Bundesvereinigung Bauwirtschaft GbR

Bonjean fordert "vernünftige Standortpolitik" für Bauwirtschaft


Produktionseinbußen von durchschnittlich 5 % musste 2001 das deutsche Bau- und Ausbauhandwerk hinnehmen. Auch für 2002 prognostiziert Heinz Werner Bonjean, Vorsitzender der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, eine negative Entwicklung: "Für die Betriebe des Bauhandwerks wird nochmals ein Umsatz- und Beschäftigtenrückgang in der Größenordnung von 2 % eintreten. Das Bauhauptgewerbe wird von dieser Entwicklung überproportional betroffen sein und muss mit weiteren Einbußen in Höhe von 5 % rechnen".

Als Gründe nannte Bonjean die anhaltende Schwäche im Wohnungsbau, die mangelnde Investitionstätigkeit der öffentlichen Hand sowie die ungewisse Entwicklung im Wirtschaftsbau.

Scharfe Kritik übte Bonjean an der Steuerpolitik der Bundesregierung: "Hier drückt der Schuh am meisten, denn die Steuer- und Abgabenbelastung, unter der die mittelständische Bauwirtschaft zu leiden hat, ist deutlich zu hoch." Er forderte, die noch geplanten Stufen der Steuerreform vorzuziehen. "Dies könnte zu einer wirksamen Gleichbehandlung von Personenunternehmen und Kapitalgesellschaften beitragen." Die viel beschworenen Steuerentlastungen der Personenunternehmen bleiben deutlich hinter den öffentlichen Verlautbarungen zurück.

Die von der Bundesregierung zusätzlich zum Steuerabzugsverfahren geplante Haftung des Hauptunternehmers für die Abführung der Sozialabgaben seiner Subunternehmer geht für Bonjean jedoch zu weit. Hilfreicher wäre nach seiner Auffassung eine Verpflichtung zur Einbeziehung ausländischer Subs in die deutsche Sozialversicherung, bereits nach 1 Monat Tätigkeit in Deutschland und nicht erst nach 12 Monaten wie derzeit üblich.

Nachbesserungen sind nach Bonjeans Meinung auch bei dem neuen Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen nötig. Die mehr als 300.000 Unternehmen des deutschen Bau- und Ausbauhandwerks litten erheblich unter der immer noch schlechten Zahlungsmoral sowohl bei öffentlichen als auch bei privaten Auftraggebern. "Gerade in den neuen Bundesländern hat die Anzahl der Kunden, die sich bis zu 60 Tagen mit der Zahlung Zeit lassen, in den letzten Monaten erheblich zugenommen."

Abschließend appellierte Bonjean an die Bundesregierung auch angesichts der Globalisierung nicht auf eine nationale Wirtschaftspolitik zu verzichten. "Deutschland braucht eine vernünftige Standortpolitik, die konjunkturellen Sonderentwicklungen entgegenwirken, kann. Insbesondere würde die Deregulierung und Entfesselung des deutschen Arbeitsmarktes der mittelständischen Bauwirtschaft helfen."

Die Forderungen seien bekannt: "Keine volle Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Erhöhung des Schwellenwertes im Kündigungsschutz auf 10 Beschäftigte und die Rücknahme der Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes, um nur einige zu nennen. Dies ist ein Konjunkturprogramm, das kein Geld kostet, und dessen Wirkung allen zugute kommen würde - auch den Beschäftigten."
aus BTH Heimtex 01/02 (Wirtschaft)