Care & Fair Mitgliederversammlung, Hamburg

Aufruf zu mehr Idealismus in der Branche

Die finanzielle Lage der Brancheninitiative gegen illegale Kinderarbeit und für die Verbesserung der Lebensqualität der Knüpffamilien, Care & Fair, ist weiter angespannt. Rückläufige Einnahmen verhindern neue Projekte. Daher ruft der Vorstand die Teppichbranche zu mehr Idealismus und Verantwortungsgefühl auf. Positiv ist die Verstärkung des Vorstands mit Manfred Barfuß und Marc Janssen zu werten.

Das beherrschende Thema der diesjährigen, wie leider üblich äußerst schwach besuchten, Jahreshauptversammlung waren wieder die Finanzen. Die aktuelle Marktlage für Teppiche ist weiter angespannt, was auch Care & Fair negativ zu spüren bekommt.

Ein Großteil der Gelder fließen über eine Importabgabe in Höhe von einem Prozent des Wertes der importierten Teppiche in die Kassen der Organisation. Sinken die Verkäufe, sinken automatisch die Care & Fair Einnahmen.

Ein zusätzliches Problem für die Arbeit von Care & Fair ist das abnehmende Interesse am Thema Kinderarbeit an sich. Daher ist es schwieriger geworden, neue Mitglieder zu gewinnen. Dementsprechend gingen auch die Mitgliederzahlen leicht zurück.

So schwer die finanzielle Situation aber auch ist, so viel hat Care & Fair getan, um die Kostenstruktur der Lage anzupassen. Weitere Einsparungen sind aber nicht mehr möglich, ohne die Qualität der Arbeit stark zu beeinträchtigen. Zur Zeit kann und muss Care & Fair von seinen Rücklagen leben. Ein Zustand der so auf lange Frist nicht durchhaltbar ist.

Um die sinkenden Einnahmen zumindest teilweise auszugleichen, wurde ein gemeinnütziger Förderverein gegründet. Diesem ist es möglich auch Spendenquittungen auszustellen, was Care & Fair als Brancheninitiative nicht kann. Die Einnahmen dieses Vereins fließen komplett Care & Fair zu. Die Mitgliedschaft in diesem Förderverein kostet 50,- EUR pro Jahr.

Das Hauptziel bei der finanziellen Zukunftssicherung der Care & Fair Projekte liegt aber bei der Suche nach Sponsoren für die laufenden Projekte bzw. für die Finanzierung künftiger Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität der Knüpfer. Diese wirkliche Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert vor allem in Pakistan schon heute sehr gut. Als Beispiel kann hier die Schule in Vern genannt werden (siehe Heimtex Orient 3-4 / 05).

In Indien ist die Lage derzeit schwieriger. Neue Projekte können nicht finanziert werden. Die Priorität liegt ganz klar bei der Aufrechterhaltung der laufenden Aktivitäten. Dazu gehören Schulen, die keine sonst übliche Schulgebühr verlangen und auch die Materialen für den Unterricht sowie zwie Schuluniformen pro Jahr stellen.

Vor diesem Hintergrund ruft der Care & Fair Vorsitzende Volker Heinrich die gesamte Teppichbranche zu mehr Idealismus auf. In seinen Augen ist es komplett unverständlich, dass die Branche nicht stark genug ist, die vor über 10 Jahren aufgenommene Arbeit konsequent fortzusetzten.

Es gibt aber auch Positives zu berichten: Der Vorstand verstärkt und verjüngt sich. Nach Neuwahlen hinzu gekommen sind Manfred Barfuß von Wissenbach und Marc Janssen von I.C.E. Marc Janssen möchte später die engagierte Arbeit von Vater Frits, der parallel im Vorstand bleibt, weiterführen.
aus Heimtex Orient 01/06 (Wirtschaft)