Überzeugt konservativ - mit weit überdurchschnittlichem Erfolg

Gunreben setzt auf "massive Kernkompetenz"

Zweistellige Zuwachsraten in Bereichen, in denen andere herbe Einbußen erleiden; hohe Investitionsbereitschaft, während andere längst aufgegeben haben oder an Stillegung denken; kein Entgegenkommen "um jeden Preis" und ein dennoch wachsender Kundenkreis - wie macht man das? 110 Jahre Familientradition und 50 Jahre im Chefsessel, haben Ingeborg Edel gelehrt, beständig und standhaft zu sein: "Gunreben ist ein konservatives Unternehmen", bestätigt sie. Den Erfolg, den es hat, kann es nach den Lehren unzähliger Heilsbringer in der Wirtschaft eigentlich gar nicht haben.

Das nächste Mal müssten Sie an einem Freitag kommen", meint Ingeborg Edel nicht ganz ernst: "Dann ist der Teufel los". Die meiste Ware, die die Parkettfabrik Gunreben verlässt, wird mit eigenen Lastzügen befördert. Wenn die Flotte aus zehn LKW und weiteren Speditionsfahrzeugen freitags beladen wird, um am Montag bei Kunden in ganz Deutschland für Nachschub zu sorgen, herrscht Hochbetrieb. Aufträge quer durchs Gesamtsortiment, von der kompletten LKW-Ladung bis zur kleinsten Kommission, summieren sich auf eine Lademenge von rund 200 Tonnen und erfordern von allen Beteiligten höchste Aufmerksamkeit und Zuverlässigkeit. Doch damit ist das Gunreben-Team in seinem Element. Das Wichtigste - betont Ingeborg Edel, bevor sie andere Gründe für den Erfolg des Unternehmens wägt - seien gute und erfahrene Mitarbeiter. Und das sind grundsätzlich "Eigengewächse".

Von den 40 Mitarbeitern im Großhandel und nahezu ebenso vielen Mitarbeitern im Säge- und Parkettwerk gehören etliche seit vielen Jahren zum Unternehmen. Die meisten sind im Hause aus- und herangebildet worden, haben sich bewährt und verfügen über alle wichtigen Kenntnisse - vom Wesen des Unternehmens bis zur Beschaffenheit der Ware.

Erfolgsfaktor Mensch: "Nur hausgemachte Profis"

Wo Fachgespräche bis zu "90% des Tagespensums" ausmachen, muss der Innendienst in jeder Hinsicht absolut fit sein. Sabine Lang, die vierte Gunreben-Generation und Junior-Chefin des Hauses, Robert Windfelder als Einkaufs- und Verkaufsleiter Parkett, sowie Marc Zwiekirsch im Verkauf bewältigen zusammen mit Ingeborg Edel das sogenannte operative Geschäft. Die Kunden wissen die Kontinuität zu schätzen; sie bietet ihnen Sicherheit und - was wichtig ist - Vertrautheit. Zu dieser Art von Kundenbindung tragen selbst die eigenen Lkw-Fahrer bei. "Bereits freundlich erwartet und mit Kaffee bewirtet" worden seien sie früher. Ganz so familiär mag es heute nicht mehr zugehen, aber Kunden und Fahrer sind sich nicht fremd. Das gesamte geschäftliche Miteinander profitiere davon, ist sich Ingeborg Edel sicher.

Gunreben-Kunden waren und sind in der Regel langjährige Abnehmer, die Qualität und Service zu schätzen wissen. Als weitaus billigere osteuropäische Produkte die deutschen Massivparketthersteller in Bedrängnis brachten, hielt Gunreben dagegen - "so weit wie wirtschaftlich vertretbar". Viele der Kunden, die damals abwanderten, kämen heute zurück und seien "bereit, pro Quadratmeter 50 Cent oder 1 Euro mehr zu zahlen". Zu den Rückkehrern gesellen sich zunehmend Neukunden. Zu den Neukunden zählen im wesentlichen Parkettleger, die sich neu orientieren wollen. Aber auch Tischler melden sich verstärkt; ihnen hält Gunreben den Holz-Bonus zugute - nicht aber Seiteneinsteigern "mit null Ahnung von Holz und Parkett".

Gunreben-Produkte sind Profi-Produkte. Klassisches Stabparkett, Mosaikparkett, Lamparkett, Hochkantlamellenparkett, Tafelböden und Massivdielen umfasst das Sortiment, das - ein eindeutiger Hinweis auf den handwerklichen Verarbeiter - zu 90% mit unbehandelter Oberfläche ausgeliefert wird. Eigene Anlagen zum Versiegeln oder Ölen rentieren sich daher nicht; die Oberflächenveredelung wird in Lohnarbeit vergeben. Ein weiteres Indiz für die kompromisslose Ausrichtung auf das Handwerk: Sowohl 22 mm- als auch 15 mm-Stabparkett wird bei Gunreben in 30 Holzarten unverändert mit der traditionellen Nut/Nut-Fräsung hergestellt - geeignet für jedes gewünschte Verlegemuster und "den Handwerker, dersein Kwow-how einbringen will". Lediglich Stabparkett in Eiche wird wegen der riesigen Mengen, in denen es für großflächige Objektverlegungen hergestellt wird, standardmäßig mit Nut/Feder-Verbindung, aber auch mit Nut/Nut-Verbindung geliefert.

Zuwächse auf der ganzen Linie

Offenkundig honoriert das Handwerk, dem Massivparkett immer mehr auch als "Leistungsbeweis" dient, die Konsequenz und Qualität des Hauses Gunreben. Vor dem Hintergrund, dass die deutsche Produktion von Massivparkett (14 bis 23 mm) und Lamparkett (6 - 13 mm) 2004 um fast 44% zurückgefahren wurde und die Mosaikparkettproduktion sogar annähernd 50% verlor, legten Produktion und Umsatz bei Gunreben in allen Bereichen zweistellig zu. Mit Blick auf die Zahlen des Verbandes der deutschen Parkettindustrie zur Entwicklung der Massivparkettproduktion, die aktuellen Produktionsstillegungen und Firmenzusammenbrüche in Deutschland scheut Ingeborg Edel konkrete Zahlen. Nur soviel: Bei 22 mm und 15 mm-Stabparkett stiegen die Mengen drastisch, so dass Gunreben heute einen Anteil von 40% an der deutschen Produktion hält. Selbst das allgemein stark rückläufige Lamparkett legte wieder um 20% zu. Massivdielen - relativ neu im Produktionsprogramm - bringen es bereits auf 40.000 qm. Nahezu die gesamten Mengen bleiben in Deutschland; der Export ist noch unterentwickelt, bekennt Ingeborg Edel.

Sämtliches Stab- und Lamparkett sowie Massivdielen werden im eigenen Werk in Strullendorf bei Bamberg hergestellt. Hochkantlamellenparkett wird, soweit nicht ausreichend verfügbar, durch Zukäufe ergänzt. Jährlich rund 200.000 qm Mosaikparkett kommen von einem polnischen Hersteller, der exklusiv nur für Gunreben produziert. Die Rohfriesen für die Mosaikparkettproduktion werden fast ausschließlich aus Strullendorf geliefert. Die einwandfreie Qualität des in Polen gefertigten Mosaikparkett hat sich ohne jede Einschränkung bewährt.

Dies gilt auch für alle Produktvarianten aus Räuchereiche, die dort geräuchert werden. Das Räuchern ist komplett nach Polen ausgelagert worden, weil diese Art der Holzbehandlung aufgrund neuerer Umweltauflagen in Deutschland kaum noch möglich ist. Die Räuchereiche-Sortimente sind ein Gunreben-Hit, mit dem auch etliche deutsche Hersteller beliefert werden. Die Mengen an geräucherter Eiche haben sich bei Mosaikparkett im ersten Halbjahr 2005 gegenüber dem Gesamtjahr 2004 bereits verdoppelt. Auch beim Stabparkett hat der Anteil an Räuchereiche stark zugenommen.

"Von wegen Sägewerk aufgeben" - ganz im Gegenteil

Obgleich Gunreben inzwischen auch Mehrschichtparkett, vor allem hochwertiges Zweischichtparkett zukauft, um eine abgerundete Angebotspalette anbieten zu können, halten die Strullendorfer an ihrer "massiven Kernkompetenz" unbeirrt fest - zwar mit Abstrichen beim Preis, aber ohne Zugeständnisse an die Qualität. Dafür - und für die unternehmenstypische konsequente Haltung - steht das eigene Sägewerk. Mag behauptet werden, dass ein eigenes Sägewerk den Betrieb nicht mehr lohne und der Zukauf von Friesen vorteilhafter sei - Georg Edel, zuständig für den Sägewerksbetrieb, teilt diese Auffassung ebenso wenig wie seine Frau. Das eigene Sägewerk, spezialisiert auf die weitaus am meisten verarbeiteten Holzarten Eiche und Buche, ist der sicherste Garant für dauerhaft zuverlässige Qualität, ergänzt der Leiter der Parkettproduktion, Rainer Dresler.

In das Sägewerk wurde folglich kräftig investiert. Es wurde 2004 abgerissen und für 2,5 Mio. EUR mit einer um 50% erhöhten Kapazität komplett neu errichtet. Für die eigene Parkettproduktion werden täglich ca. 25 cbm, jährlich rund 5.500 cbm Rohware zur Weiterverarbeitung eingeschnitten. Das entspricht 25% der gesamten Sägewerkskapazität. 75% werden an das einheimische Handwerk sowie vor allem an deutsche und internationale Holzindustriewerke, u.a. an die polnische Möbel- und Sargindustrie, verkauft.

Investiert wurde 2004 auch in zwei neue Trockenkammern. Zwei weitere sind bestellt, hinzu kommt in diesem Jahr eine Anlage zum Zuschneiden von Rohfriesen und eine neue Produktionslinie für Massivdielen. Der gesamte Energiebedarf wird seit 2002 durch ein eigenes Kraftwerk gedeckt.
aus Parkett Magazin 04/05 (Wirtschaft)