Größte US-Fußbodenmesse Surfaces, Las Vegas

Was ist anders in Amerika?

Die wichtigste amerikanische Fußboden-Messe Surfaces, Anfang Februar 2006 in der Spielerstadt Las Vegas, verzeichnet einen neuen Aussteller- und Besucherrekord. Pessimistische Prognosen bestätigten sich nicht. Das Geschäft läuft. Mehr als in den Vorjahren zeigten sich Händler bereit, unmittelbar auf der Messe Aufträge zu unterzeichnen.

Die Produktvielfalt auf der Surfaces 2006 war einmal mehr beeindruckend. "Ich habe Hunderte Unternehmen gesehen, von denen ich noch nie gehört habe", kommentierte Frank ONeill, Herausgeber des amerikanischen Floor Focus Magazins. Auch der Zulauf von Händlern und Großhändlern stieg. "Es kamen viele, die diese Messe bisher nicht besucht haben." Amerikanische Einkäufer sind entscheidungsfreudiger als Europäer. Noch nie hätten sie ein derart hohes Aufkommen an direkten Aufträgen erlebt, berichteten viele Aussteller.

Geschätzte 30% der Anbieter im Holz- und Laminatbodenbereich stammen aus Asien. Der Einfluss fernöstlicher Produkte erhöht sich noch einmal deutlich, zählt man in den USA ansässige Importeure hinzu. Diese Unternehmen zeigen jedoch selten Neuheiten, hinken Trends hinterher und setzen eher auf den Durchschnittsgeschmack.

Messe ohne Marktführer

Der amerikanische Hartboden-Marktführer Armstrong mit seinen Marken Bruce, Hartco und Robbins war nicht auf der Surfaces vertreten. Auch Fußbodengigant Shaw Industries hatte schon im Vorfeld seine eigene Ausstellung in Atlantic City, absolviert. Mohawk Industries schließlich ließ sich von seinen jungen Töchtern Quick Step (Laminat) und Dale-Tile (Fliesen) vertreten.

So waren Mannington Mills und Tarkett die größten Aussteller auf der Surfaces. Beide Unternehmen bieten ein breites Spektrum vom elastischen Bodenbelag über Laminatboden, Fertigparkett bis Massivholzboden. Wer im US-Markt eine größere Rolle spielen will, muss Vollsortimenter sein. Das haben auch europäische Laminatbodenhersteller wie BHK erkannt und verstärken deshalb ihr Angebot mit Parkett.

Europäer in den USA

Über 50 bekannte europäische Unternehmen waren mit Hartfußböden, Accessoires oder Verlegewerkstoffen auf der Surfaces präsent. Hochwertige Produkte erleben in den USA verstärkte Nachfrage. Das kommt den technisch ausgereiften Produkten aus Europa zugute. So plant der österreichische Leistenhersteller FN Neuhofer, in absehbarer Zeit eine eigene Produktionsstätte in den USA zu errichten. Bisher macht das Unternehmen rund 7% seines Gesamtumsatzes in Nordamerika. Boen (Norwegen) hat seinen US-Anteil schon auf 10% gesteigert, und T&G Wood (Niederlande) hat einen eigenen Stützpunkt in Los Angeles eingerichtet.

Europäer entscheiden nach Holzarten, Amerikaner wählen eine Farbe passend zum Interieur. Daher sind fast alle US-Holzböden gebeizt. Das nutzt der größte deutsche Laubholzsäger Pollmeier und liefert seine gebeizten Bucheböden ausschließlich nach Nordamerika. Bei Profilen und Wandleisten bevorzugen Amerikaner die gleichen Dekore wie beim Boden. Aluminiumprofile sind daher kein Thema.

Bei Laminatböden registrieren US-Marktbeobachter Fortschritte bei Tarkett, Robina, Balterio sowie das Comeback von Witex mit dem neuen Boden Ceraclic. Beachtung fand der Laminatbodenproduzent Kaindl mit seinem 50 aktuelle Oberflächen umfassenden US-Dekorprogramm. Genau wie Tarkett sein Label mit einer großen Markenkampagne bis in den Endverbraucherbereich bekannt machen will, versucht Kaindl, sich als eigene US-Marke zu etablieren.

Vor 15 Jahren wurden in Kalifornien handbehauene Landhausdielen aus der Taufe gehoben. Ihr Reiz bleibt ungebrochen. Neu hinzu kommen auf alt getrimmte Dielen mit abgeblätterter Farbe und aufgemalten Ornamenten.

Der US-Parkettmarkt ist verglichen mit Europa noch von einer starken Massivholznachfrage geprägt, Fertigparkett hat aber auch hier schon 60% Anteil erreicht. Dimensionsstabiles Mehrschichtparkett wird den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen besser gerecht, die zu 4-6% Holzfeuchte in Nevada bis zu 16% auf den Bermudas führen.

Verlegewerkstoffe

Zweikomponentige Klebstoffe lassen sich im US-Markt nicht platzieren. Mapei ist mit dem Versuch schon vor Jahren gescheitert. Dort wo nicht genagelt wird - vor allem im feuchten Süden und an den Küsten der Vereinigten Staaten - wollen amerikanische Parkettleger einkomponentige Kleber.

Matte Oberflächen dagegen werden Amerikanern langsam vertraut. Was aus Europa kommt, gilt vor allem an der Westküste als "hip". Deshalb kann Öl-Wachs-Anbieter Osmo auf Händlerzuspruch verweisen. Trotzdem bleiben geölte Böden eine Seltenheit. Matter Lack mag eine Vorreiterrolle spielen, aber Oberflächenbeschichter wie Berger-Seidle registrieren ein unregelmäßiges Hin und Her zwischen seidenmatt und hoch glänzend.

Wenig Export in andere Märkte

Parkett hat am amerikanischen Inlandsverbrauch einen Anteil von 8-10%. Der Wert der in den USA produzierten Holzfußböden beläuft sich auf. 2,6 Mrd. Dollar. Wenige Unternehmen blicken daher über den heimischen Tellerrand. Lauzon Distinctive Hardwood Flooring aus Kanada oder Columbia Flooring exportieren einen Teil ihrer Produkte nach Europa. Dort aber bleiben Nordamerikaner, wie Anderson Hardwood Floors, oft im eigenen Sprachraum und steuern die Märkte Großbritannien und Irland an.


Führende Unternehmen im US-Hartbodengeschäft

- Armstrong World Industries (Bruce, Hartco, Robbins), USA
- Tarkett Inc., USA/Schweden
- Mannington Mills Inc., USA
- Mohawk Industries (Quick Step), USA
- Shaw Industries, USA
- Mirage Boa-Franc Inc., Kanada
- Columbia Flooring, USA
- Anderson Hardwood Floors, USA
- Lauzon Hardwood Flooring; Kanada
- Nybron Flooring, USA/Schweden
aus Parkett Magazin 01/06 (Wirtschaft)