Interview mit Ivo Schintz, Vorsitzender des Fachverbandes der elastischen Bodenbelagshersteller

"Geschulte Verleger haben keine Probleme mit PVC-Belägen"

Der Fachverband der elastischen Bodenbelagshersteller (FEB) lud auf der Domotex zu einem Informationsgespräch ein. Der FEB repräsentiert die 11 wichtigsten Hersteller elastischer Objekt-Bodenbeläge in Deutschland. Dazu gehören Altro, Amtico, Armstrong DLW, Debolon, Dunloplan, Forbo, Gerflor, Likolit, Objectflor, Tarkett und WPT. FussbodenTechnik sprach mit dem FEB-Vorsitzenden Ivo Schintz (Tarkett Objekt) über die Aktivitäten und Ziele des Verbandes.

FussbodenTechnik: Herr Schintz, Sie haben auf der Domotex gesagt: "Der FEB ist die kompetente Plattform, um Themen effizient mit anderen Interessengruppen zu diskutieren." Mit welchen Gruppen diskutiert der FEB und welche (vorläufigen) Ergebnisse gibt es?

Ivo Schintz: Für den FEB ist die TKB eine wichtige Gruppe. Hier haben wir uns zu wechselseitigen Informationen und Testungen bei Produktänderungen verpflichtet. Dieser Austausch dient beiden Organisationen und somit auch dem Anwender und Nutzer unserer Produkte. Als erstes gemeinsames Ergebnis erhielten wir aus dem Ringversuch die wissenschaftlich analysierte Aussage, dass es bei der Weichmacherumstellung von DOP auf DINP keine signifikante Veränderung im Schrumpfverhalten von PVC-Belägen gibt.

Weitere Interessengruppen sind für uns Interessengruppen der Bauwirtschaft, der Fußbodenbranche und Sachverständige. Künftig wollen wir auch mit den Bodenlegern, den Verarbeitern und der Reinigungs- und Pflegemittelindustrie einen Dialog aufbauen.

FT: Der FEB hat sich mit dem Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik und der TKB im Dezember 2005 getroffen. Was hat denn das Treffen ergeben? Können oder wollen Sie etwas dazu sagen?

Schintz: Hier muss ich richtig stellen, dass nicht der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik die Einladung nach Köln ausgesprochen hat, sondern der Zentralverband Raum- und Ausstattung mit dem Fachobmann, Richard A. Kille. Natürlich waren darüber hinaus der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik sowie weitere Sachverständige und Vertreter der TKB mit anwesend.

Der FEB hat eine gemeinsame Auswertung und Bewertung der vorliegenden Reklamationsstatistiken des FEB, der TKB und des Zentralverbandes Raum- und Ausstattung durchgeführt. Zur Aufgabenstellung gehörte fest zu stellen, wo Handlungsbedarf besteht und wie und mit wem die Kommunikation zu führen ist.

Beide Zentralverbände verlangten von dem FEB eine negative Aussage bezüglich des Schrumpfverhaltens seiner PVC-Beläge. Eine solche Aussage erscheint dem FEB jedoch nicht erforderlich. Dass alle Bodenbeläge Dimensionsschwankungen unterliegen, ist so alt wie die jeweilige Produktkategorie selbst. Immer wird zuerst die Produktqualität in Frage gestellt, doch eine vermeintliche Reklamation bzgl. Schrumpfen erweist sich oft als falsche Ersteinschätzung. Wenn alle am Prozess Beteiligten, d. h. Klebstoffhersteller, Belagsindustrie und Verarbeiter ihre Leistungserbringung ordentlich ausführen, sind PVC-Beläge sicher und dauerhaft fehlerfrei zu verlegen.

Dass dieses System funktioniert, zeigen die Ergebnisse der Reklamationsstatistiken 2004 des FEB und der TKB. Die FEB-Statistik aus 2005 bestätigt dann erneut die guten Ergebnisse aus dem Vorjahr. Die vom Zentralverband diskutierte Problematik spielt nur eine untergeordnete Rolle. Natürlich findet der Verarbeiter nicht auf jeder Baustelle optimale Bedingungen vor, doch meines Erachtens sollten die von der Belags- und Klebstoffindustrie angebotenen Schulungen und Seminare stärker genutzt werden. Dann wird manch ein Verarbeiter bei schlechten Baustellenbedingungen wie zum Beispiel ungeeigneten klimatischen Bedingungen verstärkt auf bessere Verarbeitungsbedingungen achten.

FT: Sie sprachen auf der Domotex auch von mehr Markttransparenz, die der FEB leisten will. Welche Maßnahmen sind da geplant und welche Effekte erhoffen Sie sich davon?

Schintz: Transparenz und Wissenstransfer zwischen den Interessengruppen soll zur Verbesserung der Produkte und der Verlegeleistung führen. Die Veröffentlichung der Marktzahlen gehört auch dazu. Natürlich sollen die Vorteile der elastischen Beläge ausgelobt und kommuniziert werden.

FT: Was sind die vorrangigen Ziele, die der Verband in 2006 erreichen will?

Schintz: Gemeinsame, abgestimmte Aussagen, Informationen und Hinweise für die Verarbeiter, damit also für alle Anwender und Verbraucher. Wir haben bereits, z.B. zum Thema Reinigung und Pflege und zur neuen Deponieverordnung wichtige Hinweise auf der Internetseite www.feb-ev.com gegeben.

FT: Gibt es darüber hinaus langfristigere Ziele?

Schintz: Die Erkenntnisse der Zusammenarbeit mit Anderen müssen zu Produktverbesserungen aller Komponenten führen. Elastische Beläge sollten entsprechend ihren vielfältigen Vorteilen im Markt noch besser positioniert werden. Dazu gehört für den FEB ganz besonders der Bereich "Service". Ein Beispiel: Unser Logistik Projekt dient einzig dem Ziel einen sicheren, schnellen und zuverlässigen Transport unserer Produkte zum Kunden zu garantieren.

FT: Manche Hersteller elastischer Bodenbeläge geben keine Klebstoffempfehlung bzw. Verlegeanleitungen zu ihren eigenen Produkten heraus und verweisen stattdessen an die Klebstoffhersteller. Warum?

Schintz: Verlegeanleitungen geben alle FEB-Mitgliedsunternehmen heraus. Dabei werden vielfach auch allgemeine Hinweise auf Klebstoffe gegeben. Diese Empfehlungen kann man allerdings nicht immer auf jedes Objekt anwenden. Wie Sie wissen, besteht unser Geschäft fast zu 80% aus Renovierungen. Dabei ist es häufig sinnvoll, dass spezielle Aufbauempfehlungen erarbeitet werden, z.B, bei problematischen Altuntergründen. Derartige Systemaufbauten können nur von der Klebstoffindustrie erstellt werden.

Ähnlich verhält es sich bei neuen Belägen oder Belagsvarianten. Diese werden von den FEB-Mitgliedern den Klebstoffherstellern für Testverklebungen zur Verfügung gestellt. Die Klebstoffhersteller nehmen dann mit ihren Klebstoffen die Kompatibilitätsprüfung vor. Deshalb kann auch nur von ihnen eine Freigabe und Empfehlung von Klebstoffen erfolgen.

Die Klebstoffe müssen dabei die Anforderungen der DIN EN 14259 erfüllen. Selbstverständlich ist in diesem Komplex auch, dass sich sowohl die Klebstoffindustrie als auch die Belagshersteller Ihrer gemeinsamen Verantwortung gegenüber dem Verarbeiter bewusst sind.

FT: Das Schrumpfen von elastischen Bodenbelägen war 2005 ein Dauer-Thema. Wie ist der Stand der Dinge?

Schintz: Richtig, das Schrumpfen von PVC-Bodenbelägen war ein "Dauerthema". Die daraus beim Verleger bestehende Verunsicherung wollen wir in Form von weiteren Schulungsangeboten kompensieren. Unsere Erfahrung zeigt, dass geschulte Fachverleger bei der Verlegung von Millionen an Quadratmetern verschiedenster PVC-Beläge keine Probleme haben.

FT: Wäre es nicht sinnvoll, wenn man als Hersteller elastischer Bodenbeläge auf "Schwächen" gezielt hinweist und damit offensiver mit Verlege-Risiken umgeht? So wird z.B. das Thema Fugen bei Parkettherstellern behandelt.

Schintz: Ich sage es noch mal: Bei richtiger Handhabung und unter Beachtung der vom Klebstoff- und Belagshersteller gegebenen Empfehlungen, werden Produkt- und Verlegequalität Bauherren und Architekten lang anhaltend überzeugen.

FT: Wie stellt der Verband sicher, dass auf Produktveränderungen/Rezepturveränderungen bei elastischen Bodenbelägen von Seiten der Hersteller hingewiesen wird. Was sagt der FEB dazu?

Schintz: TKB und FEB haben schnell bemerkt, dass die Zusammenarbeit für beide Organisationen von Vorteil ist. Sie werden sich wechselseitig informieren und bei Produktänderungen entsprechende Testungen durchführen. Durch diese geprüfte Kompatibilität werden Überraschungen in der Praxis verhindert.

FT: Bei der Reinigung und Pflege von elastischen Bodenbelägen wird zwischen Reinigungsanweisungen und Reinigungsempfehlungen unterschieden? Hat das rechtliche Gründe, weil eine Reinigungsanweisung im Gegensatz zu einer Reinigungsempfehlung den Hersteller nicht bindet?

Schintz: Reinigungsanweisungen sind mir nicht bekannt. Die FEB-Mitglieder geben alle Reinigungsempfehlungen heraus, so sieht es zumindest eine gemeinsame Sprachregelung vor.

FT: Ich habe gehört, dass die FEB-Homepage zur Info-Plattform ausgebaut werden soll - auf welche Inhalte dürfen wir uns zukünftig freuen?

Schintz: Wir möchten als kompetenter, helfender Partner für Verarbeiter und Nutzer unserer Produkte auftreten. Dafür wollen wir unser Wissen, unsere Erfahrungen und die Resultate unserer Projekte in professioneller Form anbieten und allen zugänglich machen. Auch wollen wir sukzessive einen Dialog zu allen an elastischen Bodenbelägen Interessierten aufbauen. Deshalb werden Inhalte, Logistik und Erscheinungsbild unserer Homepage optimiert. Die Freischaltung werden wir sicherlich bis spätestens nach der Sommerpause kommunizieren.

FT: Was sehen Sie als die größte Herausforderung beim Thema elastische Bodenbeläge?

Schintz: Dass elastische Bodenbeläge noch mehr verdiente Anwendungen im deutschen Markt finden. Dabei helfen Transparenz, Kommunikation und unser Angebot an optimalen Lösungen für Verarbeiter und Nutzer.

FT: FussbodenTechnik liegen die Verleger besonders am Herzen. Was gibt der FEB dem Bodenleger für eine möglichst sach- und fachgerechte Arbeit an die Hand?

Schintz: Das FEB-Angebot reicht von Verlege- und Reinigungsempfehlungen, Angebote an Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen über die FEB-Mitglieder bis hin zur Unterstützung durch Objektberater vor Ort. Darüber hinaus besteht ein gutes Angebot an geprüften Klebstoffen, passend zu unseren Belägen bieten wir damit ein sicheres System.

Leider kann der FEB das Umfeld der Praxis nicht verändern. Uns bereitet immer wieder Sorgen, dass häufig zu viel Feuchtigkeit im Gebäude ist, ungünstige klimatische Bedingungen herrschen und nur begrenzte Zeit für Umbauten zur Verfügung steht. Der FEB empfiehlt deshalb die Beachtung der Verlege- und Klebstoffempfehlungen. Besonders wichtig: eine Dokumentation, wie z. B. mit dem "Fußbodenpass" schließt jede gute Verlegung ab.

FT: Beobachten Sie auch die Aktivitäten anderer Interessenverbände aus dem Bodenbelagsbereich? Welche Gemeinsamkeiten gibt es? Gibt es gemeinsame Zielsetzungen?

Schintz: Natürlich beobachten wir andere Interessenverbände. Da, wo Synergieeffekte zu erkennen sind, wird der FEB sie auch nutzen.

FT: Über welche Nachricht aus dem Bereich elastische Bodenbeläge würden Sie persönlich sich am meisten freuen?

Schintz: Dass ein Verarbeiter am liebsten nur elastische Beläge verlegt!
aus FussbodenTechnik 01/06 (Wirtschaft)