Neue Wege in der Aus- und Weiterbildung

In der Planung: Kompetenzzentrum Stade

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hat beschlossen, dass bundesweit insgesamt 100 Kompetenzzentren in den einzelnen Gewerken geschaffen werden sollen. Die Kammern sollen Landeslösungen finden. In Niedersachsen hat die Kammer Lüneburg/Stade unter fünf Kompetenzzentren eines für Parkettleger geplant. Der Bereich Parkett bot sich deshalb an, weil hier bereits positive Erfahrungen mit einer besonderen Maßnahme (Elko-Versuch) gemacht worden sind.

"Elko" als Vorbild

Grundlage für ein Kompetenzzentrum Stade kann der Modellversuch Elko sein. Im Rahmen dieses Versuchs beschäftigte sich ein Gremium "Verzahnung" mit verbesserter Ausbildung und Organisation am Schulstandort. Ein zweites Gremium behandelte den regionalen Berufsbildungsdialog. Ziel: Inhalte des Berufsschulunterrichts sollten einen Bezug zur überbetrieblichen Ausbildung haben und umgekehrt. Das ParkettMagazin hat darüber berichtet. Lehrlinge begleiteten einen kompletten Kundenauftrag und führten ihn möglichst selbst aus. Schon beim Kundengespräch waren die Lehrlinge mit dabei. Schließlich haben die Lehrlinge die Arbeiten so weit es ging ohne fremde Hilfe ausgeführt und am Ende dokumentiert.

Kooperationsausschuss und Fördermittel

Ein Kompetenzzentrum braucht Geld. Um Förderung zu erhalten, müssen die Arbeitsfelder beschrieben werden. Das könnte, so Berufsschullehrer Karl Remmert, von einem Kooperationsausschuss gesteuert werden, dem je zu einem Drittel Vertreter der Innungen, der Handwerkskammer (BBZ) und der Berufsschule (BBS) angehören. Ein solcher Ausschuss könnte auch die Mittelverwendung abstimmen. Ebenfalls zu je einem Drittel Innung, BBZ und BBS ließe sich das Personal eines Kompetenzzentrums zusammensetzen. Die Zahl der Stellen ist noch unbekannt.

Jörg Warnecke (Kammer Lüneburg/Stade) verweist dazu auf Förderrichtlinien des Bundes, nach denen Kompetenzzentren im Handwerk in Stade mit bis zu 75% und in Lüneburg aufgrund der alten Zonenrandförderung sogar mit bis zu 85% öffentlicher Mittel unterstützt werden könnten.

3,5 Mio. EUR Investition

Für das Kompetenzzentrum Parkett wird eine Investitionssumme von fast 3,5 Mio. EUR genannt. Darin sind Gebäudekosten von 2,5 Mio. EUR enthalten. Gestellt wurde der Antrag im Jahr 2001. Damals waren Bundes- und Landesmittel noch reichlich vorhanden. Mittlerweile gibt es Signale, nicht mehr in neue Gebäude investieren zu wollen. Eher sollen vorhandene Gebäude genutzt werden.

Ob in Stade ein Kompetenzzentrum doch neu gebaut wird, muss rasch entschieden werden. Seitens des Bundes ist man zu Ausnahmen bereit. Die Investitionssumme in Stade würde zu 50% durch den Bund, zu 25% durch das Land Niedersachsen finanziert. Die restlichen 25% sind der Eigen-anteil des Trägers: Das ist die Kammer Lüneburg/Stade.

Die Anträge für Kompetenzzentren werden beim ZDH in Berlin gesammelt. Derzeit sind es 97 an der Zahl. Vor dem Oktober 2004 wird kein erster Antrag bewilligt werden. Allerdings bedeutet eine Bewilligung nicht automatisch einen zeitnahen Erhalt des Geld. Realistisch ist aufgrund der Haushaltslage das Jahr 2007. In der Diskussion ist eine Verschiebung auf das Jahr 2012. Bis dahin müsste die Kammer eine Zwischenfinanzierung gewährleisten.

Auslastung eines Zentrums

Anders als in anderen Handwerken, wird bei einem Kompetenzzentrum Parkett um die Auslastung gebangt. Gefordert wird vom Gesetzgeber nämlich eine Jahresauslas-tung von 40 Wochen. Bisher könne der Parkettbereich erst 6 Wochen sicherstellen. Durch eine Kooperation mit der Berufsschule lasse sich das Problem nicht lösen, da der Bund keine Berufsschulen fördert. Ein weitere Hürde: Der Bund fördert das Projekt nur, wenn das Land die eigenen 25% als Finanzierung aufbringt. Das wird aufgrund der Haushaltssituation von Niedersachsen schwierig.

Das Finanzierungsproblem bringt zusätzliche Fragen. Karsten Krause: "Parkettleger sind nicht so breit gestreut, wie Maler oder andere Gewerke. Muss eine solche Einrichtung daher in anderen Gewerken sammeln, um die Kurse belegen zu können? Das würden wir nicht so gerne sehen."
aus Parkett Magazin 06/03 (Wirtschaft)