Bundesfachgruppe der Parkettrestauratoren in Norditalien

Der Versuch, gemeinsam an einem Strang zu ziehen

Hinunter nach Südtirol reisten im Mai 34 von 61 Mitgliedern der Bundesfachgruppe der Parkettrestauratoren im Zentralverband Parkett und
Fußbodentechnik. Einer war schon da: Theo Oberstaller richtete in seiner norditalienischen Heimat Kiens die Fachgruppentagung aus. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen Plädoyers für mehr Gemeinsamkeit im Kampf gegen Preisverfall und Branchenkonkurrenz.

Wie präsentiert sich ein Handwerk, das eine ganz spezielle Leistung bietet? Wie können Restauratoren der Öffentlichkeit kundtun, dass es sie überhaupt gibt?

"Wir müssen der Bevölkerung zeigen, dass noch etwas anderes existiert, als nur Schiffsboden", forderte Fachgruppenleiter Jochen Michalik. "Selbst Architekten und Planer wissen selten, was im Bereich Parkettboden alles möglich ist."

Joachim Barth, neuer Bundesinnungsmeister, riet seinen Kollegen, in regionale Haus- und Grundbesitzervereine zu gehen und dort Proben ihrer Arbeit vorzustellen. "Das kommt gut an", lautet seine Erfahrung.

Zwei Fragen durchzogen alle Tagesordnungpunkte: Wie kommt man besser an öffentliche Aufträge? Und: Gibt es eine Chance, Billigangebote zu verhindern?

Konkurrenz der "Studierten"

Eine häufige Klage: "Akademische Restauratoren schnappen uns öffentliche Aufträge der Denkmalpflege weg." Dazu der stellvertretende Fachgruppenleiter Dieter Humm: "Es ist klar, dass sich Kollegen untereinander Sachen zuschanzen. Aber wir brauchen kein Gegeneinander. Gut wäre es, wenn wir Restauratoren die Handwerksarbeit machen würden und die Akademiker die Dokumentation. Beide würden dann jeweils für ihren Teil bezahlt."

Josef Wilms hat eine eigene Meinung: "Bei öffentlichen Ausschreibungen ist nur der Preis, nicht die Kompetenz entscheidend", äußerte er in Erinnerung an ein Angebot für Arbeiten im Ludwigsburger Schloss.

Doch das Problem der Konkurrenz zum akademischen Restaurator liegt möglicherweise weder in Leistung noch im Preis begründet. Dem Auftreten kommt eine Bedeutung zu. Während sich Denkmals-pfleger und akademische Restauratoren auf gemeinsamem Niveau verstehen, steht der handwerklich gebildete Restaurator hinten an. Mag er auch noch so viel Erfahrung mitbringen, ohne erkennbare Kenntnis für historische Hintergründe des jeweiligen Parketts bleibt er in der Kommunikation ungelenk. Mit einem Wort: Der Denkmalpfleger traut ihm eine Wertschätzung und originalgetreue Behandlung des anvertrauten Parketts weniger zu.

Jochen Michalik gibt zu, dass mehr Bildung in dieser Sache ein wichtiges Marketing-Instrument wäre. Statt dessen verhalten sich manche Handwerker wie Bedenkenträger, mäkeln, dass ein ausgetretener Dielenboden aus dem 18. Jahrhundert nicht abgeschliffen werden darf, obwohl Stolpergefahr bestehe und bauen so einen Konflikt zwischen Arbeitsstättenverordnung und denkmalpflegerischen Gesichtspunkten auf. Ob damit ein Auftrag zu gewinnen ist, darf bezweifelt werden.

Gemeinsame Preisgestaltung?

Auch untereinander herrscht bei den handwerklichen Restauratoren nicht nur Schulterklopfen. "Ich verliere meine Aufträge weniger durch selbsternannte Spezialisten oder Handwerker aus anderen Branchen, sondern durch Kollegen, die bis zu 60 % unter meinem Preis bleiben." Dieser Vorwurf des Preisdumpings kollidiert mit dem allgemeinen Vorschlag, Parkettleger sollten ihre Angebote regional aufeinander abstimmen. So könne mal der eine, beim nächsten Auftrag aber der andere an die Reihe kommen. An den Erfolgschancen derartiger Absprachen herrscht ohnehin starker Zweifel: "Dann kommt ein Dritter und unterbietet uns beide."

Das Misstrauen im Konkurrenzkampf ist groß. Wohlgemeinte Appelle wie von Paul Schmid ("Und wenn es noch so viel negative Erfahrung gibt, wir dürfen nicht aufgeben, sonst überlassen wir das Feld anderen") und Peter Hirschmann ("Jeder sollte seine eigene Denkweise überprüfen. Wir selbst reagieren in anderen Bereichen auch nur auf den Preis.") fallen nur bedingt auf fruchtbaren Boden.

Joachim Barth versucht einen Ansatz: "Wir müssen aktiv an die Entscheidungsträger herangehen und fundierte Angebote abliefern. Das schreckt fremde Experten ab. Bei privaten Bauherren sollten wir Mindestanforderungen, also Standardleistungen, aufzeigen und zusätzlich höherwertige Leistungen anbieten. Das macht auch jeder, der eine Einbauküche verkauft."

Eigene Internetpräsenz

Unter www.parkettrestauratoren.org will sich die Bundesfachgruppe demnächst im Internet präsentieren. Der Auftrag zur professionellen Gestaltung der Internetseiten ist ergangen, die Finanzierung könnte über Verknüpfung mit Sponsoren oder gruppenintern über einen pro-Kopf-Beitrag von knapp 200 EUR erfolgen.

Ein erster Entwurf liegt bereits vor. Demnach gliedert sich die Navigation durch die Webseiten in folgende zehn Themen: 1. Die Bundesfachgruppe, 2. Kunst und Kultur, 3. Die Ausbildung, 4. Unsere Arbeit, 5. Unsere Referenzen, 6. Die Mitglieder, 7. Informationen, 8. Termine, 9. Unsere Partner, 10. Kontakt.

Ohne Gegenstimmen votierten die in Südtirol anwesenden Restauratoren dafür, die Kosten für den Internetauftritt auf die eigenen Mitglieder zu verteilen. Weder Werbeauftritte sollen zugelassen, noch Lieferanten genannt oder Konkurrenten als "Links" aufgeführt werden.

Zunächst aber erhielt jeder einen Vordruck mit den Inhalten des Internet-Vorhabens. Die sollen jetzt auf Vollständigkeit und fachliche Richtigkeit geprüft werden.

Vorbereitung Messe "Denkmal 2002"

Auf der Europäischen Messe für Denkmalpflege und Stadterneuerung "Denkmal 2002" vom 30. Oktober bis 2. November in Leipzig werden sich die Parkettrestauratoren wieder mit einem eigenen Stand beteiligen. Dort findet am 31. Oktober auch die nächste Fachgruppensitzung der Restauratoren statt.

Bereits auf der vergangenen Messe war man mit einem Leistungsverzeichnis an Architekten herangetreten, um Hilfestellung zu geben, wie Ausschreibungen und Aufträge in diesem Gewerk formuliert sein müssen. Solche Sachinformation wird erneut mit im Gepäck sein. Darüber hinaus wollten die Restauratoren das Messe-Angebot nutzen, sich und ihre Fähigkeiten auf öffentlichen Podiumsdiskussionen und in Expertenrunden einzubringen. Bauherren-Forum heißt eine dieser Veranstaltungen. Joachim Barth: "Wir sollten versuchen, dort die Verbraucher anzusprechen. Dazu brauchen wir knackige Themen." Vorschläge reichen von der Wärmebehandlung im Holzschutz über die Lösung von Problemfällen bis zur Verwertung alter Hölzer und alten Tafelparketts. Letzteres wird auch auf dem eigenen Messestand gezeigt.

"In Referaten sollten wir uns positiv darstellen", gab Dieter Humm eine Absage an die Beschäftigung mit Bauschäden. Auch Jochen Michalik plädierte dafür, das eigene Handwerk kompetent und mit guten Beispielen zu beschreiben.

Crash-Kurs im Restaurieren?

Unter dem Thema Weiterbildung wurde der Wunsch laut, für bewährte Parkettleger einen Schnell-Kurs in Sachen Parkettrestaurierung anzubieten. "Wenn in einem Betrieb zum Beispiel gerade Aufträge in diesem Bereich anstehen."

Mahner warnten jedoch davor, sich Konkurrenz zu schaffen, die ohne vollständige Ausbildung in das Arbeitsgebiet der Restauratoren vordringen könnte: "Auftraggeber werden kaum unterscheiden, ob ein Anbieter nur einen Crash-Kurs oder einen vollwertigen Lehrgang besucht hat."

Bisher wird der Leistungstitel "geprüfter Restaurator im Parketthandwerk" nach einem zweiteiligen Kurs an der Stuttgarter Schule vergeben. Im ersten, achtwöchigen Unterrichtsblock werden Gesellen, die mindestens zwei Jahre als Parkettleger tätig waren, in Stil- und Materialkunde, Holzkunde, Unterkonstruktionen, Oberboden und Maschinengebrauch unterwiesen. Ein zweiter, siebenwöchiger Lehrgang richtet sich an Meister oder besonders geeignete Parkettleger, die den ersten Kurs absolviert haben. Kunstgeschichte, Dokumentation, Denkmalschutz, vertiefende Holzkunde, Bauphysik, Statik und Angebotskalkulation stehen hier auf dem Programm.
aus Parkett Magazin 03/02 (Wirtschaft)