FussbodenTechnik-Besuch am Xella-Produktionsstandort in Calbe bei Magdeburg

Fermacell-Trockenestrich sichert Boden- und Estrichlegern ein Zusatzgeschäft

Trockenestrich wird in zunehmendem Maße beim Innenausbau von Alt- und Neubauten eingesetzt. Der große Vorteil gegenüber konventionellen Zement- und Fließestrichen ist die deutlich kürzere Bauzeit. Von der steigenden Nachfrage können auch Boden- und Estrichleger profitieren, wenn sie diese zusätzlich anbieten. Neben bekannten Trockenestrichen aus Gips- bzw. Gipsfaserplatten sind jetzt zementäre Fermacell Trockenestrich-Elemente von Xella auf den Markt gekommen, die im Vergleich mit Gips wasserfester sind.

Bislang wurden Gipsfaserplatten und Trockenestriche vorwiegend vom Trockenbauer oder vom Holzbauer verarbeitet. "Wir haben uns gefragt, warum eigentlich der Estrich- oder der Bodenleger diese Aufgabe nicht übernimmt", berichtet Thomas Kalthoff, Leiter Produktmanagement und Marketing bei Xella Trockenbau-Systeme. Mittlerweile stellt Kalthoff fest, dass immer mehr Verleger sich für das Thema Trockenestriche interessieren.

Neue Perspektiven versprechen hier zementgebundene Trockenestriche, die derzeit in den Markt drängen. Entwicklungen wie das Fermacell Powerpanel TE (Trockenestrich-Element) sind widerstandsfähig gegen Wasser und können daher auch in jenen Feuchtigkeitsbereichen eingesetzt werden, die der Trockenbauweise aus Gips bislang verschlossen waren. Entsprechende zementäre Produkte haben in den USA bereits einen Marktanteil von über 54% in Feucht- und Nassräumen erobert. Auch in Europa gehen Schätzungen davon aus, dass der Absatz von zementgebundenen Platten bis 2015 um das 20fache gesteigert wird.

Eine Quote, die aufgrund des breiten Einsatzspektrums von zementgebundenen Platten durchaus realistisch erscheint. So ist der Trockenestrich Powerpanel TE von Fermacell geeignet für Massiv- und Holzbalkendecken im Alt- und Neubau und bildet außerdem in gewerblichen Nassräumen wie Duschen, Sportstudios, Wellnessbereichen oder Waschanlagen den idealen wasserfesten Untergrund. Für Wand- und Deckenkonstruktionen steht außerdem die Wandbauplatte Powerpanel H2O zur Verfügung. Ein weiteres wichtiges Standbein sind die Brandschutzplatten Aestuver, die beispielsweise im Hamburger Elbtunnel zum Einsatz kamen.

Auch wenn man sich bei Xella bei den genauen Zahlen in Schweigen hüllt, so zeigt die Tendenz beim Absatz deutlich nach oben: Im zweiten Jahr nach der Einführung der Wandbauplatte Powerpanel H2O haben sich die Zahlen gut entwickelt. Da man auch im Jahr 2007 mit einer stärkeren Nachfrage rechnet, will man die Produktionskapazität in Calbe (Sachsen-Anhalt) ausbauen.

Breites Einsatzspektrum

Hinsichtlich der Verarbeitung bietet der Trockenestrich Powerpanel TE sämtliche Vorteile von Trockenestrichen. Der besondere Materialaufbau jedoch eröffnet Anwendungsbereiche, die weit über die Möglichkeiten der klassischen Einsatzgebiete für Trockenestriche hinaus gehen. Die beidseitig mit einem alkaliresistenten Glasfasergewebe armierte Leichtbeton-Estrichplatte mit Sandwichstruktur ist Schimmelpilzresistent. Sie ist für den Einbau in Sanitärräumen oder Wellness-Bereichen (Feuchtigkeits-Beanspruchungs-Klasse A2) geeignet. Dabei verfügt sie mit einem geringen Gewicht (16 kg pro Element), einfacher Verarbeitung und einem bedarfsgerechten Format (500 x 1.250 mm) zusätzlich über sämtliche Vorzüge der klassischen Trockenbauweise. Die Platte ist zudem nicht brennbar und entspricht der Baustoffklasse A1. Sie kann abschließend mit PVC, Fliesen, Linoleum oder anderen Bodenbelägen versehen werden.

Was ist möglich, was nicht?

Wie bei jeder Fußbodenkonstruktion hat auch der Fermacell Powerpanel TE eine ganze Reihe von Vorteilen, aber auch Grenzen. Die sehen wie folgt aus:

Vorteile:
- es wird keine Feuchtigkeit in den Bau eingebracht
- schnelle Verlegung/Bauweise
- die nächsten Gewerke können schnell weiterarbeiten
- Bodenleger kann Trockenestrich- und Bodenbelagsarbeiten aus einer Hand anbieten
- man kann fast jeden Bodenbelag aufbringen
- neues Geschäftsfeld für Boden legende Gewerke, die bislang nicht im Trockenbau tätig waren
- geringe Aufbauhöhe von 25 mm kostet keine zusätzliche Raumhöhe

Grenzen:
- nicht geeignet für den industriellen Bau, dort wo z.B. Stapler fahren, sondern in erster Linie für den häuslichen und den leichten gewerblichen Bereich
- Grenzen bei der Belastbarkeit
- die vollflächige Verlegung von Holz-Dielen sollte man vermeiden
- nicht geeignet in Schwimmbädern, in der Landwirtschaft und dort, wo chemisch agressive Stoffe zum Einsatz kommen

Einfach Verarbeitung

Die schnelle und einfache Verarbeitung ist ein wesentlicher Vorzug von Powerpanel-Konstruktionen. Die Fermacell Trockenestrich-Elemente Powerpanel TE bestehen aus zwei werkseitig verklebten Platten. Beide sind um 50 mm versetzt angeordnet, so dass ein umlaufender Stufenfalz entsteht.

Die Verarbeitung erfolgt wie bei herkömmlichen Gipsfaser-Estrichelementen: Zuschnitte lassen sich mit einer Handkreissäge herstellen. Um den Verschnitt zu reduzieren und Kreuzfugen zu verhindern wird im schleppenden Verband verlegt (vgl. Grafik). Schleppender Verband bedeutet, dass ein Reststück - in diesem Fall vom Trockenestrich - in der nächsten Reihe wieder angelegt wird; man schleppt also das Reststück in die nächste Reihe (wenn es denn noch lang genug ist). Die Bodenplatten werden im Bereich des Stufenfalz zunächst verklebt und anschließend wie gewohnt durch Powerpanel TE-Schrauben oder mit 22mm Spreizklammern im Abstand von 15cm miteinander verschraubt oder verklammert. Eine vollständige Belastung sowie das Aufbringen der endgültigen Oberbeläge ist nach Abbinden des Klebers möglich. Bei normalen Raumtemperaturen müssen dafür etwa 24 Stunden einkalkuliert werden.

Untergrund

Grundsätzlich ist für die Verlegung von Powerpanel TE eine vollflächige Auflage und ein tragfähiger, trockener Untergrund erforderlich. Gegebenenfalls sind entsprechende Ausbesserungen durchzuführen. Unebenheiten im Untergrund können je nach Beschaffenheit mit einem selbstnivellierenden Fließspachtel oder mit der Fermacell Trockenschüttung beseitigt werden. Besonders hohe Festigkeit bietet die gebundene Schüttung von Fermacell, die für Schütthöhen ab 40 mm geeignet ist und in der Gesamthöhe bis 2.000 mm einsetzbar ist.

Oberflächen

Ebenso wie konventionelle Trockenestrichsysteme kann auch Powerpanel TE abschließend mit den verschiedensten Oberbelägen versehen werden. Der Hersteller empfiehlt je nach Beanspruchung den Einsatz eines Abdichtungssystems. Dabei ist es bei nur zweitweiser und kurzfristiger Beanspruchung mit Spritzwasser ausreichend, das Dichtungssystem lediglich in den Randanschlüssen einzusetzen. Bei hoher Feuchtigkeitsbeanspruchung der Bodenfläche wird vom Hersteller eine vollflächige Abdichtung der gesamten Estrich-Konstruktion empfohlen.

Breites Trockenbau-Spektrum

Die neuen zementgebundenen Trockenestrichplatten erweitern das Einsatzspektrum des Trockenbaus deutlich. Während sie im Wesentlichen beim Ausbau oder bei der Sanierung von hoch mit Feuchtigkeit belasteten Räumen zum Einsatz kommen dürften, bieten sich die klassischen Trockenestriche aus Gipsfasern vor allem zur Lösung differenzierter bauphysikalischer Fragestellungen an. Entsprechend werden die Estriche aus Gipsfaser zur Erfüllung der verschiedenen Anforderungen ohne Dämmstoff oder als Verbundelemente mit rückseitiger Kaschierung in unterschiedlichen Dicken angeboten. So bietet Fermacell etwa zur wirksamen Wärmedämmung Estrich-Elemente an, die mit 20 beziehungsweise 30mm Polystyrol-Hartschaum oder 60mm extrudiertem Hartschaum versehen sind. Zur Minderung von Luft- und Trittschall sowie zur Erhöhung des Brandschutzes stehen Elemente mit einer Dämmung aus 10 mm Holzfaserdämmplatte oder 10 mm hochverdichteter Mineralwolle zur Verfügung.
aus FussbodenTechnik 05/06 (Sortiment)