Sonderkonjunktur bei Parkett erlahmt

"Erschreckende Nachfrageschwäche"

Obgleich die Statistik des Statistischen Bundesamtes für den Parkettmarkt in Deutschland wieder einmal zweifelhafte Daten ausweist, geht auch der deutsche Parkettindustrieverband VdP davon aus, dass der Parkettverbrauch in Deutschland im vorigen Jahr stark rückläufig war.

Der VdP-Vorsitzende Ralph Plessmann sprach auf der ordentlichen Mitgliederversammlung in Würzburg von einer "erschreckenden Nachfrageschwäche" vor allem im 3. Quartal 2001 und erwartet für das laufende Jahr 2002 "keine durchgreifende Besserung". Als bisher einziger Bodenbelag, der eine günstige Ökobilanz vorweisen könne, befinde sich Parkett allerdings in einer guten Wettbewerbsposition.

In seinem Lagebericht hob Ralph Plessmann die angespannte Situation in der deutschen Parkettindustrie hervor. Zwar sei fraglich, ob der Inlandsverbrauch von Parkett innerhalb Jahresfrist tatsächlich von 25,3 auf 22,3 Mio. qm und damit um 11,7 % gesunken sei, wie es das Statistische Bundesamt meldet, fest stehe jedoch, dass die deutsche Produktion um durchschnittlich 11 % zurück gegangen sei und der Anteil deutscher Ware am Inlandsverbrauch weiter schrumpfe. Insbesondere osteuropäische Anbieter hätten große Mengen ins Land gedrückt und einen "teilweise ruinösen Preiswettbewerb" angeheizt.

Weitere Insolvenzen erwartet

Der Rückgang in der deutschen Produktion betraf Mehrschichtparkett und Massivparkett. Daten bleiben aber mit Unsicherheiten belastet. Amtliche Erhebungen (10,24 Mio. qm) und vom VdP errechneten Mengen (9,43 Mio. qm) bei der deutschen Gesamtproduktion 2001 differieren um fast 1 Mio. qm.

Aufgrund gegenwärtiger Situation und Prognosen erwartet der Verband im Jahr 2002 weitere Insolvenzverfahren in der deutschen Parkettindustrie. 2001 schieden zehn Unternehmen aus dem Markt aus, davon fünf Insolventen und fünf Betriebseinstellungen. Die Zahl der Parketthersteller in Deutschland wird vom VdP mit "derzeit noch ca. 36" angegeben. Betroffen von Produktionseinbrüchen ist vor allem der Sektor Massivparkett.

Die Zahl der Unternehmen, die klassisches 22 mm-Stabparkett herstellen, ist von 20 (2001) auf 17, bei 14- und 16 mm-Stabparkett von 9 (2001) auf 8 gesunken. 10 mm-Massivparkett produzieren noch 10 von 13 Firmen und von zuletzt 21 Mosaikparkettherstellern sind noch 19 übrig.

An eine Nachfragebelebung 2002 glaubt man beim VdP nicht. Konsequenterweise haben die deutschen Hersteller ihre Produktion im 1. Quartal "deutlich gebremst". Plessmann sprach von einem Minus von 16 % gegenüber dem Vorjahr. Fraglich sei indes, ob auch die ausländischen Mitbewerber ihre Produktion drosseln und den Druck auf den deutschen Markt lockern würden.

Inlandsproduktion: Der Kaufzurückhaltung angepasst

Die Parkettproduktion in Deutschland brachte es 2001 auf etwa 9,43 Mio. qm (amtlich: 10,24 Mio. qm). Das sind gegenüber dem Jahr 2000 rund 800.000 qm bzw. 7,65 % weniger. Seit 1994 weist die Produktionsmenge zwar Schwankungen auf, hält sich aber in der Größenordnung um 10 Mio. qm konstant.

Einfuhr: Wieviel kam wirklich?

Die Parketteinfuhren umfassten gemäß offizieller Außenhandelsstatistik eine Gesamtmenge von rund 16,3 Mio. qm. Der VdP geht von fehlerhafter Erfassung der Mehrschichtparkett-Importe aus. Schweden mit einer Einfuhrmenge von nur 314.000 qm und Finnland mit 520.000 qm seien dabei besonders auffällig.

Aus beiden Ländern kamen in den Vorjahren weitaus größere Mengen (Schweden 2000 annähernd 3 Mio. qm). Der VdP korrigierte die Statistik 2001 auf eine Einfuhrmenge von 2,5 Mio. qm aus Schweden und 820.000 qm aus Finnland.

Bezogen auf die Parkettarten, setzt sich laut Außenhandelsstatistik die Verringerung der Einfuhrmenge um rd. 2,9 Mio. qm folgendermaßen zusammen: Die Mehrschichtparkett-Importe im Jahre 2001 - insgesamt 12,34 Mio. qm - verringerten sich um 3 Mio. qm (- 19,7 %), die Mosaikparkett-Einfuhren erhöhten sich um 260.000 qm (+ 17 %) und 2,1 Mio. qm Stabparkett entsprachen einer Einfuhrverringerung um 120.000 qm (-5,5 %).

Der VdP ermittelte für das Marktsegment Mehrschichtparkett harsche Einbrüche: Norwegen verlor auf dem deutschen Markt 63 % seines Exportvolumens, Dänemark 56 %, Frankreich 49 %, die Niederlande 45 %, Österreich 31 %. Glimpflich davon kam nur Schweden mit einem vergleichsweise minimalen Rückgang um 5% ( = 148.000 qm).

Bezogen auf 2- und 3-schichtiges Parkett lagen 2001 die nordischen Länder mit 3,9 Mio. qm unverändert vorne (gegenüber 2000 -17,6 %). Westeuropäische Länder brachten es auf 3,3 Mio. qm und fielen damit deutlich zurück (-31,5 %). Mehrschichtparkett-Importe aus den osteuropäischen Länder summierten sich auf 2,5 Mio. qm (-9 %). Aus den asiatischen Ländern kamen 2,4 Mio. qm (-13,5 %).

Mosaikparkett gelangte in erster Linie aus Polen (950.000 qm), Kroatien (280.000 m), Slowakei und Frankreich (jeweils etwas über 100.000 qm) auf den deutschen Markt. Wichtigstes Lieferland beim Stabparkett ist Polen (1,1 Mio qm), mit weitem Abstand gefolgt von Frankreich und China (jeweils knapp über 100.000 qm).

Inlandsverbrauch: Mehrschichtparkett dominiert

Hinsichtlich des Inlandsverbrauchs, der aus heimischer Produktion (ohne Export) zuzüglich Einfuhren ermittelt wird, leidet das amtliche Zahlenwerk unter den offenbar unrichtigen Angaben zu den Importen. Wahrscheinlich sank im letzten Jahr der Verbrauch, unklar ist nur in welchem Umfang.

Die offizielle Statistik meldet für 2001 ein Gesamtangebot von 22,3 Mio. qm und damit knapp 3 Mio. qm bzw. 11,7 % weniger als im Jahr 2000.

Der Löwenanteil der Inlandsnachfrage konzentrierte sich auf Mehrschichtparkett (16,2 Mio. qm). Hier erwartet der VdP weiteren Anstieg der Marktanteile.

Eine Überraschung bietet Mosaikparkett: Es konnte im letzten Jahr zulegen, wenn auch nur geringfügig. Die Entwicklung bei Stabparkett ist widersprüchlich: Während die Statistik 2001 einen um 7,4 % rückläufigen Verbrauch ausweist und einige Stabparketthersteller Insolvenz anmeldeten, wird aus dem Handwerk und von Objekteuren gute Nachfrage gemeldet.

Export: Einbruch bei Mehrschichtparkett

Beim Export ging 2001 ein Riss durch die deutsche Parkettindustrie: Mehrschichtparketthersteller mussten stark zurückstecken, Mosaik- und Stabparketthersteller holten auf.

Beim Mehrschichtparkett-Export summierten sich Einbußen auf über 1 Mio. qm (-22,4 %). Im Massivbereich lagen die Mengengewinne bei jeweils etwa 100.000 qm (+24,2 % bei Stabparkett und +18,6 % bei Mosaikparkett). In absoluten Zahlen: Es wurden rund 3,5 Mio. qm Mehrschichtparkett, 575.000 qm Mosaikparkett und 524.000 qm Stabparkett ausgeführt.

Die wichtigsten Ausfuhrländer für Mehrschichtparkett 2001 sind Österreich (881.000 qm), die Schweiz (645.000 qm) sowie in kleinerem Umfange Frankreich, Spanien, Norwegen, Italien, Schweden, Belgien/ Luxemburg und Großbritannien.

Mosaikparkett aus deutscher Produktion findet vor allem in der Schweiz Abnehmer (379.000 qm). Kleinere Mengen gingen nach Polen (97.500 qm), Belgien/Luxemburg (rd. 30.000 qm), in die Niederlande, nach Finnland und Österreich.

Für deutsches Stabparkett war Italien der aufnahmefähigste Markt (108.000 qm), gefolgt von der Schweiz (rd. 70.000 qm), Großbritannien (54.000 qm), USA/Kanada (45.000 bzw. 54.000 qm) und Russland (41.000 qm).

Produktion 2001 - Anteile nach Parkettarten

Gesamtproduktion: 9,43 Mio. qm
Mehrschichtparkett: 5,53 Mio. qm (-510.000 qm)
Mosaikparkett: 2 Mio. qm (-110.000 qm)
Stabparkett (10 bis 22 mm): 1,13 Mio. qm (-260.000 qm).
Dielen: 0,8 Mio. qm

Produktion 2001 - Anteile nach Holzarten

Insgesamt:
Eiche 40 % (2000 = 50 %), Buche 32 %, Ahorn 15 %, Esche und tropische Hölzer 2-3 %, Kirsche 2,5 %
Massivparkett: Eiche 75 %
Mehrschichtparkett: Eiche 28 %, Buche 48 %, Ahorn 19- 20 %
aus Parkett Magazin 04/02 (Wirtschaft)