Abschlussfahrt des Parkettrestauratoren-Kurses nach St. Petersburg

Wunderbare Welt des Parketts

Dem Vorbild Frankreich nicht nur nacheifern, sondern noch übertrumpfen, wollten die russischen Zaren im 18. Jahrhundert. Davon profitiert auch heute noch die ehemalige Zarenstadt St. Petersburg. Unzählige Schlösser und Paläste der Zarenfamilie und des Hofes bestimmen das Stadtbild. Die Böden waren dort vielerorts ein wichtiges Gestaltungselement. Der jüngste Ausbildungskurs der Parkettrestauratoren nahm dies zum Anlass und besuchte im Rahmen seiner Abschlussfahrt die nördlichste Millionenstadt der Welt. Im Blick hatten die Restauratoren die Arbeiten ihrer russischen Kollegen - denn beinahe alle Parkettböden sind kriegsbedingt vollständige Rekonstruktionen alter Böden.

Schmuckfußböden sind heute wieder in vielen St. Petersburger Palästen, Herrenhäusern und Museen zu bewundern. Doch wer einmal russische Originalaufnahmen aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg gesehen hat, der erahnt, welche Restaurierungsarbeit in St. Petersburg geleistet wurde. Nicht umsonst genießt die russische Restauratorenschule ein hohes Ansehen in der Fachwelt. Neben präzisen Restaurierungen hat man in St. Petersburg die alten Böden vor allem detailgetreu rekonstruiert. Doch mancherorts wurde auch - völlig undogmatisch - einfach ein neuer Schmuckboden eingesetzt.

In St. Petersburg führte die frisch gebackenen Parkettrestauratoren der Weg natürlich in die Eremitage, dem wohl bekanntesten Gebäudekomplex der Stadt. Mit mehr als 1.000 Sälen in fünf Gebäuden am Fuße der Newa ist das Museum eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Doch nicht nur die Ausstellungsobjekte sind das Betrachten wert, auch die Fußböden. So dürfte die Gruppe der Parkettrestauratoren für einiges Aufsehen gesorgten haben, wenn sich die Blicke statt auf die Bilder von Rubens, da Vinci oder Michelangelo auf den Fußboden richteten.

Ein weiteres Ziel der Gruppe, neben Peterhof und Pavlovsk-Palast: der Katharinenpalast etwas außerhalb im heutigen Puschkin. Die Zarin Elisabeth I. ließ das kleine Schloss ihrer Mutter Katharina I. umbauen und im heutigen Glanz errichten. Im Zuge zahlreicher Baumaßnahmen entstand hier eine ganze Reihe sehr unterschiedlich eingerichteter Räume, u.a. das durch sein mysteriöses Verschwinden berühmt gewordene Bernsteinzimmer. Die dem Katharinenpalast angegliederten Bernstein-Werkstätten, die die Gruppe der Parkettrestauratoren besichtigen konnte, arbeiten mittlerweile nicht mehr an der Restaurierung des Zimmers, sondern fertigen Bernstein-Kunstwerke für die neuen Reichen in Russland.
aus Parkett Magazin 06/05 (Wirtschaft)