsparungen blieben hinter den Berechnungen zurück, einschneidende Qualitätsverluste belasteten Ergebnis und Image, nach relativ kurzer Zeit setzten erste Rückkehrbewegungen ein.

Während der Bauphase herrschte bei Lägler in Güglingen-Frauenzimmern zwar das Chaos, das mit Bauarbeiten bei laufender Produktion zwangsläufig verbunden ist, zugleich aber hochmotivierte Einsatzfreude: "Mit den verbesserten Arbeitsbedingungen hat sich auch das Betriebsklima spürbar verbessert", unterstreicht Susanne Lägler einen wichtigen Gewinn, der durch den Neubau erzielt wurde. Forschung und Entwicklung, Arbeitsvorbereitung und Produktion, Lagerhaltung und Vertrieb sowie das Schulungswesen und die Verwaltung profitieren gleichermaßen. Alle verfügen jetzt über große und helle Räumlichkeiten, über gut ausgestattete Arbeitsplätze und können davon ausgehen, dass die Unruhe durch immer neue Erweiterungsbauten nun ein Ende hat: "Diesmal haben wir auf Zuwachs gebaut", betont Susanne Lägler. Die neue Produktionsstätte mit ihrem enormen Raumangebot hat die Fertigungsabläufe optimiert, erleichtert und teilweise sogar völlig erneuert. Das gilt u.a. für die Pulverbeschichtung der Schleifmaschinen. Pulverbeschichtete Teile sind nicht nur widerstandsfähiger im Gebrauch, sondern - wegen des nun möglichen Verzichts auf Lösemittel - auch gesundheits- und umweltschonender in der Produktion: "Ein großer Fortschritt". Ein weiteres Beispiel für Verbesserungen, die durch den Neubau erzielt wurden, findet sich im Bürobereich: Um die Mitarbeiter vor schädlichen Emissionen zu schützen, werden die Laserdrucker in einem separaten Raum betrieben.

Eigenfertigung als Qualitätsgarant

Standorttreue paart sich bei Lägler mit einer hohen Fertigungstiefe, die heute ebenfalls häufig in Frage gestellt wird. Lohnt sich Outsourcing? "Im Interesse gleichbleibend hoher Qualität verlassen wir uns weitestgehend auf uns selbst, auf unsere Erfahrung und auf gut ausgebildete Mitarbeiter", betont Susanne Lägler. Alle Metallbauteile für die Schleifmaschinen werden auf eigenen Anlagen bearbeitet. Dafür sind allein in das Fräszentrum rund eine Million Euro investiert worden. An Bauteile, die von Zulieferern - beispielsweise aus der Kunststoffindustrie - bezogen werden, stellt Lägler unerbittliche Qualitätsanforderungen. Die Grundlagen dafür werden im eigenen Forschungs- und Entwicklungszentrum erarbeitet. Mit Hilfe von Fertigungsanalysen nach der Finite Elemente Methode (FEM) optimieren dort zwei Ingenieure ihre Konstruktionen. Funktionalität, Passgenauigkeit und Haltbarkeit stehen dabei obenan.

Das hohe Maß an Selbstständigkeit und Qualität, das die Produktion bei Lägler kennzeichnet, ist auf die herausragende Motivation vieler Facharbeiter zurückzuführen. Etliche haben sich seit ihrer Ausbildungszeit zu hochqualifizierten Spezialisten entwickelt und sind beispielsweise in der Lage, Computerprogramme für Fräs- und Drehbänke selbst zu erstellen. Mit 44 Jahren die längste Betriebszugehörigkeit hat Werner Seiter, ohne seine Endkontrolle verlässt keine Maschine das Werk.

Dass Lägler-Maschinen eine lange Lebensdauer haben, hat sich vielfach bestätigt. "30 Jahre sind keine Seltenheit", weiß Thomas Pfeil, Serviceleiter, im Reparatur- und Wartungsbetrieb, durch den allein in Güglingen-Frauenzimmern jährlich bis zu 700 Geräte laufen.

Umstellung auf Direktvertrieb in Deutschland und Österreich

Die 2001 begonnene Umstellung auf Direktvertrieb in Deutschland und Österreich ist inzwischen abgeschlossen und hat sich nach den Worten von Susanne Lägler als "uneingeschränkt richtige Entscheidung" erwiesen, "weil er näher an den Kunden heranführt". Von der Mehrheit der Kunden weiß Lägler, dass sie den direkten Draht zum Hersteller begrüßen und nutzen. Aus dem engen Kontakt zu den Kunden resultierten in letzter Zeit zwei Neuentwicklungen, die Single und die Flip. "Wir reagieren auf Anregungen und greifen Ideen auf", verspricht Susanne Lägler.
aus Parkett Magazin 03/05 (Wirtschaft)