PEFC Deutschland e.V.

Zertifizierung - ein Ladenhüter?


Nur wenige Namen verbinden sich auf dem deutschen Parkettmarkt mit FSC-zertifizierten Böden. Jolyka und Espen nahmen vor Jahren eine Vorreiterrolle ein. Den Pionieren folgten Inpa (Paraguay), Tarkett (S), Sanforst (D) und Cosmo (I). Das jüngste Programm offeriert Forbo (S). Wird von namhaften, exportierenden Herstellern der FSC gegenüber dem PEFC-Zertifizierungssystem favorisiert?

Die Anwort könnte eine brandneue Studie des Deutschen Holzabsatzfonds liefern: Sie kommt zu dem Schluss, dass der FSC einen guten Bekanntheitsgrad und daher Marketing-Potenz aufzuweisen hat.

Unter den "FSC-gelisteten" holzverarbeitenden Unternehmen in Deutschland gibt es einige Säge- und Hobelwerke, wenige Platten- und Laminathersteller (u.a. Meister Leisten). Faktisch der einzige Parketthersteller: Sanforst. Er produziert FSC-zertifiziertes Parkett obendrein aus heimischem "Zert-Holz". Eine neu gegründete Vertriebsgesellschaft will jetzt mit dem Pfund wuchern, dass Sanforst vom Ursprung her dem FSC-Konzept verpflichtet war.

Gönnerhafte Kommentare sind dem Unternehmen in der mecklenburgischen Pampa sicher: "Was wird ein kleiner Spezialanbieter schon groß bewegen?" Alleine sicher nicht viel. Aber was ist mit den Fachverbänden und Kooperationen wie BHB, E.D.E., Hagebau, Holzland und ZEUS? Was ist mit Großanbietern wie OBI, Bauhaus, Bahr und Metro? Was mit Versendern wie Karstadt, Neckermann und Otto? Sicher: Ihr FSC-Angebot reicht derzeit kaum über Gartenmöbel hinaus - und gerade dort gab es in letzter Zeit Irritationen -, jedoch werden sie, wenn nicht alles täuscht, in weitere Produktgruppen vorstoßen. Die Anzeichen mehren sich. Diejenigen, die der Zertifizierung von Holzprodukten weiterhin mit Desinteresse, Taktieren oder offener Ablehnung begegnen, könnten bald ihre Meister finden - in denen, die entschlossen Fakten schaffen. Dann würde für Hersteller, Handel und Handwerk die Frage schnell unausweichlich: FSC oder PEFC?

Parketthersteller - vor allem wenn sie exportieren - sind mit dieser Frage schon konfrontiert worden. Handlungsbedarf ist aber bisher eher gering erachtet worden. Ebenso im deutschen Fachhandel: der sieht sich unter Hinweis auf "mangelnde Nachfrage" kaum genötigt, Flagge zu zeigen. Umso erstaunlicher, dass es FSC-zertifizierte Handwerksbetriebe gibt. Die FSC-Referenzliste umfasst zwar keinen Parkettlegerbetrieb, dafür aber zwei Dutzend Tischlereien in Deutschland. Sie haben die Chance im Angebot von zertifiziertem Parkett offenbar erkannt.

Werden es Großanbieter, Baumärkte und regional bedeutende Fachhändler sein, die sich an die Spitze der Bewegung stellen? Bei den meisten hat der FSC die Nase vorn - auch wenn der PEFC nicht ausdrücklich abgewiesen wird. Entscheidungen zugunsten des FSC haben wenig mit weltanschaulichen, dafür um so mehr mit realistischen Erwartungen zu tun. Nehmen wir einen deutschen Parketthersteller, der sein Glück in England sucht. Er muss wissen: Öffentliche Aufträge sind dort nur noch zu erlangen, wenn Zertifizierung - hier in der Regel FSC-Zertifizierung - nachgewiesen wird. Auch der Endverbrauchermarkt ist stark durchsetzt vom Zertifizierungsgedanken und entsprechendem Angebot. Ein Hersteller, der keine zertifizierten Produkte anbieten kann, fällt aus diesem Segment heraus und vergibt eine Exportchance - nicht nur in England, sondern auch in Holland und Belgien, Österreich und der Schweiz. Überall dort wird für das FSC-Label so getrommelt, dass es ins Bewußtsein der Endverbraucher einsickern musste.

In England steht die größte Baumarktkette B & Q in den Startlöchern zum "Trading up" beim Bodenbelagsangebot. Nach dem Erfolg mit Laminatböden nimmt Chefeinkäufer Jim Barnard jetzt Parkett ins Visier. B & Q ist bei Lieferanten bekannt als "Billigheimer" und gnadenloser Verhandlungsführer. Wenn er zertifizierte Produkte haben will, fallen vermutlich Preisschranken.

Dass die Zertifizierung auch in Deutschland kein Ladenhüter bleiben wird, ist gewiss. Das Bundesbauministerium hat verfügt, bei öffentlichen Ausschreibungen zertifiziertem Holz/Holzprodukten den Vorzug zu geben. Das billigste Angebot ist nicht mehr allein selig machend. Selbst Massenanbieter beginnen, so zu denken und wagen sich in höhere Preisklassen. Das gern gebrachte Argument, zertifizierte Produkte seien teurer und schwer verkäuflich, schreckt sie offenbar nicht. Sobald sie sich öffentlich zur Zertifizierung bekennen, haben sie längst unter den Lieferanten sortiert: Wer kann - wer kann nicht?

Wenn Massenanbieter in der nächsten Zeit zertifizierten Produkten eine breite Bresche schlagen, wird man beobachten können, wer sich hinter "minimalen Marktanteilen" verschanzt und selber ausbremst. Was eignet sich zur Profilierung besser, als ein bereits bekanntes Label? Hinsichtlich der weltweiten Reputation ist das FSC-Siegel die "bessere" Wahl. Die europäische PEFC-Konkurrenz kann zwar auf größere, nachhaltig bewirtschaftete Waldflächen verweisen - es genügt aber nicht, sich in erster Linie über Millionen Quadratmeter zu definieren. Das Argument der Größe wird notleidend, wenn es nicht von Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit gestützt wird.

Die Gründung des PEFC wurde als Retourkutsche gegen den FSC wahrgenommen. Das nährte den Argwohn, die Waldbauern würden in einer Art Selbsthilfeorganisation in erster Linie Eigeninteressen verfolgen. Der FSC dagegen verbreitet fleißig Tätigkeitsnachweise und Erfolgsmeldungen. Was er in Zusammenarbeit mit Umweltschutzorganisationen in beharrlicher Öffentlichkeitsarbeit getan hat, kann der PEFC nicht annähernd parieren.

Selbstverständlich ist auch der FSC keine Wohltätigkeitsorganisation ohne Eigeninteressen. Aber eine Zertifizierung nach PEFC vorzuziehen, weil's weniger oder nichts kostet, und den FSC mit "Geschäftemacherei" abzuqualifizieren, geht an den Tatsachen vorbei. International, aber auch auf dem heimischen Markt, hat der FSC nach jetzigem Stand das höhere Renommee und die besseren Karten. Wenn Großanbieter dieses FSC-Label am Markt durchsetzen und tatsächlich wachsende Nachfrage nach zertifizierten Produkten provozieren, kann die Antwort nur lauten: Was beim Kunden ankommt und Umsatz bringt, "zählt".
aus Parkett Magazin 04/02 (Wirtschaft)