Bona setzt auf Neuentwicklungen

Umsatzsteigerungen im zweistelligen Bereich

Schlafende Hunde wecken oder sich rechtzeitig einen Vorsprung im Markt sichern? Das schwedische Unternehmen Bona hat sich für Letzteres entschieden und macht die Diskussion um einen neu deklarierten Schadstoff im Fußbodenlack öffentlich. N-Methylpyrrolidon (NMP) heißt der Übeltäter. Als Lösemittel ist er seit gut 25 Jahren in PU-Lacken enthalten. Nach anderthalb Jahren Entwicklung hat Bona Ersatz gefunden und nach eigenen Angaben 80% seiner Produkte NMP-frei gemacht. Auch im Bereich Schleifmaschinen setzt das Unternehmen auf das Thema Gesundheit: Staubfreies Schleifen ist die Devise.

Entwicklung und Neuheiten stehen ganz oben auf der Agenda von Bona. "Etwas finden, was bisher nicht auf dem Markt ist", lautet die Herausforderung an Chemiker und Maschinentechniker. Mit fast 17% Zuwachs liegt der schwedische Hersteller von Produkten zur Oberflächenbehandlung, Verlegewerkstoffen und Schleifmaschinen zum Jahresende über dem Plan. 500 Angestellte in aller Welt - ein Drittel davon in Schweden - sind auf Wachstumskurs eingeschworen. Bona will an die Weltspitze. Dazu wurden Produktbereiche in eigenverantwortliche Einheiten aufgeteilt. Unter dem Oberbegriff "Product Division" sind die Abteilungen Klebstoffe, Schleifmaschinen, Oberflächenschutz, Pflegemittel und Industrielle Beschichtung unabhängig voneinander angetreten, die jeweilige Marktführerschaft zu erringen. Der Bereich Oberflächenschutz hat es augenscheinlich schon geschafft. Er ist, nach eigenen Angaben, weltweit die Nummer 1 der Branche und hat 2005 mit 50% am 120 Mio. EUR Umsatz den Anteil.

Die Top-Position in ihren Regionen streben auch die drei Verkaufsabteilungen Division Global (50%), Division North America (40%) und Division Asia-Pacific (10%) an. Vom weltweiten Markt glauben die Schweden schon 13% erobert zu haben. Verlässliche Zahlen gibt es allerdings nicht. Immerhin sieht man ausreichend Potenzial für zusätzliches Wachstum, 200 Mio. EUR wird als Umsatzziel für das Jahr 2006 genannt.

Bodenlacke ohne NMP

Heraus aus dem Elfenbeinturm und querdenken - mit dieser Strategie möchten die Schweden neue Angebote unter das Fachvolk bringen. Das gilt sowohl für das Kerngeschäft der Klebstoffe und Lacke als auch für Schleifsysteme und Pflegeprodukte. Alles unterliegt einem abgestimmten System und folgt der Devise: "Wir machen das Beste aus Holzböden".

Bei Lacken heißt das neuerdings: NMP-frei produzieren. N-Methylpyrrolidon ist ein Lösemittel in PU-Lacken, das unter direktem Kontakt ungeborenes Leben schädigen kann. Schwangere Frauen werden von den Chemikern der EU-Kommission als gefährdete Gruppe eingestuft. Ob NMP in gebundener Form in Bodenlacken schädlich wirkt, muss bezweifelt werden. Dennoch wird der Stoff zum Ärgernis für Lackhersteller, sobald die EU ihren Vorschlag in die Tat umsetzen sollte, Produkte mit einem NMP-Gehalt über 5% als giftig zu klassifizieren. Bona hat vorgesorgt und seine Lacke entsprechend anders formuliert.

Staubfrei schleifen

Die Marschrichtung bei der Maschinenentwicklung ist anders als beim Oberflächenschutz, bei dem Entwicklung und Produktion im Hause vereint sind. "Wir liefern die Idee und das Konzept. Die Teile kommen von guten Zulieferern aus aller Welt. Bei uns erfolgt die Montage", erklärt Präsident Stefan Johannson das Prinzip.

Die größte Herausforderung an die Schleiftechnik lautet: Staubfrei schleifen. Bona will weg von der Verbesserung konventioneller Staubbeutel. Nur unabhängige Denkansätze von außen, glaubt man, bringen wirkliche Neuerungen. Resultat der Überlegungen sind zwei Absaugkonstruktionen - ein Trailer für Großflächen und ein mobiles Leichtgewicht für den kleineren Raum. Beide kommen jetzt auf den Markt (siehe Kasten).

Perfekt abgesaugt werden kann Schleifstaub nur, wenn er nicht am Boden oder am Schleifpapier haftet. Antistatische Schleifmittel lösen dies Problem. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Staub wird nahezu vollständig abgesaugt und das Schleifpapier hat eine höhere Lebensdauer und Leistung, weil sich die Schleifreste weit weniger stark in die Körnung einbrennen.Schleifen ohne Staub, mit erhöhter Leistung und Lebensdauer von Materialien kann für Parkettleger und Schleifbetriebe Türöffner bei einer Kundschaft sein, die sich bisher vor der Renovierung ihres Parketts gescheut hat.

Pflegemittel verstärkt im Blick

In das Gesamtkonzept der Schweden rücken verstärkt Pflegemittel. Hier will Bona seine Marktbearbeitung ausweiten. Zielgruppen sind der private Verbraucher wie auch professionelle Reinigungsunternehmen. Beide "wissen zuwenig über Holzböden", meint Ansgar Igelbrink, Leiter der Global Division. 3Milliarden qm Parkett warten nach Zahlen der FEP allein in Europa auf Auffrischung. Über die Lebenszeit eine Parkettbodens, heißt es, entfallen 5% der Kosten auf die Installation und 95% auf die Pflege. Sicher eine zweifelhafte Rechnung, die nur aufgeht, wenn intensiv gereinigt und gepflegt würde. Trotzdem sieht Bona Grund genug, hier anzusetzen.

"Ein Boden muss nicht gleich abgeschliffen werden", lautet die Bona-Botschaft. Mit regelmäßiger Systempflege lässt sich sein Aussehen 20 Jahre lang auf optisch hohem Niveau halten. Es beginnt mit einem einfachen Start Kit aus Reinigungsmitteln und Wischmopp. Der nicht filmbildende Sprühreiniger kann vom Parkettleger als erste Unterhaltsreinigung beim Kunden gelassen oder als typisches DIY-Produkt im Baumarkt erstanden werden.

Gilt es allerdings, Kratzer im Lack zu beseitigen, kommt ein zusätzliches Auffrischungsmittel zum Zuge. Einmal im Jahr auf privat genutzten Flächen angewandt, soll es den ursprünglichen Zustand des Parketts ohne große Einbußen erhalten. Vermittelt der Handwerker die Pflegeprodukte von Bona via E-Commerce, erhält er vom Hersteller einen Bonus.

Viele neue Vertriebsmöglichkeiten hat Bona ausgemacht. Die bekannten Wege gehen zum Parkettleger und zum Großflächenmarkt für Endverbraucher. Hinzu kommen nun Holzhändler, Möbelhäuser, Raumausstatter, Teppichhandel, Großhandel, Drogerien und Supermärkte. Überall möchte Bona mit einem kompletten Pflegemittel-Regal vertreten sein. In Spanien konnten schon über 300 dieser Einheiten verkauft werden.
aus Parkett Magazin 06/05 (Wirtschaft)