Kleine Wolke Textilgesellschaft mbH & Co. KG

Leifheit hat Operation am offenen Herzen beendet

Der Leifheit Konzern in Nassau musste im Geschäftsjahr 2005 erneut Umsatzverluste hinnehmen. Der Umsatz sank um knapp 5% auf auf 296 (Vorjahr 317) Mio. EUR. Der Gewinn nach Steuern verbesserte sich dennoch mit 100.000 EUR auf eine schwarze Null (bei einer Steuererstattung von 4,1 Millionen Euro) nach einem Verlust von 7,3 Mio. EUR im Vorjahr.

Grund für den Turn-around war eine umfassende Umstrukturierung des Konzerns innerhalb von gerade mal einem Jahr. "2005 hat sich Leifheit so tief greifend gewandelt wie noch nie zuvor in seiner Geschichte", stellte der seit März letzten Jahres amtierende Vorstandsvorsitzende Dr. Hans-Georg Franke fest. Dazu habe es keine Alternative gegeben, wenn man die Rentabilität der Gesellschaft unter den sich dramatisch verändernden internationalen Wettbewerbsbedingungen langfristig sichern wollte, sagte er weiter. Ohne einmalige Sonderaufwendungen wäre das Ergebnis noch besser ausgefallen.

Die Maßnahmen im Einzelnen: Aufbau eines flexibel operierenden Supply-Chain-Managements, um Markenprodukte preisgünstig und qualitativ hochwertig herzustellen; Aufgabe des nicht mehr wettbewerbsfähigen Teils der inländischen Eigenfertigung; signifikante Verbesserung der internen Kostenstruktur. Das alles setzte auf der 2004 durchgeführten Restrukturierung des Unternehmensbereichs Bad auf. Dazu zählen neben der Aufgabe der Produktion von Duschtrennwänden die Beendigung der Produktion von Badteppichen in Bremen und die Zusammenlegung der Logistikbereiche von Meusch und Kleine Wolke in Bremen.

Die durch diese Maßnahmen verbesserte Kostenstruktur versetzte den Vorstand in die Lage, eine strikt Ergebnis orientierte Geschäftspolitik zu verfolgen. Sie führte zu der Entscheidung, auf Aktionsgeschäfte mit nicht auskömmlichen Margen konsequent zu verzichten, "um dem Preisverfall am Markt nicht noch weiter Vorschub zu leisten", erklärt der Vorstand.

Laut Franke glich die umfassende Neustrukturierung des Konzerns einer Operation am offenen Herzen. Parallel zum laufenden Geschäft wurde die Produktion von rund 450 Artikeln ins Ausland verlagert: nach Tschechien, China, Indien und Osteuropa. Das alles stellte das Unternehmen vor enorme Herausforderungen, nicht nur logistischer Art. Der Vorstand gibt dann auch offen zu, dass es zeitweilig zu "schmerzhaften Lieferengpässen" gekommen sei. Sie hatten ein entgangenes Umsatzvolumen von rund 5 Mio. EUR zur Folge. Eine weitere, allerdings beabsichtigte Folge war der Abbau der Beschäftigtenzahl um rund 20% auf 1.565 Mitarbeiter innerhalb von zwölf Monaten.

Der Unternehmensbereich Bad mit den Marken Spirella, Kleine Wolke und Meusch musste wie in den Jahren zuvor erneut an Umsatz einbüßen. Bereinigt um das aufgegebene Geschäft mit eigenproduzierten Duschwänden sank er von 74 auf 71 Mio. EUR. Das Produktangebot umfasst Badteppiche, Duschvorhänge und Zubehör, Wanneneinlagen und Accessoires, das letzte mit ständig wachsender Bedeutung.

Neben Deutschland sind die Schweiz als Heimatmarkt von Spirella, sowie Frankreich und Österreich die bedeutendsten Absatzgebiete. Hinzu kommen nach Firmenangaben die Benelux-Staaten, Skandinavien und Osteuropa als weitere wichtige Exportmärkte.

Der Unternehmensbereich Bad sah sich 2005 mit unverändert schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konfrontiert. In Europa litt das Geschäft mit Badezimmerausstattungen und Badtextilien generell unter der fortdauernden Kaufzurückhaltung der Verbraucher bei gleichzeitig weiter wachsendem Preis- und Wettbewerbsdruck quer durch alle Handelssegmente. Die großen Discounter forcierten laut Leifheit Tiefstpreisaktionen mit Produkten aus den Kernsortimenten des Bereichs und sorgten so - gepaart mit Dumping-Angeboten aus Billiglohnländern - für einen weiteren Preis- und damit Umsatzverfall in der gesamten Branche.

Unter diesen Voraussetzungen hat sich der Unternehmensbereich Bad 2005 nach Ansicht des Vorstands zufrieden stellend entwickelt. In einigen nicht näher bezeichneten Produktbereichen habe man sogar Marktanteile hinzugewonnen. Der Umsatzrückgang habe im Wesentlichen mit der Straffung von Sortimenten der Marke Kleine Wolke und Meusch zusammengehangen und unter dem Durchschnitt der Branche gelegen. Auch auf dem geringeren Umsatzniveau hat der Badbereich einen nennenswerten Beitrag zum Konzernergebnis beigetragen.

Den meisten Umsatz im Badbereich erzielte 2005 die Produktgruppe Duschvorhänge und Stangen mit 25 Mio. EUR. Gleich dahinter folgten die Badteppiche mit 24 Mio. EUR. Auf den folgenden Plätzen: Accessoires und Sonstige 10 Mio. EUR, Wanneneinlagen 7 Mio. EUR, Duschtrennwände 5 Mio. EUR. Die Zusammenführung der Marken Kleine Wolke und Meusch in einen Verantwortungsbereich am Standort Bremen beginne Früchte zu tragen, heißt es. Dadurch sei es nun möglich, die beiden bisher mit ähnlichen Sortimenten ausgestatteten textilen Marken preislich wie inhaltlich klarer zu positionieren und gezielter für die unterschiedlichen Absatzkanäle einzusetzen.

Laut Leifheit war das Echo des Handels auf die neue Ausrichtung viel versprechend und hat vor allem im vierten Quartal 2005 zu deutlichen Absatzsteigerungen geführt.

Durch die Erneuerung der Sortimente mit dem Zeitgeist entsprechenden Design und die Einführung neuer Produkte ist es dem Unternehmen nach eigenen Angaben gelungen, im Fachhandel weitere Marktanteile zu gewinnen. Auch das Shop-in-Shop-Geschäft konnte 2005 ausgeweitet werden. Leicht unter dem Vorjahresniveau blieben dagegen die Umsätze im Baumarktsektor, auch der traditionelle Fachhandel habe weiter an Bedeutung verloren, heißt es. Für das laufende Geschäftsjahr sieht der Vorstand "einige Gründe für einen vorsichtigen Optimismus". Dazu zählen die zu erwartende Aufhellung des Konsumklimas in Europa, vor allem aber die im Zuge der grundlegenden strategischen Neuausrichtung gewonnene eigene Stärke und Schlagkraft. Daher erwartet Leifheit 2006 ein moderates Umsatzwachstum und einen verbesserten Gewinn vor Zinsen und Steuern. In den beiden ersten Monaten des Jahres erzielte der Konzern mit 51 Mio. EUR einen Umsatz auf Vorjahreshöhe. Dazu steuerte der Badbereich 13 (12) Mio. EUR bei.
aus BTH Heimtex 04/06 (Wirtschaft)